Die Langstreckenflieger machen fast zwei Drittel der heimischen Arten aus und überwintern meist jenseits der Sahara in Afrika. Dort finden sie ausreichend Insekten und andere Nahrung, um einige Monate zu überstehen.
Die Mission ihres Lebens erfüllen sie aber in unseren gemäßigten Breiten: Nach ihrer Ankunft stehen alle Zeichen auf Fortpflanzung!
Die Langstreckenzieher trifft die Klimakrise besonders. Gabor Wichmann, Geschäftsführer von BirdLife Austria, meint hierzu:
"Es gibt genug Studien, die zeigen, dass Langstreckenzieher, die von Mitteleuropa nach Afrika ziehen, sich schwerer mit der Anpassung tun, weil sich ihr Ablauf mit dem Zug nicht an die klimatische Veränderung hierzulande angepasst hat. Zum Beispiel sind die Insektendichten heute ein bis zwei Wochen früher als die Ankunftszeit. Und wenn der Vogel kommt, um die Jungen aufzuziehen, gibt es weniger Futter."
Hier sind 10 Langstreckenzieher, die Du kennen solltest:
1. Rauchschwalbe (Hirundo rustica)
Eine Schwalbe macht bekanntlich noch keinen Sommer. Aber eine Rauchschwalbe macht oft einmal den Anfang. Manchmal sieht man bereits ab Mitte März die grazilen Flieger einzeln oder in Grüppchen durch die noch kalte Luft schießen. Vor allem bei schlechterem Wetter fliegen die Rauchschwalben auf ihrem Zug nach Norden oft in geringer Höhe und folgen Flussläufen oder Waldrändern.
Meist sind sie aber eines schönen Tages einfach wieder da. Auf ihrem Bauernhof, in ihrer Scheune oder an ihrem Teich verkündet ihr Gezwitscher dann den Frühlingsbeginn. Als Kulturfolger und Landpomeranze benötigt die Rauchschwalbe unter anderem geschützte Brutplätze an mehr oder minder offenen Gebäuden. Dort kannst du ihr auch mit Nisthilfen unter die Flügel greifen.
2. Wiedehopf (Upupa epops)
Federhaube, markante Zeichnung und langer Schnabel. So auffällig der Wiedehopf auch ist, seine Ankunft im Sommerquartier bleibt oft einige Tage lang unbemerkt. Überhaupt bekommt man den exotisch anmutenden Vogel nicht oft zu Gesicht. Sein Rufen ist hingegen kaum zu überhören! Und wer Glück hat, der vernimmt das charakteristische up-up-up am ersten Tag des Frühlings.
Findet ein Paar zusammen, wird es bald sein Nest in einem großen Spechtloch, einem hohlen Baum oder einem Nistkasten einrichten und im Mai mit der Brut beginnen. Das Vorkommen des Wiedehopfs beschränkt sich in Österreich auf die wärmsten Regionen. Der Erhalt von insektenreichen Wiesen, Hecken und alten Obstbäumen ist für das Überleben dieses seltenen Zugvogels von großer Bedeutung.
---------------------
Blühendes Österreich fördert den Lebensraum des Wiedehopfs mit dem FLORA Programm.
3. Wendehals (Jynx torquilla)
Er ist der einzige heimische Specht (auch wenn er nicht so aussieht), den es am Ende des letzten Sommers nach Afrika gezogen hat.
Der gefährdete Wendehals ernährt sich nämlich vorwiegend von Ameisen. Kaum lerchengroß besitzt er nicht einmal einen besonders mächtigen Schnabel und zimmert somit auch keine eigenen Baumhöhlen. Vielmehr nutzt er bereits vorhandene Löcher, um darin seine Jungen aufzuziehen.
Die ersten Wendehälse treffen Ende März bei uns ein und lassen auch bald ihren leicht erkennbaren Balzruf erklingen. Klagend bis gellend schallt es dann von ihren Lieblingsbäumen am Rande einer Mähwiese, eines Weingartens oder im Park. Sehen wirst du den Wendehals nur mit viel Glück, denn seine Tarnung ist einfach phänomenal!
4. Mehlschwalbe (Delichon urbicum)
Etwas kleiner als die Rauchschwalbe, ist die Mehlschwalbe im Frühling meist auch später dran. Gern fliegt sie etwas höher als ihre Schwester mit dem gegabelten Schwanz. Vermischen sich die Schwärme doch, muss man schon zweimal hinsehen, um die beiden Arten zu unterscheiden. Richtig sicher kannst du dir sein, wenn du das Glück hast, eine Mehlschwalbenkolonie zu beherbergen.
Die häuslichsten unserer Schwalben hängen ihre aus Lehm und Speichel gebauten Nester oft an Hausmauern, unter Dachränder oder andere schützende Vorsprünge. Spätestens im Mai herrscht dort dann ein Zwitschern und Schwatzen und ständiges Kommen und Gehen. Wo geeignetes Baumaterial und Wasser fehlt, kann man der Mehlschwalbe auch Kunstnester anbieten. Und wer sich am Vogeldreck am Boden stört, bringt unterhalb der Nester ein Holzbrett an, das keine Katze erreichen kann.
5. Gartenrotschwanz (Phoenicurus phoenicurus)
Während das Hausrotschwänzchen auch im Winter hin und wieder über unsere Dächer gehuscht ist, strawanzte sein etwas farbenfroherer Bruder mit dem orangen Bauch durch die afrikanische Savanne.
Im April wirst du merken, wie sehr er dir gefehlt hat, wenn beispielsweise ein hübsches Männchen auf einem Ast sein prächtig gefärbtes Frühlingskleid zur Schau trägt. Auch der Gartenrotschwanz liebt abwechslungsreiche, relativ offene Kulturlandschaften und ist oft in der Nähe von Siedlungen anzutreffen.
Einst ein sehr häufiger Vogel, sind die Bestände dieser doch relativ anspruchsvollen Art stark zurückgegangen. Naturnahe Gärten und gepflegte Streuobstwiesen mit älteren Bäumen bieten ihm bei uns geeignete Lebensräume und damit oft ein letztes Refugium.
Lust auf mehr frühlingshaftes Vogelgezwitscher in Österreichs Natur? Unser Naturkalender erwacht mit Tausenden Naturerlebnissen in Österreich.
6. Kuckuck (Cuculus canorus)
Er ist der Frühlingsverkünder schlechthin! Und doch kann es bis Mitte April dauern, bis der aufmerksame Spaziergänger oder Gartenbankdrücker den Ruf des Kuckucks zum ersten Mal wieder hört.
Im Übrigen rufen nur die männlichen Kuckucke und beanspruchen so ihr Revier für den Sommer. Beobachten kannst du den lauten Vogel leider selten. Die wilden Verfolgungsjagden zwischen verliebten Kuckuckspaaren bieten dazu beispielsweise Gelegenheit.
Weniger erfreut über die Ankunft des Kuckucks sind natürlich seine kleinen Wirtsvögel, deren Bruten er parasitiert. Unabhängig vom Aprilwetter werden sich Zaunkönige, Rohrsänger und Grasmücken von nun an warm anziehen müssen, um ihre Nester zu schützen.
7. Nachtigall (Luscinia megarhynchos)
Auch die Nachtigallen kehren im April aus ihren Winterquartieren im tropischen Süden heim. Doch erst wenn es im Mai wärmer wird, fallen die eigentlich unscheinbaren, etwa spatzengroßen Vögel auf.
Dann geben die singenden Männchen so richtig Gas und wir wundern uns, welch gewaltige Stimme in einem so zierlichen Tier stecken kann. Unermüdlich singen die Nachtigallen aus dem dichten Gebüsch ihre komplexen, und doch melodiösen Lieder aus einem schier unendlichen Repertoire. Als Vogel des Frühlings und Vogel der Liebe betört uns die Nachtigall übrigens nicht nur nachts, sondern auch tagsüber.
8. Mauersegler (Apus apus)
Den eleganten Segler mit der sichelförmigen Silhouette zischt ab April durch die Lüfte. Der Mauersegler ist ein Gebäudebrüter und bevorzugt alte Bauwerke mit Spalten, Löchern und Rissen, in denen die Brut stattfindet.
Durch die Gebäudesanierungen gehen die Brutplätze verloren. Mauerseglernistkästen schaffen Abhilfe. Grundsätzlich gelten die Bestände in Österreich als nicht gefährdet.
9. Neuntöter (Lanius collurio)
Anders als sein extrem seltener Bruder der Raubwürger, ist der Neuntöter ein echter Zugvogel. Jedes Jahr, im April oder Mai, kehrt er verlässlich in sein Brutgebiet zurück und lauert bald wieder von seinem Lieblingsansitz aus auf fette Beute.
Die vergleichsweise späte Ankunft des Neuntöters ist auch seiner Ernährung geschuldet, denn große Insekten wie Grillen und Heuschrecken benötigen im Frühling meist etwas Zeit zur Entwicklung. Obwohl er bei uns zum Glück noch häufiger als der Raubwürger vorkommt, setzen auch dem Neuntöter die Zerstörung strukturreicher Lebensräume und die Intensivierung der Landwirtschaft zu.
10. Wachtel (Coturnix coturnix)
Als letzte Art unserer Top 10 der Frühlingsvögel gibt sich die Wachtel die Ehre. Der kleine Hühnervogel ist einer der letzten Langstreckenzieher, die im Frühling wieder in unseren Breiten auftauchen, um sich fortzupflanzen.
Erst wenn Gras und Getreide wieder hoch stehen, finden die Wachteln an den Rändern von Feldern und Wiesen ausreichend Deckung für die Futtersuche und ihre Balzspiele. Ab Mitte Mai kann man dann auch den dreisilbigen Ruf des Männchens, den bekannten Wachtelschlag, weithin hören. Obwohl die Wachtel nach wie vor weit verbreitet ist, und am Ende des Sommers bei uns auch bejagt wird, sind ihre Bestände teilweise dramatisch eingebrochen.
Natürlich gibt es auch im Wald und Gebirge viele Zugvögel. Unzählige Wasservögel, und sogar einige Greifvogelarten ziehen im Herbst ebenfalls in wärmere Gefilde, um im Frühling wieder bei uns zu landen. Wir haben Dir ganz bewusst vorwiegend Arten vorgestellt, welche auf offene, aber gut strukturierte Landschaften im landwirtschaftlich geprägten Raum angewiesen sind. Mit Deiner Hilfe und seinen zahlreichen Projekten trägt Blühendes Österreich fortlaufend zum Erhalt dieser wertvollen Biotope bei.