Anna Rußwurm aus Niederösterreich wird von den Medien als Madame Butterfly betitelt. Nicht nur das: Sie ist eine der emsigsten SchmetterlingsbeobachterInnen der Schmetterlingsapp. Bei der Schmetterlingsinventur in ihrem Garten 2020 dokumentierte sie 31 verschiedene Schmetterlingsarten und landete mit ihrer bunten Schmetterlingsschar in Niederösterreich auf dem ersten Platz. Österreichweit holte sie den vierten Platz.
Was macht Anna Rußwurms Garten zum Schmetterlingseldorado? Wir wollten es mit eigenen Sinnen erfahren:
30 Kilometer südlich von St. Pölten, am Ende der Dorfstraße von Rabenstein, liegt Annas Paradiesgarten. Von außen versperren Bäume und Büsche blickdicht die Sicht in den schmetterlingsreichsten Garten Niederösterreichs. Rundum Wiesen und Weiden, grasende Kühe – den Garten umsäumt ein hügeliges Idyll im Pielachtal.
Garten mit Hang – zum Verweilen
Hinter dem Zaun tut sich ein terrassenförmig angelegter Garten auf. Jede Ebene und jeder Winkel bilden eine eigene bunte, blühende und duftende Oase. Oben strahlen die rosa-weißen Seerosen aus dem Naturteich. Daneben wiegt sich eine Blumenwiese im Wind – das Tag- und Nachtquartier für Bläulinge. „Hier fotografiere ich die Bläulinge, sie übernachten sogar auf den Gräsern und unterhalb der Blüten“, freut sich Anna über ihre geflügelten Gäste.
In Annas Garten wurden neun Bläulingsarten dokumentiert. Der Schmetterlingsexperte der App, Helmut Höttinger, hat folgende Exemplare verifiziert:
- Alexis-Bläuling
- Zwerg-Bläuling
- Hauhechel-Bläuling
- Zwerg-Bläuling
- Kurzschwänziger Bläuling
- Faulbaum-Bläuling
- Kleiner Sonnenröschen-Bläuling
- Himmelblauer Bläuling
- Zahnflügel-Bläuling
Sie alle fühlen sich als blau schimmernde Vertreter ihrer Familie falter-wohl!
Die nächste Etage verbindet eine bepflanzte Steinmauer. Auf einer weiteren Terrasse sind Gemüse- und Kräutergärten angelegt. Wilde, dichte Ecken voll heimischer Sträucher wie Weißdorn, Korkenzieherhasel, Flieder, Salweide und Brennnesseln dürfen in Familie Rußwurms Naturgarten auch nicht fehlen.
„Viele unserer zweibeinigen Gäste finden unseren Garten einfach nur wild”, lacht Anna Rußwurm,
„aber bei mir darf alles blühen und gedeihen!“,
betont sie und zeigt auf ihren himmelblau blühenden Chicorée, die zwei Meter hohe Fenchelpflanze und auf den ausufernden Kohlsprossen, von dem Anna Samen gewinnen möchte. Keinen Zutritt in ihren Garten haben hingegen Thujen, jegliche Giftspritzerei oder Rasenmäherroboter.
Mit jedem Schritt tun sich nicht nur florale Freuden auf, wir bewegen uns von einer Duftwolke zur nächsten. Von betörend riechenden Nachtkerzen, würzigen Kräutern bis zu süßlich duftenden Kartoffelpflanzen werden die Sinne reichlich verwöhnt.
Von einer öden Wiese zum vielseitigen Naturgarten
Egal, wo man hinblickt – überall blüht und reift es: Feuerrote Ribisel, pralle Kirschen – gelb und rot – leuchten aus den stattlichen Obstbäumen, wo hingegen die Apfelbäume oder Nussbäume mit ihren grünen Früchten noch auf ihren großen Auftritt im Herbst warten.
Wie alt die opulenten Kirschbäume sind? „37 Jahre, wir haben sie gepflanzt, als wir eingezogen sind“ sagt Anna Rußwurm. „So wie alle Bäume und Sträucher, die hier Wurzeln geschlagen haben.“
Auf dem Vorher-Foto ihres Gartens wird der artenreiche Anstrich mehr als deutlich. Dass sich vor 37 Jahren an diesem Ort eine monotone Wiese auf einem Hang befand? Unvorstellbar in Anbetracht des facettenreichen Naturjuwels. Das macht wieder einmal deutlich, was der einzelne Mensch gegen das dramatische Insektensterben tun kann!
Flatterhafte Gäste in Annas Gartenoase
Hotspot Sommerflieder – wenn der blüht, halten ihre hastigen Gäste still und Anna kann in Ruhe ihre rastenden Schützlinge fotografieren. Auf dem Faltermagneten landen im Sommer ihr Lieblingsfalter Schachbrett, das Ochsenauge, der Zitronenfalter, der Admiral, der C-Falter oder der Segelfalter. Aus den dunklen, wilden Ecken ihres Schlaraffenlandes gaukeln ab und zu der Schwarzer Trauerfalter oder der Weißer Waldportier heraus.
„Gegen Ende des Sommers tummeln sich die Schmetterlinge auf der Herbstaster, da geht’s rund!“ freut sich Anna über den weiteren Sammelpunkt. Eine unvergessliche beflügelte Sensation in Annas Garten war der Besuch des Großen Schillerfalters 2018.
Ihr Schmetterlingsgarten hat sich in der Region herumgesprochen. So bringen ihr die Nachbarn Raupen wie aktuell die der Grasglucke vorbei, die Anna in ihrem Wintergarten aufzieht. Apropos Raupen: Gerne teilt Anna ihr Gemüse mit den Schmetterlingsraupen wie etwa jenen des Kohlweißlings.
„Alle Insekten haben ihre Berechtigung",
sagt Anna bestimmt „und wir müssen ihnen ihren Platz schaffen!" Bei genauerem Hinsehen entdecken wir Raupen in eingerollten Brennnesselblättern.
Süchtig seit 2016
„Eigentlich wollte ich dieses Jahr kürzertreten mit der Schmetterlingsapp“, schmunzelt Anna, die nach einem Tipp ihrer Tochter seit 2016 in der Citizen-Science-App aktiv ist. „Wenn ich jedoch einen Schmetterling sehe, kann ich nicht anders, als ihn zu fotografieren und ihn in die App hochzuladen.“ Eine unvergessliche Erfahrung machte sie im letzten Jahr in Tradigist, wo ihr der Schwarze Apollofalter die Ehre gab. Ein Moment, den sie natürlich mit der Schmetterlingsgemeinde teilte.
„Wir sind eine aktive Community, wir geben uns Tipps beim Bestimmen und tauschen uns rege über die Welt der Schmetterlinge aus. Nach meiner kurzen Pause bin ich wieder motiviert, meine Schützlinge zu ihrem Schutz zu dokumentieren“, freut sich Anna auf das große Flattern 2021.
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Mach auch du mit bei der Schmetterlingszählung 2021!
Lade dir einfach die kostenlose Schmetterlingsapp auf dein Mobiltelefon herunter. Oder nutze die Desktop-Version www.schmetterlingsapp.at.
Fotografiere einen Schmetterling in deinem Garten oder auf deinem Balkon. Du kannst das flatterhafte Modell innerhalb der App bestimmen. Wenn du dir nicht sicher bist, welche Falterart dir die Ehre gab, hilft dir die verlässliche Community beim Benennen deiner Sichtung.
Wähle die Option „Garten“ aus, wenn du Sichtungszeit und Ort eingibst.
Wir sind schon gespannt, was der Community heuer so vor die Linse flattert, wer den artenreichsten Garten hat und in welchem Bundesland die meisten Arten zu finden sind. Von 2. bis 25. Juli 2021 sind deine Sichtungen gesucht
Es gibt auch wieder etwas zu gewinnen: Schmetterlingsfreundliche Heckensträucher für den Garten, zur Verfügung gestellt vom RGV, Verein Regionale Gehölzvermehrung, und weitere tolle Preise ...