Das zoologische Monitoring unter der Leitung von Dr. Gernot Kunz untersuchte insgesamt 20 renaturierte Grünflächen zwischen 210 m2 und 810 m2 bei BILLA Märkten in Niederösterreich sowie eine noch intensiv bewirtschaftete Rasenmäherwiese in der Steiermark mit regelmäßiger Mahd. Das Monitoring erbrachte das Ergebnis, dass auf den renaturierten Blühflächen bis zu 330 Arten vorkommen. Auf der intensiv gepflegten Wiese nur rund 190 Arten.
„Die Studie zeigt, dass richtig bewirtschaftete und renaturierte Grünflächen der Einkaufsmärkte von BILLA schon jetzt wichtige Trittsteinbiotope und sogar Kernlebensräume für zahlreiche gefährdete und vom Aussterben bedrohte Arten sind und dadurch zur Sicherung unserer Biodiversität beitragen. Mit weit über 1000 – teilweise stark gefährdeten - Arten, inkl. Pflanzen und Pilzen, leisten die untersuchten BILLA Filialen einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der heimischen Fauna und Flora. Eine sukzessive Ausweitung dieser Maßnahmen auf Grünflächen bei BILLA Märkten in ganz Österreich ist im Gange“, meint Projektleiter Dr. Gernot Kunz.
Am Monitoring waren mit Dr. Gernot Kunz weitere 15 Fachexpert:innen beteiligt. Diese haben folgende Artgruppen bestimmt und gesammelt: Wanzen, Käfer, Kurzflügelkäfer & Laufkäfer, Milben & Springschwänze, Hummeln, Reptilien, Amphibien, Fledermäuse, Libellen, Pflanzenwespen, Heuschrecken, Zikaden, Schmetterlinge, Wildbienen, Grab- und Faltenwespen, Vögel, Heuschrecken, Netzflügler, Blattflöhe, Schaben, Ohrwürmer sowie Spinnentiere. Unter den beobachteten Arten der renaturierten Flächen befinden sich mehrere „vom Aussterben bedrohte“ und „stark gefährdete“ Arten wie der Große Ahornbock (Ropalopus clavipes), der Bunte Eschen-Prachtkäfer (Anthaxia podolica), die Gelbe Käferzikade (Agalmatium flavescens), die Bunte Wermut-Blattzikade (Eupteryx adspersa), die Schwefelameisenzikade (Tettigometra sulphurea), die Dickkopfzikade (Anaceratagallia laevis), der Große Spitzling (Aelia rostrata) und die Behaarte Stelzenwanze (Berytinus hirticornis). Bei der Gruppe der Schmetterlinge wurden insgesamt 67 Arten erfasst, davon 18 Tagfalter. Als Besonderheiten gelten das Krainer Widderchen (Zygaena carniolica), welches nach der Roten Liste der Nachtfalter Österreichs als vulnerabel (gefährdet) eingestuft wird, sowie unter den Tagfaltern der Rote Scheckenfalter und der Kleine Esparsetten-Bläuling. Von einigen registrierten Arten wie dem Laufkäfer (Lebia humeralis) und der Ligurischen Mauerbiene (Osmia ligurica) liegen nur eine Hand voll aktuelle Funde aus Österreich vor. Im Vergleich dazu schneiden die intensiv bewirtschafteten Referenzflächen in Bezug auf die Artenvielfalt sehr schlecht ab, auch fehlen naturschutzfachlich relevante Arten. Alle beobachteten Tiere wurden von den Biolog:innen fotografisch dokumentiert und auf die Meldeplattform iNaturalist in Sammelprojekte und ein Dachprojekt gelegt. Auf diese Weise konnten 300 weitere Bestimmer:innen, vorwiegend aus Europa, für die Verifizierung der hochgeladenen Datensätze gewonnen werden. Zudem sind alle erhobenen Datensätze öffentlich zugänglich und stehen der Biodiversitätsforschung und dem Naturschutz zur Verfügung. Einzelne, mit Fotos nicht bestimmbare Arten wurden entnommen und im Labor genitalmorphologisch untersucht.
"In Zeiten des globalen Artensterbens ist die naturnahe Gestaltung von bisher intensiv bewirtschafteten Flächen eine Verpflichtung für uns alle. BILLA gibt mit der Renaturierung von Grünflächen ein deutliches Signal, dass regionale Aussterbeprozesse auch reversibel sein können. Seltene Schmetterlinge sind ein Dank dafür“, so Dr. Peter Huemer, Vorstand Blühendes Österreich und Kustos der naturwissenschaftlichen Sammlung der Tiroler Landesmuseen.
Seit 2018 renaturiert BILLA rund um seine Märkte Grünflächen in Naturwiesen. Bisher wurden rund 30.000 m2 Fläche bei 40 BILLA und BILLA PLUS Standorten in Blühflächen umgewandelt. Das Projekt wird seit Beginn von Naturschutzexpert:innen und –organisationen wie dem Landschaftspflegeverein Thermenlinie-Wienerwald-Wiener Becken an vielen Standorten südlich von Wien begleitet. Ein großer Teil des Saatguts kommt aus dem Saatgut-Netzwerk REWISA. Im Rahmen des Projekts wurden auch die beauftragten Gartenfirmen von den Naturschutzexpert:innen naturschutzfachlich eingeschult.
Neuer Standard bei neu errichteten BILLA und BILLA PLUS Märkten sind zudem umfassende Begrünungen in Form von Bäumen, Naturwiesen sowie Dach- und Fassadenbegrünungen. Diese werden anhand eines eigens dafür erstellten Handbuchs vorgenommen, sorgen für ein kühlendes Mikroklima und fördern die Biodiversität. Unter anderem erstrahlen der BILLA PLUS in Baden oder der BILLA in Oberwaltersdorf in saftigem Grün.
Die Studie von Dr. Gernot Kunz ist hier nachzulesen: Billa Biodiversitätsflächen Dachprojekt · iNaturalist