Einblick in die Maßnahmen vor Ort
Bei einem Termin in Wolfsbach wurde eine 200 Jahre alte Birnbaumzeile auf dem Hof der Familie Wimmer besichtigt. Die Baumreihe, die sich über knapp einen Kilometer erstreckt, ist mit dieser Länge eine Seltenheit in Niederösterreich. Der Verein Streuobsterhaltung Mostviertel unterstützt die Familie Wimmer bei den Pflege- und Schnittmaßnahmen der alten Bäume.
Engelbert Wieser, Obmann des Vereins, betont die Dringlichkeit dieser Maßnahmen:
„Ein von Menschenhand kultivierter Obstbaum benötigt Pflege, um seine Erhaltung und seinen Ertrag zu sichern. Leider drängt durch die Vernachlässigung der Pflege in den letzten Jahrzehnten die Zeit. Wir müssen das Tempo erhöhen, um die Birnbaumbestände zukunftsfit zu machen.“
Wieser hebt die Bedeutung der alten Birnbäume als Lebensräume voller Biodiversität hervor und warnt, dass "junge Bäume Jahrzehnte brauchen, um die Funktionen eines Altbaumes zu übernehmen."
Effektive Pflege durch moderne Technik
Im Rahmen des Projekts sollen innerhalb von zwei Jahren 210 Bäume im Mostviertel geschnitten werden. Die Verjüngungsschnitte fördern das Wachstum und verbessern die Fruchtqualität der alten Mostbirnbäume. Aufgrund der Größe und Standorte der Bäume kommen moderne Hilfsmittel wie eine geländegängige Raupenarbeitsbühne zum Einsatz, die sich selbstnivellierend abstützt und somit eine sichere sowie fachgerechte Pflege ermöglicht.
Interessierte Baumbesitzer:innen können sich mit mindestens vier und maximal zehn Hochstammbirnbäumen am Projekt beteiligen. Das Projektgebiet umfasst die Gemeinden des Mostviertels. Mehr Information zur Teilnahme hier.
Ein Leuchtturmprojekt für die Streuobstkultur
Rainer Silber und Leopold Reikersdorfer von der ARGE Streuobst Österreich unterstreichen die Bedeutung des Projekts:
„Die ARGE Streuobst Österreich sieht in der Pflege der alten Obstbäume eine der größten Herausforderungen im Streuobstanbau. Ein professioneller Verjüngungsschnitt erhöht die Vitalität der Bäume und trägt zur Sicherheit der Streuobstbestände bei. Umso wichtiger sind Leuchtturmprojekte wie jenes im Mostviertel und auch die profunde Ausbildung von Obstbaumwärtern und Obstbaumpflegerinnen in ganz Österreich.“
Ronald Würflinger, Generalsekretär von Blühendes Österreich, zeigt sich begeistert:
„Der Besuch bei Fam. Wimmer zeigt, dass die Kofinanzierung von Blühendes Österreich in Höhe von knapp € 33.000 einen wirklichen Beitrag zum Schutz der Birnbaumsubstanz im Mostviertel leistet. Ich freue mich, dass wir damit dem Verein Streuobsterhaltung Mostviertel tatkräftig helfen können, dutzenden Bäuerinnen und Bauern für die Erhaltung der Streuobstkultur zu mobilisieren. Ich bedanke mich herzlichst, für den wertvollen Einsatz von Obmann Engelbert Wieser, bei seinen Vorstandsmitgliedern und beim Team der AGRAR PLUS.“
Zukunftsperspektiven und regionaler Nutzen
Andreas Pum, Kammerobmann der Bezirksbauernkammer Amstetten, hebt die Bedeutung der Erhaltung der Familienbetriebe hervor:
„Die Grundzielsetzung liegt klar auf der Erhaltung der Familienbetriebe. Dank der Unterstützung von Blühendes Österreich können wir wichtige Schritte unternehmen, um die Bewirtschaftung von Streuobstbeständen in der Region Mostviertel zu verbessern. Die regionale Qualität muss stärker in den Fokus gerückt werden.“
Josef Breinesberger, Geschäftsführer von AGRAR PLUS, betont die Vorbildfunktion des Projekts:
„Es soll weitere Baumbesitzer und Baumbesitzerinnen dazu ermutigen, ihre Bestände ebenfalls zu pflegen und zu schneiden. Das Ziel ist es, ähnliche Initiativen auch über die Grenzen der Bundesländer hinweg anzustoßen und so eine breite Bewegung zur nachhaltigen Bewirtschaftung von Streuobstbäumen zu starten.“
Projekte wie diese ermöglichen es, die einzigartige Kulturlandschaft des Mostviertels für zukünftige Generationen zu erhalten.
Gemeinsam mit der ARGE Streuobst Österreich führte Blühendes Österreich 2023 den nationalen Programmcall #streuobst durch. Für 13 Leuchtturmprojekte mit einer Biotopwirkung von 20 Hektar stellt Blühendes Österreich knapp € 250. 000 zur Verfügung. Die Projekte werden 2024 bis 2025 ungesetzt. € 12.500 stellte Henkel für einen Sonderpreis zur Verfügung.
© Untere Reihe von links nach rechts: Leopold Reikersdorfer, (Vereinsvorstand ARGE Streuobst Österreich), Gerlinde Handlechner (Pomologin, Verein Streuobsterhaltung), Andreas Pum (Kammerobmann der Bezirksbauernkammer Amstetten), Ronald Würflinger (Generalsekretär Blühendes Österreich), Karl Wimmer (Landwirt, Mostheuriger Wimmer), Josef Breinesberger (Geschäftsführer AGRAR PLUS), Manfred Kirtz (Projektbetreuer Bioenergie AGRAR PLUS)
Obere Reihe von links nach rechts: Maria Anna Duda (Leitung Kommunikation Blühendes Österreich), Engelbert Wieser (Obmann Verein „Streuobsterhaltung Mostviertel“)