Krisenstimmung herrscht nicht nur bei den Menschen durch Covid-19. Auch das Insektensterben gibt den WissenschaftlerInnen Grund zur Sorge. Vor allem Schmetterlinge sind sensible Bioindikatoren. Wie beflügelte Seismografen schlagen sie Alarm, wenn es um einen Lebensraum schlecht steht. Und sie warnen uns: Denn fast die Hälfte der fragilen Schönheiten ist gefährdet oder steht auf der Vorwarnliste!
Grund genug, die Ärmel hochzukrempeln und noch heute den bedrohten Faltern Erste-Hilfe-Pakete zu schnüren, damit unsere Kinder in Zukunft auch eine flatterhafte Vielfalt – und die überaus wichtigen Ökosystemleistungen der Bestäuber – erleben können!
1Zuhause eine Arche Noah schaffen
Eine stille Revolution in Österreichs Gärten und auf den Balkonen hat begonnen: NaturfreundInnen schaffen daheim Kleinbiotope für Insekten. So entsteht ein wachsendes Mosaik an (Über-)Lebensräumen, in denen die Schmetterlinge und Co. Zuflucht vor der intensivierten Landwirtschaft und vermehrten Betonwüsten finden. Und das müssen sie, denn:
"In Österreich wird pro Tag die Fläche von 20 Fußballfeldern verbaut!"
In die “Arche Noah für Insekten” haben nur heimische und regionale Pflanzen Zutritt, die mit ihrem süßen Nektar als Nahrungspflanzen für die Falter, aber auch als Kinderstube für Schmetterlingsraupen dienen. Auf der stacheligen Brennnessel fühlen sich eine Vielzahl von Raupen wohl: Kleiner Fuchs, Tagpfauenauge, Landkärtchen oder Admiral leben ausschließlich von der Pflanze.
Kaufe noch heute insektenfreundliche Pflanzen, welche die Vielfalt aufblühen lassen. Thujen oder Bambus, in denen kein Tier lebt, müssen heimischem Gehölz weichen!
So sollen auch bunte Blumenwiesen den einfältigen englischen Rasen verdrängen. Exotische Balkonpflanzen machen noch heute heimischen Kräutern wie Lavendel, Thymian, Dost und Dille Platz!
Regionale Hecken, die besonders den Schmetterlingen einen Lebensraum bieten, sind zum Beispiel:
- Roter Hartriegel
- Gelber Hartriegel
- Faulbaum
- Gewöhnlicher Liguster
- Gewöhnliche Heckenkirsche
- Schlehdorn,
- Kreuzdorn
- Schwarzer Holler
- Wolliger Schneeball
- Traubenkirsche
- Sal-Weide
Diese mehrjährig blühenden Kräuter und Blumen locken Schmetterlinge, Bienen und Co. auf einer “Fettwiese” an:
- Echte Schafgarbe
- Wiesen-Margerite
- Wiesen-Storchschnabel
- Wiesen-Glockenblume
- Wiesen-Bocksbart
- Wiesen-Flockenblume
- Wiesen-Labkraut
Auf magerem Boden in der „Magerwiese“ gedeihen:
- Gewöhnlicher Hornklee
- Feld-Thymian
- Acker-Witwenblume
- Wiesen-Salbei
- Knäuel-Glockenblume
- Skabiosen-Flockenblume
- Kartäusernelke
- Wilde Möhre
- Echter Wundklee
- Duft-Skabiose
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2Schluss mit dem Gifteln!
Brennnesseljauche, Kompost zum Düngen, biologische Schädlingsbekämpfung, selbst gezogene, heimische Raritäten: Es ist wieder “in”, seinen Garten mit der Kraft von Mutter Natur zu pflegen, anstatt mit der Chemiekeule den Pflanzen und Tieren zu schaden!
Ein reger Austausch mit altem Wissen findet unter naturlieben Gartelnden statt und lässt so die Insektenvielfalt wieder aufblühen! Verbanne die Giftspritzerei noch heute und informiere dich über die ökologischen Alternativen zu synthetischen Pestiziden und Fungiziden.
Achtung: „Biologische“ Schädlingsbekämpfungsmittel wie Bacillus thuringiensis (Bt-Toxine) wirken nicht nur auf eine bestimmte Art (Buchsbaumzünsler), sondern immer auf eine ganze Insektengruppe z.B. alle Schmetterlinge!
Nach Möglichkeit daher auch diese Mittel vermeiden und auf natürliche Feinde setzen.
3Richtiges Mähen ermöglicht eine bunte Vielfalt
Blicke in deinen Garten: Der Rasen trägt eine Kurzhaarfrisur? Dann lass den Rasenmäher heute stehen, damit die Blumen, Gräser und Kräuter wieder aufblühen können. Dein Garten ist bereits völlig verbuscht und verwildert? Hier bringen Säge und Krampen Licht und Wärme für sonnenhungrige Blühpflanzen.
Greife (zur Freude der lärmempfindlichen Nachbarn) auch mal zur Sense anstatt zum Rasenmäher. Eine bunte, artenreiche Blumenwiese braucht schließlich Platz zum Gedeihen! Ein Rasenmäherroboter macht übrigens vor kleinen Säugetieren und Reptilien nicht Halt – immer mehr verstümmelte Igel landen bei der Igelhilfe von Gabriela Reisinger.
Damit eine höhere Artenvielfalt an Gräsern und Kräutern und somit ein vielfältigeres Nahrungsangebot für Schmetterlinge ermöglicht wird, soll je nach Nährstoffangebot ein (nährstoffarme Flächen) bis drei (nährstoffreiche Flächen) Mal im Jahr gemäht werden, sodass die Fläche nicht verbuscht.
Gezielte wilde Ecken im Garten bieten deinen Gartenbewohnern allerdings einen wichtigen Unterschlupf und Überwinterungsplätze. Gelb-grüne Zitronenfalter aber auch stachelige Igel danken es dir mit einem erfreulichen Besuch.
4Licht ausknipsen
Fassadenbeleuchtung des Hauses oder Beleuchtung im Garten machen die Nacht zum Tag. Viele gefährdete Nachtfalter und andere Insekten sterben aus Erschöpfung, weil sie die künstliche Lichtquelle unermüdlich umkreisen. Nachtaktive Säugetiere zeigen ebenso Störungen in ihrem natürlichen Verhalten wie der Fortpflanzung, dem Winterschlaf oder der Nahrungssuche.
Das sogenannte Towerkill Phänomen beschreibt dazu, wie Vögel und Nachtfalter in Richtung Licht fliegen und so an verspiegelte Scheiben oder Häuser knallen und sterben. Die Lichtverschmutzung schadet auch dem Menschen und deshalb: Schalte draußen heute noch das Licht aus!
5Stecker rausziehen
... die Rede ist von einem Kabel vom Akku eines batteriebetriebenen Laubbläsers und -saugers, einem Sinnbild für den "Fast-Gardener", wenn es wieder einmal schnell gehen muss.
Das laute Ungetüm zerfetzt außerdem kleine Insekten wie den Zitronenfalter oder Spinnen, die sich im Laub für ihre Winterruhe zurückgezogen haben. Als unangenehmen Nebeneffekt wirbelt das Gebläse auch gesundheitsschädigenden Feinstaub, Hunde-, Vogel-, oder Katzenkot auf, den der Mensch einatmet.
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