Die Uhr tickt. Wenn nichts passiert, hat es sich bald ausgeflattert. Denn jeder zweite Tagfalter ist vom Aussterben bedroht. Ein Grund sind die u.a. trostlose Gärten, in denen kein Schmetterling durch die Luft tanzt, keine Biene summt und kein Vogel singt.
Mit den richtigen schmetterlingsfreundlichen Kräutern, heimischen Stauden und Sträuchern färben wir öde Grünflächen wieder bunt!
Dass dein artenreicher Schmetterlingsgarten zum Verweilen einlädt, wird sich auch rasch bei Bienen, Hummeln und Käfern herumsprechen. Und nicht nur sie werden auf ihn abfliegen – zudem kehren Vögel mit ihrem Gezwitscher ein.
1Der gastfreundliche Faulbaum versus Thuje
Der Faulbaum lockt den Frühlingsbotschafter Zitronenfalter. Zu seinem flatternden Gast ist er besonders spendierfreudig: Zum einen liefert er das saftige Blattgrün für die Raupen, zum anderen bietet er mit seiner langen Blüte bis in den September hinein den süßen Nektar für alle, die einen hungrigen Insektenrüssel tragen. Auch sein Verwandter in der Heckenfamilie Purgier-Kreuzdorn lädt Schmetterlinge und Co. zum Verweilen und "Familiengründen" ein.
Gastfreundlich? Das ist die lebensfeindliche Thuje nicht. Sie bietet weder Nektar für Schmetterlinge, Bienen und Co. noch schmackhafte Blätter für die Raupen. Daher fliegt und flattert auf ihre spitzen Nadeln niemand.
2Die Schlehe als “Über”lebensraum versus Bambus
Wer Schlehen pflanzt, dem winkt geballte Vielfalt! Denn es wurden schon über 100 Falterarten an der Schlehe gezählt. Es hat sich unter den beflügelten Freunden herumgesprochen, dass der Schlehdorn bereits im Frühjahr eine verlässliche Nektarquelle ist.
Auch die Blätter sind eine reichhaltige Nahrungsquelle und dienen den Raupen des Nierenfleck-Zipfelfalters als Kinderstube. Vor allem für die vom Aussterben bedrohten Arten wie Gebüsch-Grünspanner, Grauher Laubholz-Dickleibspanner oder der stark gefährdete Schwalbenwurz-Kleinspanner bietet die Schlehe den nötigen Lebensraum.
Der Schlehdorn lässt somit den exotischen Bambus, der Einzug in Österreichs Garten hält, grau aussehen. Blütennektar oder Blattljause? Fehlanzeige!
3Immer ausgebucht: Die Brennnessel versus Ziergräser
Auf den Brennnesseln tummeln sie sich: Die gefräßigen Raupen des Tagpfauenauges, Distelfalters, Landkärtchens, Admirals und Kleinen Fuchses – um nur einige der 50 Arten zu nennen, die auf Brennnesseln abfliegen. Einst noch als unliebsames Unkraut gejätet, sind sie heute als quirlige Raupenfarm im Schmetterlingsgarten nicht mehr wegzudenken.
Auch die Metamorphose zum Schmetterling findet auf ihnen statt und mit ein bisschen Glück kann man Schmetterlingspuppen erspähen.
Verzichten kann man allerdings auf Ziergräser. Sie kommen über den Zweck der Zierde nicht hinaus und schaffen keine Lebensgrundlage für Artenvielfalt.
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4Die giftige Traubenkirsche erbarmt sich - die Palme nicht
… und zwar exklusiv für die Raupe des Pflaumen-Zipfelfalters. Denn diese kann die Blätter unbeschadet naschen und ist treuer Stammgast auf dem weißblütigen Strauch. Die Art ist während der Metamorphose bestens getarnt, um vor gefräßigen Vögeln sicher zu sein: Die Puppe sieht aus wie Vogelkot.
Komplett vor Fressfeinden ausgeliefert wären die heimischen Schmetterlingsarten auf der Palme. Die Exotin kann weder Futter noch Schutz bieten und ist deshalb eine Fehlbesetzung im Schmetterlingsgarten!
5Die Sal-Weide (Palmkätzchen) als Raupen-Eldorado versus die Glanzmispel
Die Sal-Weide erfreut nicht nur uns mit ihren Palmkätzchen zum Osterfest, auch die Insekten können sich auf ihre frühe Blüte nach der Überwinterung verlassen.
An die 100 Schmetterlingsraupen leben von der großzügigen Weide und ihren zarten Trieben und Blättern – unter ihnen traurige Rote-Liste-Kandidaten wie Großer Fuchs, Eichgenglucke und der Kleine Schillerfalter. Dazu spenden die Palmkätzchen süßen Nektar und Pollen für die Falter.
Keinen Rettungsanker wirft hingegen die immergrüne Glanzmispel. Sie wächst zwar schnell und bietet Schutz vor neugierigen Nachbarsblicken – unsere flatternden Freunde ignorieren sie aber und ziehen an ihr weiter.
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6Natürliche Gartenpflege versus monotone Rasen
Schmetterlinge, Bienen und Co. lieben ein buntes Potpourri aus Wildblumen, Hecken, Wildkräutern, Obstbäumen und Sträuchern. Gegen biologische Dünger wie Kompost oder natürliche Schädlingsbekämpfungsmittel haben sie auch nichts einzuwenden.
Auf Rasen mit strenger Kurzhaarfrisur fliegen sie allerdings nicht. Genauso wenig auf Kunstdünger oder Chemiekeulen, die bereits den Schmetterlingsraupen schaden. Die sensiblen Schmetterlinge reagieren sehr stark auf ihre Umwelt.
7Betörender Lavendel versus dicht gefüllte Blüten bei Zuchtrosen
Seinen Duft riecht man schon von Weitem und lockt nicht nur Bienen und Schmetterlinge an – auch der Mensch erfreut sich über die Duftecke im Garten. Der Echte Lavendel ist ein bekannter Schmetterlings-Treffpunkt.
Und weil der Nektar so schmeckt, lassen sich die Schmetterlinge und Bienen viel Zeit beim Laben. Zeit, um das perfekte Schmetterlingsfoto zu schießen.
Obwohl Zuchtrosen als duftende Königinnen im Garten thronen, werden sie von den Insekten umflogen. Die dicht gefüllte Blütenpracht sorgt bei ihnen für Frust: Zu kurz ist der Rüssel, um an das Futter zu gelangen. Deshalb lieber eine ursprüngliche Rosenart pflanzen, die Hagebutten bildet, damit sie Pollen spenden kann.
8Himbeeren und Brombeeren versus Scheinzypressen
Ab Mai steht das reichhaltige Buffet mit Nektar und Pollen aus der Blüte für jeden, der flattert und summt, bereit. Auch für die Raupen von über 50 Schmetterlingsarten ist dank der schmackhaften Blätter der Tisch gedeckt.
Wenn dann ab Juni (je nach Sorte) die Beeren reif sind, locken sie auch Zweibeiner zum Naschen an: Vor allem für Kinder ist die Beerenjause das Highlight im Schmetterlingsgarten!
Während in den stacheligen Büschen das Leben pulsiert, ist es ruhig um die giftige Scheinzypresse. Kein Raupenfutter, keine Blüten und Pollen: Die Scheinzypresse ist eine Pflanze "non grata" im Schmetterlingsgarten.
9Efeu versus Fichte
Nachdem die meisten Blüten im Herbst verblüht sind und die Nektarquellen rar werden, zählt alles was sechs Beine hat noch auf den verlässlichen Efeu, der von da an bis in den Dezember hinein Blüte trägt. Die schüchternen gelb-grünen Blüten versorgen noch die letzten Schwärmer, wie den Admiral beispielsweise, bevor er in den warmen Süden fliegt. Zudem gibt er dem Faulbaumbläuling oder dem Zitronenfalter Unterschlupf über die kalten Monate.
In einer Fichte trifft sich auf der anderen Seite das ganze Jahr über niemand. Vom Frühling bis zum Winter: Das nordische Kiefergewächs ist aufgrund der fehlenden Blüten und Blättern zu keiner Jahreszeit gut besucht und soll seine Wurzeln daher wo anders schlagen. Im Zuge des Klimawandels tut sie es auch von selbst.