Frische Morgenluft, goldenes Licht, immer länger werdende Schatten: Der Sommer neigt sich seinem Ende zu und damit ist auch die Saison des Frühlingsboten Anthocharis cardamines vorüber. Zeit, um Resümee zu ziehen: Wie sah die Aurorafalter-Saison 2021 im Detail aus und landet sie neue Rekorde? Wem gingen für die 5. große Aurorafalter-Zählaktion wann und wo die ersten und letzten Gaukler vor die Linse?
Zum fünften Mal in Folge wurden Sichtungen der flatterhaften Frühlingsboten per Foto festgehalten. Stolze 987 Aurorafalter-Meldungen gingen österreichweit über die Schmetterlingsapp ein. Zum Vergleich: 2020 waren es 926 Sichtungen.
Wie auch im Vorjahr sind die Männchen (730 Sichtungen) den Weibchen (208 Sichtungen) um einige Fühler-Längen voraus. Kein Wunder, sind sie von Mutter Natur doch mit auffälligen, orangefarbenen Flügelspitzen gesegnet, während sich die Weibchen mit ihren überwiegend in weiß gehaltenen Flügeln mit schwarzen Akzenten an den Spitzen dezent im (Wiesen- und Waldrand) Hintergrund halten. Durch ihre Färbung werden sie leicht mit anderen Weißlingen verwechselt und möglicherweise gar nicht erst abgelichtet.
Intime Einblicke ins Leben der Aurorafalter
Überhaupt ist bei den Aurorafalter-Paparazzi Geduld gefragt: Die Männchen patrouillieren oft rastlos entlang von Waldrändern, Waldwegen, Gebüschen und Hecken. Dennoch gelang es den Userinnen und Usern, so manch besonderen Moment im Leben eines Aurorafalters einzufangen: 4 Fotos zeigen Weibchen bei der Eiablage, 9 erwischen die Falter bei der Paarung, es gibt 4 Fotos von Raupen und 2 von Puppen. Auf 27 Fotos ist sowohl ein Männchen als auch ein Weibchen zu sehen. 3 Fotos zeigen je 2 Männchen, auf einem Foto sind 2 Männchen und 1 Weibchen abgebildet.
Die Bundesländer im Vergleich
Die meisten Meldungen (328) stammen – wie auch in den letzten Jahren – aus Niederösterreich. Die wenigsten Aurorafalter wurden diesmal in Tirol (44) und Salzburg (43) dokumentiert. Auf den 2. Platz segelt Oberösterreich mit 139 Sichtungen. Den 3. Platz sichert sich die Steiermark mit 122 Meldungen. Wien (103), Kärnten (91), Vorarlberg (65) und das Burgenland (52) folgen.
Im Grunde gibt es aber fast nur Sieger: In allen Bundesländern mit Ausnahme von Tirol und Vorarlberg gab es 2021 im Vergleich zu 2020 eine Steigerung der übermittelten Meldungen.
Ein Herz und Auge für Schmetterlinge: die fleißigsten Beobachterinnen und Beobachter
20 Userinnen und User der Schmetterlingsapp haben jeweils 10 oder mehr Meldungen hochgeladen. Die meisten Falter flatterten Hansjörg Vogl vor die Linse (46 Meldungen), Anna Söllinger und Silke Geroldinger (je 27 Meldungen) teilen sich Platz 2 der fleißigsten BeobachterInnen, dicht gefolgt von Stefan Greil (22 Meldungen).
(Früher) Beginn und Ende der Aurorafalter-Saison
Die Aurorafalter drehten in diesem Jahr ein paar Extra-Runden: Statt 135 (2020) gaukelten sie dieses Jahr österreichweit 146 Tage durch die Lüfte. Auf diese Verlängerung kommen die Falter durch eine extrem frühe Sichtung am 1. März: Ausgerechnet im kühlen Waldviertel (Niederösterreich) gelang Bettina Angerer die Aufnahme eines frisch geschlüpften Männchens. Platz 2 der frühesten Sichtungen geht ganz in den Westen des Landes: Am 13.3. meldete Eherenfried Merwar eine Sichtung aus Vorarlberg – was in etwa der Zeit der ersten Sichtung aus dem Vorjahr (14.3.2020, Oberösterreich) entspricht.
Danach folgten Meldungen aus der Steiermark (25.3., registriert von Cosi Murg), Kärnten (ebenfalls 25.3., gemeldet von Hansjörg Vogl) und dem Burgenland (29.3., beobachtet von Stefan Wbr). In den restlichen Bundesländern Oberösterreich, Tirol, Wien und Salzburg liegen frühe Nachweise erst ab April vor (Flugzeitbeginn zwischen 1.4. und 10.4.).
Aus Oberösterreich gelang Tamara Naconi in Linz (1.4.) der früheste Nachweis, in Tirol Angela Scalet (2.4.) und in Salzburg Angelika Sachsenhofer (10.4.).
In Wien teilen sich drei UserInnen jeweils den frühesten Nachweis am 9.4.: Sabine L., Dominik Moser und Alexandra Böck. In der Bundeshauptstadt war die relativ kurze Flugzeit von nur zwei Monaten (9.4. bis 3.6.) auffällig.
Die letzten Schmetterlings-Gäste flatterten zwischen 22. und 24.7. durch die Gärten, Wiesen und Wälder Tirols, Vorarlbergs und der Steiermark.
Die Ergebnisse der Saison 2021 freuen auch Helmut Höttinger, wissenschaftlicher Betreuer der Aurorafalter-Zählung:
„Das Rekordergebnis vom letzten Jahr wurde noch einmal übertroffen und 987 Meldungen, sprich Datensätze, konnten in die Auswertung einfließen. 329 Nutzerinnen und Nutzer der App haben zu diesem großartigen Ergebnis beigetragen. Sie haben damit wieder wertvolle Daten zur Verbreitung und Flugzeit der Art in Österreich beigesteuert. Der Beginn der Flugzeit und deren Dauer liefern gute Hinweise auf den Einfluss des Klimawandels auf diese Art. Somit können auch einzelne Meldungen durchaus einen Beitrag zum Erkenntnisgewinn in diesem wichtigen Forschungsfeld erbringen.“
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Zur Datenlage
Bei der Auswertung wurden alle bis August einlangenden Daten (Stichtag: 16.8.2021) und somit auch die Daten vom Ende der Flugzeit berücksichtigt. Dadurch können Aussagen über die gesamte Generation getätigt werden.
Aussagen zu eventuell auftretenden einzelnen Individuen einer 2. Generation im Spätsommer/Frühherbst können damit nicht getroffen werden, diese werden dann in der Jahresauswertung berücksichtigt.
In die Auswertung einbezogen wurde pro Nutzerin bzw. Nutzer nur jeweils ein Datensatz von einem bestimmten Ort zu einem bestimmten Datum. Wenn sowohl Männchen als auch Weibchen getrennt gemeldet wurden, wurde dies als zweiter Datensatz gewertet und auch bei den eruierten Individuenzahlen mitberücksichtigt.
Nach diesen Kriterien wurden vor Beginn der Auswertung 352 Doppel- oder Mehrfachmeldungen (in vielen Fällen Fotos von ein- und demselben Individuum) eliminiert. Diese Mehrfachmeldungen betrafen insgesamt 362 Individuen.