„Guten Morgen, Mädels“ ruft Gisela Brunner in den Raum. Die Antwort, die darauf folgt, könnte euphorischer nicht sein. Rund 470 Freilandhühner gackern freundlich zurück. Zu Besuch bei der herzlichen „Da komm’ ich her“-Bäuerin am niederösterreichischen Kollmitzberg treffen wir „Chicks on tour“, eine eierfressende Katze und gehen der Frage aller Fragen auf den Grund: Was war zuerst, ein glückliches Huhn oder ihr g’schmackiges Ei?

„Immer schön lachen“, sagt Gisela zu ihrer Henne, während sie liebevoll über ihr Federkleid streichelt. Die Bäuerin strahlt dabei über das ganze Gesicht. Nach wenigen Minuten wird klar, diese Frau liebt, was sie tut und tut dies aus purer Überzeugung. Deswegen hat sie auch sicherlich nicht den einfachsten Weg gewählt, um für ihre Hühner ein passendes Zuhause zu finden. Mobil musste es sein, das war der leidenschaftlichen Landwirtin von Anfang an klar. Nur so können ihre Hendln jeden Tag neue Würmer aus der Erde picken, auf frischem Gras scharren und im Staub baden. Und so entstand die Idee: Für Giselas Eierstall auf Rädern.

Was ihren Beruf so besonders macht, wollen wir von ihr wissen.

„Dass wir als Landwirte für die Natur so viel tun können,"

antwortet sie ohne zu zögern.

Chicks on tour

Da lachen doch die Hühner. Stimmt, und das ist gut so. Denn die Bewohner von Giselas Hühnerstall sind in jeder Hinsicht mobil. Alle sieben bis zehn Tage wird das 13 Tonnen schwere Holzkonstrukt angehoben und an einen Traktor angehängt. Danach gehen die Hennen weiter auf Tour, um ein neues Fleckchen frisches Grün zu finden. Seit 2016 leben neben ihren Kühen, Hund Mia und der Katze, die gerne Eier frisst, wenn der Bäuerin eines aus dem Korb fällt, auch noch ein ganzer Stall voller Hühner auf ihrem Hof. "Hendln waren immer schon meine Leidenschaft."

Und vielleicht wollte die Bäuerin gerade deswegen nicht irgendeine Unterkunft für ihre Hühner. Sie wollte lebenswerten Lebensraum schaffen.

Hühner aktiv

Wenn Ideen Flügeln bekommen...

Gisela Brunner fährt mit ihrem mobilen Hühnerstall den schweren Weg. Stall anhängen, weiterfahren und landen - gemeinsam mit ihrer lustig-gackernden Reisetruppe. Das alles ist mit einem beachtlichen Mehraufwand verbunden - viel Arbeit für relativ wenig Ertrag und vielen Dinge, die es beim mobilen Hühnerstall zu beachten gilt. Zu Beginn war es nicht einmal ganz sicher, ob Gisela Brunner einen Partnerbetrieb finden würde, der ihren überschaubaren Ertrag von rund 430 Eiern pro Tag abnehmen würde - fast zu klein ist die Menge, um mit den Großen wirklich mithalten zu können.

„Na klar ist das alles mehr Arbeit“,
 

erzählt Gisela, aber lässt dennoch keine Zweifel über die Wahl ihrer Entscheidung aufkommen.

„Aber ich mag’s gerne so und ich seh’, dass es den Hühnern gut geht.“

Denn Giselas Freilandhühner bekommen dadurch regelmäßig neue Erde unter die Krallen und das Gras, das nach einigen Tagen durch das natürliche Scharren der Hennen verschwindet, kann immer wieder nachwachsen. So leben die Hühner im Einklang mit der Natur und ihrem besonderen Kreislauf.

Herkunft der Eier ist entscheidend

Dass die Herkunft unserer Eier einen immer größeren Stellenwert im Bewusstsein der KonsumentInnnen einnimmt und mitunter sogar ausschlaggebend für unsere Kaufentscheidung wird, davon ist Andrea Steindl überzeugt. Sie arbeitet in der Janker Eierhandel Vertriebsleitung im niederösterreichischen Kilb. Der Erfolg der sogenannten Displaystationen in Merkur Supermärkten sind ein wichtiger Indikator dafür. Bei diesen Stationen, die an einen Eierstand auf einem Bauernmarkt erinnern, können KonsumentInnen ihre Eier selbst auswählen und in eine wieder verwendbare Verpackung legen. Der Kunde erhält dadurch einen direkteren Bezug zum Produkt, setzt sich mitunter bewusster mit der Eier-Herkunft auseinander und entscheidet selbst, welches Ei in der Schachtel landet.

Zahlen der EU Statistik, wonach im Jahr 2014 nach wie vor 56% aller Legehennen in ganz Europa in ausgestalteten Käfigen mit 750cm² vorgeschriebener Fläche pro Huhn ihr Leben "mehr aussitzen" als leben, sollten mehr denn je zu einem bewussten Konsum beitragen und uns vor Augen führen, dass eben nicht jedes Ei dem anderen gleicht.

Sonntagsei im Kreise der Familie

Umso schöner ist daher die Freude die Gisela Brunner an ihren Hühnern hat. "Und wie isst du dein Ei am liebsten", wollen wir von der Bäuerin am Ende eines langen Tages wissen. Die Antwort kommt ohne lange zu überlegen. „Am liebsten mag’ ich mein Frühstücksei am Sonntag. Das ess’ ich dann gemeinsam mit meiner gesamten Familie.“ Denn Gisela liebt anscheinend die fröhliche Gesellschaft. Ganz so wie ihre gackernden Mädels.

Eier-Haltungsformen in Österreich

Eine Frage der Haltung

Erkennst du auf einen Blick, ob diese Henne frei oder bio ist? Wir erklären, worauf es ankommt bei den unterschiedlichen Haltungsformen für Legehennen.

Freilandhaltung

In Österreich muss ein Freilandhuhn in erster Linie Zugang zur freien Natur für seinen natürlichen Auslauf haben. Im Stall findet man Nester, Sitzstangen und Futterstellen. Die Gesamtauslauffläche beträgt bei einer Legehenne in Freilandhaltung mindestens 8m² pro Tier. Es besteht auch die Möglichkeit einer gleichmäßigen Koppelung (Aufteilung) der Auslauffläche zur Schonung des Bewuchses.

Bio Haltung

Ein glückliches Huhn aus Bio Haltung genießt genauso viel Auslauf wie ein Freilandhuhn. Allerdings besteht eine Beschränkung der Gruppengröße auf 3.000 Hühner. Legehennen aus Bio Haltung ernähren sich ausschließlich von Biofutter. Die Biologische Haltung beginnt schon von klein auf. Denn Küken dürfen ebenfalls nur von biologischen Betrieben stammen.

Bodenhaltung

In Österreich leben die meisten unserer Hennen in Bodenhaltung (67%). Diese können sich in einem geschützten Raum auf bis zu vier Ebenen bewegen. Dabei gilt: Sieben Legehennen muss mindestens ein Quadratmeter Fläche zur Verfügung stehen. Davon muss ein Drittel der Stallflächen als Scharrraum (einem eingestreuten Bereich) vorhanden sein. Bei zusätzlicher Fütterung und einem weiterem Außenscharrbereich dürfen neun Legehennen pro Quadratmeter gehalten werden.

Ausgestalteter Käfig

Der sogenannte ausgestaltete Käfig steht kurz vor dem Ende. Bis Dezember 2019 sollen die letzten Käfige dieser Art für immer schließen - in Österreich zumindest. Seit 1. Jänner 2012 ersetzt der ausgestaltete Käfig (in Österreich bereits seit 2009) europaweit die konventionelle Käfighaltung. Statt auf 550cm² leben diese Legehennen nun auf 750cm² und diese Haltung soll in Europa auch weiterhin erlaubt bleiben. Nicht so in Österreich, denn hier wird dieser Haltungsform schon bald endgültig der Riegel vorgeschoben.

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