Wenn es im Spätsommer regnet, läuft auch vielen Menschen das Wasser im Mund zusammen. Die Hoffnung auf köstliche Pilze treibt uns dann in die Wälder zum Schwammerlsuchen. Doch wo wachsen Steinpilze? Wo verstecken sich Eierschwammerl? Wo spannt der Parasol seinen Schirm auf? Hier findest du die besten Tipps für die Schwammerlsaison.
Familiengeheimnisse & harte Arbeit
Wo wachsen Steinpilze? Auf die Frage antworten erfahrene PilzsucherInnen gerne mit einem mitleidigen Lächeln. Den einen hat der Opa seine besten Plätze gezeigt, die anderen kennen ihr persönliches Waldstück wie die Hosentasche. Beide werden ihre Ortskenntnisse kaum mit AnwärterInnen zur Schwammerljagd teilen. Vielleicht aber ihr Wissen über die Natur, den Wald und seine Pilze!
Wer auf gut Glück zur Schwammerlsuche aufbricht, kann natürlich zufällig über ein paar feine Pilze stolpern. Zielführender ist es aber, sich mit dem Lebensraum und den Ansprüchen der heimischen Speisepilze vertraut zu machen. Außerdem ist eine erfolgreiche Pilzjagd meist der Lohn harter Arbeit. Zuverlässige Pilzplätze müssen geradezu erwandert werden. Einer guten Ernte gehen fast immer ein regelmäßiges Aufsuchen geeigneter Orte und viele Kilometer zu Fuß voraus!
Auf Regen folgt Sonne
Im Herbst ist Schwammerlzeit. Obwohl sich einige gute Speisepilze wie die Morchel schon im Frühling einfinden und andere den ganzen Sommer über Saison haben, schießt ein Großteil der besten Pilze erst ab August aus dem Boden. Längere Nächte, spätsommerliche Gewitter und ein paar letzte warme Tage schaffen ihnen jetzt ideale Bedingungen. Wer sich nach kräftigen Schauern ein wenig geduldet und dann auf die Pirsch geht, hat gute Chancen!
... und die Spitze des Eisbergs
Aber wo wachsen nun Steinpilze und in welchem Wald soll man suchen? Die Antwort liegt im Dickicht der Biologie! Pilze sind keine Pflanzen. Ähnlich wie Tiere ernähren sie sich von fremden organischen Stoffen. Da sie nicht umherlaufen und fressen können, leben Pilze parasitisch oder bilden Symbiosen, um sich mit Zucker zu versorgen. Viele unserer Speisepilze gehen Lebensgemeinschaften mit Bäumen ein, zum beiderseitigen Vorteil.
Was als prächtiger Steinpilz oder gewaltiger Parasol aus dem Waldboden ragt, ist dabei nicht mehr als die Spitze eines Eisbergs. Unsere Schwammerl sind die Fruchtkörper riesiger Organismen, die den Boden wie ein feines Netz durchziehen. Dieses sogenannte Myzel umschließt die Wurzeln der Bäume und liefert diesen Wasser und wichtige Nährstoffe im Austausch für den fotosynthetisch gebildeten Zucker. Das Geschäft ist umso profitabler, je weniger andere Nährstoffe verfügbar sind. Die meisten Speisepilze findet man darum in Wäldern mit wenig Unterwuchs auf sauren, kargen Böden.
Den Steinpilz unter lichten Fichten sichten
Manche Pilze lassen sich nur auf Partnerschaften mit ganz bestimmten Baumarten ein. Birkenpilz und Lärchenröhrling machen da ihren Namen alle Ehre. Der Steinpilz ist nicht ganz so wählerisch. Im Flachland nimmt er mit Buchen, Eichen und anderen Bäumen vorlieb. Doch die besten heimischen Steinpilzstandorte finden sich in den wunderbaren Fichtenwäldern unserer Berghänge!
Der Stein- oder Herrenpilz schätzt zwar den Schatten alter Nadelhölzer, mag es aber auch nicht allzu dunkel. Gerne wächst er an lichteren Stellen, am Rande von Wegen, Schneisen oder kleinen Bächlein. Hohe Luftfeuchtigkeit ist ihm aber wichtig und lange direkte Sonne ein Gräuel. Mit etwas Erfahrung wirst du bald ein Auge für gute Steinpilz-Plätze bekommen! Achte auf Details wie die Entfernung zum Stamm des Wirtsbaums, auf Moospolster oder totes Holz. Auch Fliegenpilze sind gute Hinweise für Steinpilz-Vorkommen! Sie haben ähnliche Ansprüche und erscheinen oft zur gleichen Zeit wie der Edelpilz.
5 Tipps fürs Schwammerlsuchen
- Zur Pilzsuche bricht man in aller Herrgottsfrüh auf. Mit scharfen Sinnen und ausgeruhten Augen. Vor allem aber vor anderen Schwammerlsuchenden. Wer bei guten Bedingungen Steinpilzplätze zu spät abgeht, findet oft nur noch alte, wurmige Exemplare.
- Orientiere dich gut. Die Jagd nach Pilzen bietet Chancen, sich im Wald zu verirren. Im Eifer des Gefechts – „Dort sieht es noch gut aus … oder vielleicht hinter dem Graben!“ – verliert man nur allzu schnell seinen Weg. Geschieht dies „Pilzwilderern“, ist die Schadenfreude der Einheimischen übrigens oft groß.
- Mit festem Schuhwerk, Korb und scharfem Messer ist man gewappnet. Die Ausrüstung fürs Schwammerlsuchen darf auch eine kleine Bürste enthalten. So kannst du deine Schätze bereits vor Ort grob reinigen. Bei spontaneren Waldgängen kommt zumindest immer ein Stoffbeutel mit. Plastiksäcke sind Gift für deine Ernte!
- Sei nicht unmäßig und nimm nur so viele Pilze mit, wie du rasch verarbeiten oder essen kannst. Allgemein ist in Österreich das Sammeln von zwei Kilogramm pro Person und Tag erlaubt. Verschone zu kleine und alte Steinpilze. Lass sie stehen und wieder aussporen.
- Sei nicht enttäuscht, wenn du mit leerem Korb heimkommst. Trotz aller Kenntnisse und guter Tipps gehen sogar Profis leer aus. Doch gerade das macht das Pilzsammeln so spannend und schön! Und sind ein paar Stunden im Wald je verlorene Zeit?
(Text: Stefan Agnezy)
Wo und wie wachsen Pilze?
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Die nächsten Veranstaltungen:
22. Sept.: Pilzanbau auf Kaffeesud
23. Sept.: Pilze: Vielfältige Edelsteine des Waldes. Schwammerlkunde im Einklang mit der Natur
26. Sept.: Pilze im Schöckelland
14. Okt.: Die stille Jagd oder wie ich Schwammerl finde - Naturpark Rosalia-Kogelberg
10. Dez: Das geheimnisvolle Leben der Pilze