Egal ob nach der geeigneten Fläche oder Gruppe gesucht wird, ob der Gemeinschaftsgarten erst im Aufbau oder in Veränderung ist, DI. Klaus Fresser, – akademischer Experte für Gartentherapie und stellvertretender Leiter des Wohnpartner-Teams – gibt Tipps über die Gründung von Gemeinschaftsgärten und die damit verbundenen Herausforderungen.
Eine Pflanze wächst durch die Herausforderungen, wie ein Gemeinschaftsgarten.
Wie hat es mit den Gemeinschaftsgärten angefangen?
Es wurden in einigen Gemeindebauten Beete aufgestellt, die Hauptintension war jedoch nicht die Ernte, sondern die Gemeinschaft zu stärken. Dies hat auch gut funktioniert.
Die Nachbarn und Nachbarinnen gingen auf einander zu und es war ein Ort des Kennenlernens. Dann hat sich dies weiterentwickelt.
Wie viele Personen sollten bei einem Gemeinschaftsgarten zusammenarbeiten und einen anlegen?
Je größer eine Fläche, desto mehr Personen hätten Platz, um Hand an zu legen. Doch empfiehlt es sich, für den Anfang mit einer kleinen Gruppe anzufangen, bis die Grundstruktur steht. Es können später immer noch Menschen dazu stoßen.
Was sollte man beim Gründen eines Gemeinschaftsgartens beachten?
- Eine kleine Gruppe finden und bilden.
- Eine geeignete Fläche finden.
- Einen Verein gründen.
Denn viele rechtliche und finanzielle Dinge lassen sich durch einen Verein leichter regeln. Hier sollte neben der Strukturierung und Verantwortungsverteilung auch definiert werden, was das gemeinsame Ziel des Gemeinschaftsgartens ist. - Einen Vertrag mit den FlächeneigentümerInnen abschließen.
Hier sollten alle Nutzungsbedingungen und die Nutzungsdauer der Fläche abgeklärt sein.
Was ist der gängigste Anfängerfehler?
Gemeinschaftsgärten sind sehr individuell. In den ersten Anfängen sollte sich die Gruppe auf den Garten konzentrieren und alles Organisatorische erledigen, um sich motiviert auf die Gartenarbeit zu stürzen.
Vernetzen – Man kann nicht früh genug damit anfangen.
Welchen Tipp würden Sie einer Anfängergruppe mitgeben?
Vernetzen – Man kann nicht früh genug damit anfangen. Bereits wenn die Idee zu wachsen anfängt, wäre es gut sich von anderen Gärtner und Gärtnerinnen Tipps ein zu holen. Es gibt mittlerweile einige Organisationen die Vernetzungstreffen und Beratungsstellen haben und zu unterschiedlichen Themen mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Wenn es um die Unterstützung in der Umsetzung geht:
Wenn es um Gemeinschaftsgärten in Gemeindebauten geht:
Wenn es um den Aufbau von Gemeinschaftsgärten oder, die Begleitung von neuen und alten Gartengruppen und die Versorgung mit organisatorisch, gruppendynamisch und mit gärtnerischem Fachwissen geht:
Wenn es um das Verpachten einer Fläche von verschiedenen Abteilungen der Stadt geht:
Außerdem vergibt die MA 42 – die Wiener Stadtgärten finanzielle Förderungen für einen Gemeinschaftsgarten je Bezirk und bieten bei Fragen zum Pflanzenschutz kostenlose Hilfe an.
Leider wissen viele nicht von diesen Organisationen. Das Rad muss nicht neu erfunden werden, wenn Menschen sich austauschen, würde man sich einige Schwierigkeiten ersparen.
Welche Phasen im Gemeinschaftsgarten gibt es?
1Orientierungsphase
Sowohl die Gruppe, als auch jeder und jede einzelne versuchen, ihren Platz zu finden. Ideen, Vorstellungen und Ziele des Gemeinschaftsgartens werden geteilt. Information werden eingeholt und es wird nach einer geeigneten Fläche gesucht.
Wer möchte mit mir einen Gemeinschaftsgarten gründen?
Welche Vorstellungen gibt es in der Gruppe?
2Startphase
Meist ist in dieser Phase die Motivation an ihrem Höhepunkt. Es gibt viel zu tun, im Garten und in der Gruppe. Durch die gemeinsame Arbeit werden erste Grundzüge der Gruppendynamik sichtbar.
Wie kann ich mich einbringen?
Wie stehe ich zu der Gruppe?
3Aufteilungsphase
Es ist eine Phase, in der die Motivation sinkt und Verantwortungsbereiche klarer innerhalb der Gruppe definiert werden müssen. Konflikte können schnell ausbrechen.
Wie werden Verantwortungen aufgeteilt?
Wie wird in der Gruppe miteinander kommuniziert?
Wie hat die Gruppe Konflikte gelöst?
Wie ist das miteinander der Gruppe nach einem Konflikt?
Kann lösungsorientiert weiter gearbeitet werden?
4Transformationsphase
Diese Phase trifft ein, wenn sich Grundlegendes ändert. Zum Beispiel, wenn wichtige Gruppenmitglieder länger ausfallen oder gar die Gruppe verlassen bzw. wenn neue dazu kommen, die erst ihren Platz finden müssen.
Weiteres könnte die Nutzungsdauer der Fläche nicht mehr verlängert werden, das hieße, der Garten müsste übersiedeln.
Wie geht die Gruppe mit den Veränderungen um?
Bleibt die Gruppe zusammen und der Garten erhalten?
Welchen Weg schlägt die Gruppe ein?
Was würde es in Wien noch brauchen, damit diese Gärten noch beliebter werden?
Je mehr Gärten es gibt, desto stärker ist, die Gemeinschaft und das Miteinander. Es braucht nur Leute die ins Tun kommen wollen und die Bereitschaft Flächen für Zwischennutzung zu öffnen. Es gibt in Wien noch freie Plätze für Gemeinschaftsgärten, da kann man sich noch anmelden.
Es braucht nur Leute, die ins Tun kommen!
Autorin: Luna Al-Mousli