Im Juli 2023 gelang der Vorarlbergerin Gertrud W., einer freiwilligen Teilnehmerin des Citizen Science Projekts „Schmetterlinge Österreichs“, ein sensationeller Fund: Sie wies den Weißen Waldportier (Brintesia circe) erstmals seit 1919 in einem Waldgebiet oberhalb von Dornbirn nach. Diese bedeutende Beobachtung ist ein Ergebnis der Jahresauswertung 2023 des Citizen Science Projekts von der BILLA Stiftung Blühendes Österreich und der NÖ-Umweltbewegung „Natur im Garten“.

Der Weiße Waldportier: Ein Schmetterling kehrt zurück

Der Weiße Waldportier bevorzugt warme und sonnige Lebensräume wie Trockenrasen und lichte Wälder. Die letzte dokumentierte Sichtung dieser Schmetterlingsart in Vorarlberg datiert auf das Jahr 1919. Dr. Peter Huemer, Vorstand von Blühendes Österreich und Kustos der naturwissenschaftlichen Sammlung an den Tiroler Landesmuseen, betont die Bedeutung dieses Funds:

„Der Fund des Weißen Waldportiers in Vorarlberg ist eine bemerkenswerte Entdeckung. Die erste Sichtung seit 1919 (!) lässt hoffen, dass es trotz des drastischen Rückgangs der Schmetterlingspopulationen in den letzten Jahrzehnten für einige Arten noch fünf vor 12 ist. Das ist ein dringender Weckruf, unsere Anstrengungen im Naturschutz zu verstärken."

Vorarlbergerin Gertrud W.,  ist der dieser seltene Moment besonders in Erinnerung geblieben:

„Im Juli letzten Jahres habe ich den Weißen Waldportier entdeckt und er war so nett, dass er mich in aller Ruhe fotografieren ließ. Da ahnte ich noch nicht, dass es sich um eine solche Sensation handelt. Ich freue mich sehr darüber. Schmetterlinge zu beobachten ist für mich wundervoll.“

Herausragende Beobachtungen 

Neben dem sensationellen Fund des Weißen Waldportiers gibt es auch gute Nachrichten aus Ostösterreich. Hier wurde vermehrt der Östliche Große Fuchs (Nymphalis xanthomelas) gesichtet. Der wissenschaftliche Betreuer der App und Schmetterlingsexperte DI Dr. Helmut Höttinger kommentiert erfreut die Ergebnisse des Jahres 2023: 

„Mit über 123.000 Meldungen können wir auf ein erfolgreiches Schmetterlingsjahr zurückblicken. Besonders freue ich mich über die Funde der stark gefährdeten Arten. So konnte der Thymian-Bläuling (Pseudophilotes vicrama), der nur sehr selten gesichtet wird, in der Steiermark und in Niederösterreich nachgewiesen werden. Erwähnenswert ist sicherlich auch der Kleine Wander-Bläuling (Leptotes pirithous), der im letzten Jahr mittels der App an vier Fundorten nachgewiesen werden konnte.“

Die am häufigsten gemeldete Schmetterlingsart 2023 ist, wie im Vorjahr, das Große Ochsenauge mit 5.384 Meldungen. Auf Platz zwei flog der Admiral mit 3.855 Meldungen, auf Platz drei landete der Zitronenfalter mit 3.584 Meldungen. Das Tagpfauenauge, der souverän die Wahl zum Schmetterling des Jahres 2024 gewann, kommt mit 2.793 Meldungen auf Platz 6. Insgesamt wurden 173 Tagfalterarten verzeichnet, was circa 80 % aller bisher nachgewiesenen Arten in Österreich entspricht.

Auch in diesem Jahr war Niederösterreicherin Karin Hiebner aus Wolkersdorf die fleißigste Beobachterin. Mit 6.621 gemeldeten Schmetterlingen für 2023 flattert sie auf den ersten Platz im österreichweiten Ranking. Es folgen auf den Plätzen zwei und drei Gabriele Kriz mit 6.034 und Hansjörg Vogl mit 3.675 Meldungen. Die eifrigsten 10 Beobachter:innen haben 2023 jeweils mehr als 2.000 Schmetterlingsbeobachtungen geteilt.

Citizen Scientists machen den Unterschied

Dank des Engagements von über 25.000 Freiwilligen wurden im Rahmen des Citizen Science Projekts „Schmetterlinge Österreichs“ im Jahr 2023 insgesamt 123.946 Schmetterlinge beobachtet, fotografiert und gemeldet. Etwa die Hälfte der 4.070 in Österreich vorkommenden Schmetterlingsarten ist gefährdet, was das Engagement der Freiwilligen umso wichtiger macht. Ronald Würflinger, Generalsekretär von Blühendes Österreich, ist begeistert:

„Unsere Gemeinschaft ist wieder gewachsen! 1.061.318 Likes und über 67.000 Kommentare nur im Jahr 2023, das Engagement der Schmetterlingsgemeinschaft ist fantastisch. Ich möchte einen besonderen Dank an alle Beobachter:innen aussprechen- ihr gebt den Schmetterlingen eine starke Stimme, jedes Foto und jede Meldung sind ein sinnvoller Beitrag.“

Kooperation für den Naturschutz

Die Zusammenarbeit zwischen Blühendes Österreich und NÖ-Umweltbewegung „Natur im Garten“ ist ein Leuchtturmprojekt im Naturschutz. Beide Organisationen setzen sich für die Förderung der Biodiversität und die Sensibilisierung für Naturschutzthemen ein. Christa Lackner und Matthias Wobornik von „Natur im Garten“ resümieren:

„Die gemeldeten Funde und hochgeladenen Fotos sprechen für sich – die im Jahr 2022 gestartete Kooperation mit der Stiftung Blühendes Österreich ist ein voller Erfolg. Wir, die NÖ-Umweltbewegung ‚Natur im Garten‘, setzen uns seit über 25 Jahren für die ökologische Pflege von Gärten und Grünräumen ein. Umso mehr freuen wir uns, Teil des größten Citizen-Science-Projekts in Österreich zu sein und uns so mit gebündelter Kraft für den Klima-, Umwelt- und Artenschutz einsetzen zu können“.

Neuigkeiten und Ausblicke

Nach einem erfolgreichen Update, das die Nutzer:innenfreundlichkeit der App „Schmetterlinge Österreichs“ verbessert hat, wird im Herbst ein Machine-Learning-Tool integriert, das die Schmetterlingsbestimmung noch einfacher und schneller macht. Die App ist mit über 55.000 Downloads die größte Naturbeobachtungsplattform Österreichs und verzeichnete im Jahr 2023 über 1 Million Likes und 67.000 Kommentare.

Naturnahes Gärtnern als Schlüssel zum Erfolg

Um Schmetterlinge zu schützen, sind naturnahe Lebensräume und der Verzicht auf chemisch-synthetische Pestizide essenziell. Naturnahes Gärtnern trägt maßgeblich zur Erhaltung der Artenvielfalt bei und hilft, die Lebensgrundlagen für Schmetterlinge zu sichern.

Die ausführliche Auswertung der App „Schmetterlinge Österreichs“ für das Jahr 2023 zeigt beeindruckende Erfolge und unterstreicht die Bedeutung von Citizen Scientists im Naturschutz. Die Auswertung steht hier zum Download bereit. 

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