Vielleicht beginnst du schon, für den kommenden Frühling die ersten Gemüsepflanzen vorzuziehen. Dann kannst du dabei auch an den Speisezettel eines der schönsten Falter Österreichs denken, den wunderbaren Schwalbenschwanz.

Denn seine Raupen lieben viele essbare Kräuter. Sie sind nicht nur bunt wie Ringelsocken, sondern auch äußerst trickreich in der Abwehr von Feinden. Aber schau selbst!
Falter auf Herbstaster

Ein Liebhaber unserer Gemüsegärten

Schon als Kind war die Sichtung eines Schwalbenschwanzes, einem der größten und prächtigsten Tagfalter Österreichs, ein ganz besonderes Highlight für mich. Und eine gute Nachricht gleich zu Beginn: Diese nervöse Schönheit, die oft nicht einmal beim Nektarsaugen mit dem Flirren aufhören will, können wir einfacher fördern als gedacht. Selbst ein kleines Hochbeet oder eine Kräuterspirale kann ihn schon anlocken. Denn erstens fliegt dieser schöne Falter mit seinen schwalbenähnlichen Schwänzen gerne große Strecken, sodass man ihn manchmal an unerwarteten Orten zu sehen bekommt. Und zweitens legt er seine perlweißen Eier einzeln auf viele Pflanzen ab, die wir auch gerne in den Gemüsegarten setzen.

Vor allem Doldenblütler wie

  • Karotte 
  • Dille
  • Fenchel 
  • Pastinak
  • Petersilie oder
  • Liebstöckel

stehen auf dem Speiseplan der bunt gestreiften Raupen. Aber auch die Weinraute ist dem Weibchen ein Ei wert.

Sonnige Standorte mit lückigem Boden, wie es in Gemüsebeeten die Regel ist, bevorzugt er dabei für die Eiablage. Und so haben mir auch schon Nachbarinnen, die meine Schmetterlingsleidenschaft kennen, die eine oder andere Raupe aus ihrem Gemüsegarten gebracht. Nicht wissend, welche schützenswerte Kostbarkeit sie da gefunden haben. Also bitte die Raupenfotos anbei gut studieren und die kleinen Besucher auf keinen Fall aus dem Gemüsebeet entfernen und auch keine Pestizide im Gemüsebeet verwenden.

Die hübschen Raupen richten dort als vereinzelte Gäste ohnehin keinen Schaden an. 

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Schwalbenschwanz Ei

Vielseitig und trotzdem selten

Zum Überleben braucht der Schwalbenschwanz vor allem extensiv genutzte, möglichst wenig gedüngte Wiesen, die leider immer seltener werden. Prinzipiell ist es ihm egal, ob es sich um Futter- oder Feuchtwiesen, Trocken- oder Magerrasen handelt. Hauptsache, es wachsen viele Doldenblütler darauf wie Wiesensilge, Heilwurz, Wilde Möhre, Bibernelle oder verschiedene Haarstrang-Arten.

Die Intensivierung unserer Weiden mit viel Dünger und häufigen Mahden hat auch diesen Falter selten werden lassen. Welch große Populationen möglich wären, konnte ich 2018 auf einer Frühlingswanderung durch die italienischen Abruzzen erleben. Dort flatterten auf einer extensiven Weidefläche voller Wilder Möhre gleichzeitig an die fünfzig Schwalbenschwänze durch das gleißende Sonnenlicht. 

Zum Glück gibt es solche wunderbaren Orte noch. Ein Rückgang der heimischen Rinderproduktion wäre sowohl ein Beitrag für den Klimaschutz, als auch für die Artenvielfalt. Denn seltenere Mahden und weniger Gülle auf den Wiesen würde das Überleben des Schwalbenschwanzes und unzähliger anderer Falter- und Wildbienenarten sichern.

Für den Garten raten ExpertInnen – auch speziell zum Schutz des quirligen Schwalbenschwanzes – die eigene Blumenwiese niemals komplett zu mähen und auch im Winter ein paar Flecken mit dicken Stängeln stehen zu lassen. 

Denn die Puppe dieser raren Schönheit überwintert gerne am unteren Ende der Stängel und wird durch herbstliches Mähen getötet. Auch Mulchen der Wiese verträgt sie nicht. 

Ein Kurzbesuch im Garten kann sein Leben retten

Der Falter liebt übrigens Rotklee als Nektarquelle, der ohne eigenes Zutun schnell einmal im eigenen Garten aufgeht und blüht. Aber auch

  • Natternkopf 
  • Disteln 
  • Taubenskabiosen 
  • Kartäusernelken
  • und Wiesensalbei

helfen sein Überleben zu sichern. Zudem besitzt der zunehmend kritisierte Sommerflieder (Buddleja-Arten) eine große Anziehung für ihn. Dieser Strauch ist zwar nicht heimisch, aber in vielen Gärten ist er zwischen Juli bis September trotzdem die einzige Futterquelle, wo Falter wie der Schwalbenschwanz noch ausreichend Nahrung finden. 

Man kann diese unruhige Art, die es ständig umhertreibt, zwar nur schwer dauerhaft im eigenen Garten ansiedeln. Andererseits kann man jedoch immer darauf hoffen, dass es einem vorbeiziehenden Weibchen gefällt, ein paar Eier im eigenen Gemüsebeet zu hinterlassen. 

Und wenn die Raupen und Puppen dann einen guten Lebensraum vorfinden, so hat man etwas Wertvolles dazu beigetragen, um diesen wunderbaren und bedrohten Falter vor dem Verschwinden zu bewahren. Schließlich würden ihn auch noch unsere Enkel gerne bewundern können. 

 

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Schwalbenschwänze lieben Rotklee

Raupen mit „faulen“ Tricks

Die Raupen verändern sich während der Häutungen übrigens stark im Aussehen. Beim Schlüpfen ist das winzige Räupchen schwarz mit einem weißen Querstreifen und imitiert damit Vogelkot, um von Fressfeinden nicht als Nahrung wahrgenommen zu werden. Erst nach der dritten und vierten Häutung bekommt sie ihr typisches orange-grün-schwarzes Streifenmuster, wie wir es von Fotos kennen.

Die Raupen können wie die des Segelfalters, Apollos und Osterluzeifalters bei Gefahr eine Stink-, bzw. Nackengabel ausstülpen. Diese sondert aus Drüsen einen unangenehmen Duftstoff ab, der Fressfeinden den Appetit verderben soll. Sogar Ameisen soll die Raupe damit abwehren können. Die Jungraupen fressen übrigens auch gerne zuckerreiche Blüten. Überhaupt brauchen die Raupen sonnige Standorte. Das macht die Blätter nährstoffreicher und so pflücke ich für meine Zucht bevorzugt Pflanzen, die gerade ein paar Sonnenstunden genossen haben. 

Der Falter hat bei uns durch den Klimawandel schon bis zu drei Generationen. Die Raupen der letzten Generation im September/Oktober erkennen dabei an der abnehmenden Tageslänge, dass sie in der kommenden Phase als Puppe den ganzen Winter überdauern werden müssen. Nimmt man sie im Herbst ins Zimmer und setzt sie abends noch elektrischem Licht aus, verpuppen sie sich zwar wie gewohnt, aber die Falter schlüpfen dann trotz kalter Temperaturen im Spätherbst oder Winter und müssen unverrichteter Dinge verenden. Also Vorsicht! Ohnehin ist diese Art in mehreren Bundesländern streng geschützt und darf in der Regel nur mit naturschutzrechtlicher Genehmigung gezüchtet werden.

Die Puppe ist eine sogenannte Gürtelpuppe. Sie ist zusätzlich mit einem Seidenfaden um die Leibesmitte befestigt und kommt in einer braunen und einer grünen Variante vor. Vor dem Schlüpfen wird sie so durchsichtig, dass man schon wunderbar die Farben der Flügel durchschimmern sieht, wie Du auf den Fotos sehen kannst. 

sich paarende Schwalbenschwänze

Luftiges Liebesleben auf der Suche nach Höhepunkten

Zum Abschluss noch ein Detail aus seinem Liebesleben. Männchen und Weibchen treffen sich gerne zum Rendezvous beim sogenannten „Hill-Topping“. Das heißt, dass sie Hügelkuppen anfliegen und dort mit Vorliebe balzen. Das hat auch den Vorteil, dass sie leichter zueinander finden und zudem die natürliche Thermik ihre Liebestänze unterstützt.
 

Ich hoffe, meine Infos haben Dir gefallen. Das nächste Raupenporträt handelt von einem Nachtfalter mit einer besonders wehrhaften Raupe. Dann bis bald!

Deine Marion
 

Über die Autorin: Marion Jaros arbeitet als Biotechnologin bei der Wiener Umweltanwaltschaft.

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