Viele Raupen unserer Schmetterlinge brauchen Blätter von heimischen Heckenpflanzen als Nahrung. Die aus den Puppen geschlüpften, erwachsenen Falter freuen sich über die Blüten der Sträucher und Bäume, an denen sie süßen Nektar saugen.
Mit einer Schmetterlingshecke kannst du dir selbst, deinem Garten und den Faltern etwas Gutes und dafür sorgen, dass diese wunderbaren Tiere überleben können!
Mit den hier vorgestellten zehn heimischen Gehölzarten hast du eine schöne, artenreiche Hecke im Garten und förderst zahlreiche Schmetterlingsarten.
Mit der natürlichen Vielfalt im Garten verhält es sich wie bei der gesellschaftlichen Vielfalt: Die vermeintlich einfachsten und schnellsten Lösungen verlocken meist zu Handlungen und Aktionen, die langfristig eher kontraproduktiv sind. Die Thuje ist ein Paradebeispiel dafür: Sie steht für wenig Arbeit, bedarf wenig Pflege und ist Sichtschutz und Umfriedung zugleich.
In den letzten Jahrzehnten ist die Thuje mitverantwortlich für den Rückgang der heimischen Sträucher- und Heckenvielfalt in Österreichs Gärten. Thujenzäune bieten so gut wie keinen Tieren Lebensraum. Schmetterlinge, Raupen und Vögel werden sprichwörtlich aus dem Garten ausgesperrt – zu Lasten der Biodiversität. In einer Schlehenhecke hingegen leben z.B. über 110 Schmetterlingsarten und zahlreiche gefährdete Vögel wie Neuntöter oder Sperbergrasmücke.
Himbeere & Grüner Zipfelfalter
Himbeeren schmecken nicht nur uns gut, auch der Grüne Zipfelfalter fliegt auf sie. Keine Sorge, er ist nicht der „Wurm“ in der Himbeere, sondern frisst an den jungen Blättern und Blüten der Pflanze.
Am häufigsten sieht man den grün schillernden Falter zwischen Anfang Mai und Ende Juni, wobei Sichtungen bereits Anfang April und bis Ende Juli möglich sind. Ende Juli bis September ist eine partielle 2. Generation möglich. Er profitiert nicht nur von der Himbeere als Futterpflanze, sondern auch vom Schutz vor Wind und Wetter und den positiven kleinklimatischen Effekten, die eine Hecke als Ganzes bietet.
Raupe des Grünen Zipfelfalters © Ilia Ustyantsev from Russia, Callophrys rubi (larva) - Green hairstreak (caterpillar) - Малинница (гусеница) (40326620034), CC BY-SA 2.0
Schlehe & Segelfalter
Der Allrounder unter den Nahrungspflanzen. Auf Schlehen fliegen sie alle. Über 110 Falter-Arten wurden an der Schlehe gezählt. Als Nektarlieferant bietet die Schlehe im Frühjahr mit ihrem weißen Blütenmeer vielen Schmetterlingsarten eine erste, schmackhafte Stärkung im Jahr. Der Raupe des Segelfalters dienen die Blätter zusätzlich als Kinderstube und wertvolle Nahrung.
Wer Schlehen pflanzt, pflanzt sich gleichsam eine wunderbare Vielfalt in den Garten.
Sal-Weide & Trauermantel
Von einem Trauerfall weit entfernt. Wenn du eine Raupe oder sogar ein Raupennest des Trauermantels auf deiner Sal-Weide entdeckst, ist das wahrhaftig ein Glücksfall. Denn dann hast du einen wirklich imposanten Gast im Garten. Mit seiner Färbung und der Größe kann man diesen Falter nicht übersehen und auch nicht verwechseln.
Die männlichen Kätzchen der Sal-Weide sind überdies wichtige Nahrungslieferanten für Bienen und Schwebfliegen und am Nektar der weiblichen Kätzchen laben sich unzählige weitere Schmetterlingsarten.
Traubenkirsche & Pflaumen-Zipfelfalter
Giftig? Na und… Für viele Insekten sind die Blätter der Traubenkirsche giftig. Nur wenige Insekten können unbeschadet an der Pflanze naschen. So auch die Raupen des hübschen Pflaumen-Zipfelfalters. Sie können die giftigen Inhaltstoffe nämlich gefahrlos verwerten. Wie sie das machen, ist jedoch noch weitgehend unbekannt.
Um sich gegen Vögel zu schützen, verfolgen sie jedenfalls einen raffinierten Plan. Die Raupen sehen so aus, wie die Blätter, auf denen sie sitzen, sie sind damit perfekt getarnt. Die Puppe sieht aus wie Vogelkot. Einfach schlau.
Puppe des Pflaumen-Zipfelfalters © Gilles San Martin/flickr (CC BY-SA 2.0)
Puppe des Pflaumen-Zipfelfalters © Gilles San Martin/flickr (CC BY-SA 2.0)
Roter Hartriegel & Faulbaum-Bläuling
Nah dran und hoch darüber. Der Faulbaum-Bläuling ist einer der vielseitigsten Bläulingsarten. Obwohl er den Faulbaum im Namen trägt, nutzen die Falter auch andere Gehölzarten wie den Roten Hartriegel. Sie legt seine Eier an den Blättern ab und die Raupen fressen kräftig am jungen Laub.
Falls du übrigens einen kleinen blauen Falter im Frühjahr in über drei Meter Höhe über einer Schmetterlingshecke fliegen siehst, kann es sich nur um den Faulbaum-Bläuling handeln. Kein anderer blauflügeliger Bläuling erhebt sich so hoch in die Lüfte.
Hunds-Rose & Distelfalter
Falter auf Wanderschaft. Der Distelfalter ist ein Wanderfalter, was ihn in unseren heimischen Gefilden zu einer Besonderheit unter den Schmetterlingen macht. Er kommt ab April aus Südeuropa und Nordafrika und legt seine Eier auf einer Vielzahl an Pflanzen ab.
Raupen können bei früher Einwanderung schon ab Mai schlüpfen. Die Art fliegt in Österreich in bis zu drei sich überschneidenden Generationen. Im Herbst fliegen deren Nachkommen ab Skandinavien (und dann auch vielen anderen europäischen Ländern) wieder südwärts.
Den ausgewachsenen Distelfalter kann man im Sommer an zahlreichen blühenden Sträuchern sehen. Gerne auch an der Hundsrose, die im Frühsommer ihre Blüten zahlreichen Insekten als Nahrung
anbietet.
Holzapfel & Baumweißling
Rarität im Doppelpack. Wer einen echten Holzapfel pflanzt, holt sich eine tolle Seltenheit und ein Stück Geschichte in seinen Garten. In der freien Natur ist der Holzapfel leider nur noch selten zu finden, häufiger trifft man verwilderte Zuchtformen an. Mit etwas Glück findet sich mit dem Holzapfel auch eine echte tierische Rarität ein.
Der Baumweißling ist ein Falter, der früher zu Unrecht als Schädling galt, denn er lässt die Früchte unberührt. Er legt zwar seine Eier auf Obstbäume, aber die Raupen fressen nur an den Blättern. Heute findet man den Falter leider nur noch selten, was vermutlich auf den Rückgang heimischer Heckensträucher
und Obstgehölze zurückzuführen ist.
Baum-Weißling © Harald Süpfle, Aporia crataegi 08 (HS), CC BY-SA 3.0 DE
Baum-Weißling © Harald Süpfle, Aporia crataegi 08 (HS), CC BY-SA 3.0 DE
Wolliger Schneeball & Tagpfauenauge
Ein Blickfang auf jedem Strauch. Der wohl bekannteste heimische Tagfalter ist ein typischer Gast in unseren Gärten, dem man mit einer Schmetterlingshecke mehrfach gut tut. Das Tagpfauenauge ernährt sich als Raupe zwar von Brennnesseln, als ausgewachsener Falter benötigt der Schmetterling jedoch nektarspendende Pflanzen.
Ein Wolliger Schneeball in voller Pracht kommt ihm dabei gerade recht und bietet Blüten im Überfluss.
Hasel & C-Falter
Tarnung ist alles. Sieht man den Falter mit geschlossen Flügeln, könnte man glauben, nur ein verdorrtes Blatt vor sich zu haben. Klappt er die Flügel auf, beeindruckt er mit seiner leuchtend orangen gefärbten Oberseite, die mit schwarzen, braunen und gelben Flecken versehen ist. Vielleicht entdeckst du diesen Schmetterling, wenn er gerade um eine Hasel flattert und ein geeignetes Plätzchen zur Eiablage
sucht. Die Möglichkeit, ihn bei der Eiablage zu beobachten, bietet sich insbesondere ab Anfang April. Später im Jahr ab Mai und Juni kann man dann die Raupen beobachten, die durch ihren weißen Fleck am Rücken aussehen wie Vogelkot.
Schwarzer Holler & Landkärtchen
Zwei Formen - eine Art. Lange Zeit glaubte man beim Landkärtchen, dass es sich um zwei Arten handelt. Bei der Flügelzeichnung unterscheidet sich die hellere Frühjahrsform so stark von der dunklen Sommerform, dass selbst Forscher lange diskutierten. Ein Blick auf die Unterseite bringt jedoch Sicherheit, dass es sich um dieselbe Art handelt.
Vielleicht kannst du ja beide Formen beim Nektarsaugen an einem Hollerstrauch beobachten. Schau dem Landkärtchen dazu doch einfach mal näher in die Karten.
Der Verein Regionale Gehölzvermehrung bietet beim Heckentag diese Sträucher und andere heimische Gehölze jedes Jahr aus garantiert heimischen Ursprüngen an. Sie besammeln Wildsträucher und ziehen aus den Samen regionale Pflanzen heran. So wird die Biodiversität gefördert. Bestellen kannst du immer im Herbst, mehr dazu hier.
Autor:innen: Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit von Klaus Wanninger, Tobias Schernhammer, Christina Tschida und Ines Lemberger.