Die besonderen Bedingungen des Trockenrasens bietet nicht nur Pflanzen den optimalen Lebensraum. Auch Tiere wie Ziesel, Neuntöter oder Smaragdeidechse fühlen sich hier wohl.
Seien wir uns ehrlich: Beim Namen Trockenrasen denkt man nicht unbedingt sofort an reiche Biotope mit einer Vielzahl an Tier- und Pflanzenarten. Der missverständliche Name bezieht sich auf seine Eigenschaften, denn Trockenrasen sind ungedüngte Rasengesellschaften auf trockenen, oft warmen Standorten. Meist entstanden sie durch die Abholzung oder Beweidung von Trockenwäldern. Heute findet man sie vor allem im Osten Österreichs, also im nordöstlichen Niederösterreich, der Wachau und im Nordburgenland. Aber auch an flachgründigen Südhängen kann es Trockenrasen geben, weswegen sie ab und zu sogar in inneralpinen Tälern wie dem Inntal gefunden werden können.
Gleichzeitig gehören Trockenrasen heute zu den am meisten gefährdetsten Lebensräumen Mitteleuropas. Nur noch etwa 0,018 Prozent des Bundesgebietes (also ca. 17 km2) in Österreich gehören dazu. Dort ballt sich eine gewaltige Vielfalt: Kuhschellen, Adonisröschen, Orchideen und andere – oft selten – Pflanzenarten sind keine Seltenheit, weswegen dem Trockenrasen eine besondere Bedeutung in Sachen Naturschutz zukommt. Aber nicht nur seltene Pflanzen, auch tierische Bewohner leben dort, oft als wichtige Bioindikatoren für ein intaktes System. Insekten, insbesondere Schmetterlinge, fühlen sich aufgrund der artenreichen Vegetation besonders wohl. Aber auch Tiere wie Ziesel und Smaragdeidechsen sind typische Bewohner dieser trockenen Steppen.
Wir haben fünf wichtige Tierarten des Trockenrasens für euch porträtiert:
Das Europäische Ziesel
Säugetiere sind im Trockenrasen eher selten vertreten. Das Europäische Ziesel ist ein typisches Steppentier. Rund um Wien kann es zum Beispiel auf der Perchtoldsdorfer Heide gefunden werden, aber auch in Gebieten rund um den Neusiedler See wird es immer wieder gesichtet. Ziesel (Spermophilus citellus) leben in Kolonien und sind meist nur bei gutem Wetter außerhalb ihrer Erdbauten zu sehen. Dann sucht es nach Nahrung: Gräser, Kräuter und ihre Samen gehören auf ihren Menüplan. Immer wieder kann man beim Spaziergang über die Heide schrille Pfiffe hören. Das sind die Männchen, die Ausschau halten und Bescheid geben, sobald sich Gefahr – auch in Form von Menschen – nähert. So macht auch der Trockenrasen als bevorzugtes Habitat Sinn: In der Steppe stehen wenige Hindernisse im Weg, die den Zieseln die Sicht versperren könnten. Nur vereinzelte Büsche können von Vorteil sein. Dort verstecken sich die Jungen, etwa von der Gefahr von oben.
Wie kann man die Ziesel schützen?
Eine Gefahr sind freilaufende Hunde und Hauskatzen, die etwa im Weinviertel schon Bestände ausgerottet haben. Ziesel sollte man nicht füttern, sie suchen sich das für sie passende Futter selbst. Liegen gelassenes Essen kann Krähen anlocken, die Ziesel jagen.
Die Östliche Smaragdeidechse
Neben anderen Reptilien wie Zauneidechse, Mauereidechse, Äskulapnatter und Schlingnatter, findet sich auch die EU-weit geschützte Östliche Smaragdeidechse (Lacerta viridis) in den österreichischen Trockenrasen. Sie ist mit bis zu 40 Zentimeter Körperlänge die größte heimische Eidechse. Du erkennst sie an ihrem großen leuchtend grünem Körper, ihrem leuchtend blauen Kopf und ihrem langen Schwanz. Smaragdeidechsen haben ein hohes Wärmebedürfnis. Ihren Lebensraum wählt sie deshalb sorgfältig und sucht sich bevorzugt reich strukturierte, leicht verbuschte Bereiche wie Böschungen oder Steinmaueren. An sonnigen Plätzen mit sandigem oder sehr lockerem Boden legt sie dann auch ihre Eier. Außer im Winter: da hält sie fast sechs Monate lang Winterschlaf in einer frostsicheren Höhle. Auf ihrem Essensplan stehen größere Beutetiere wie Spinnen, Insekten oder kleine Wirbeltiere.
Wie kann man die Smaragdeidechse schützen?
Für die Smaragdeidechse stellen Hauskatzen eine große Gefahr dar, aber auch Schlangen und Greifvögel greifen gern nach ihr. Die Pflege abwechslungsreicher Flächen, wie dem Trockenrasen aber auch Streubostwiesen, stellt eine Hilfe für die wählerische Eidechse dar.
Die Wildbienen
Mit Wildbienen (Apoidea) sind eine umfangreiche und sehr unterschiedliche Gruppe an fast 700 Arten gemeint. Die Lauch-Seidenbiene, Zweihöckerige Mauerbien aber auch Hummeln gehören in diese Gruppe. Sie alle haben große Facettenaugen, variieren aber stark in der Größe (von wenigen Millimetern bis zu drei Zentimetern), sind behaart oder kahl, verschieden gefärbt und leben alleine, in Gruppen oder als Untermieter. Das zeigt sich auch bei ihrem Nistverhalten. Während manche Wildbienen dafür den Boden, Hohlräume oder Pflanzenstängel nützen, legen einige Wildbienenarten (wie die Zweifarbige Mauerbiene, Rotborstige Mauerbiene und die seltene Siebenzahn-Harzbiene) ihre Eier in leere Schneckenhäuser (etwa die der Östlichen Heideschnecke). Sie transportieren Pollen und Nektar ins Schneckenhaus, legen das Ei hinzu, bauen eine Wand und dann kommen wieder Pollen, Nektar und ein Ei in die nächste gefertigte Kammer.
Wie kann man die Wildbienen schützen?
Viele der Wildbienen sind sehr wärmebedürftig und deshalb typische Trockenrasenbewohner. Auch besonntes Totholz kann als Nistplatz eine wichtige Rolle spielen, diese sollten deshalb immer erhalten und gefördert werden.
Große Sägeschrecke
Mit bis zu fünfzehn Zentimetern Länge ist die Große Sägeschrecke (Saga pedo) eines der größten Insekten Europas. Grün gefärbt und dornigen Beinen muten sie auf den ersten Blick wahrlich seltsam zu. Wendet man sich ihrem Verhalten zu, dann sind sie das auch: Die besonders wehrhafte Schrecke ernährt sich ausschließlich karnivor und ist eine perfekte Lauerjägerin. Vorbeikommende Beutetiere packt sie mit ihren Vorderbeinen und drückt sie gegen ihre mit Dornen versehene Brust. Sobald es fixiert ist, wird es vom Kopf her aufgefressen. Meist sind Große Sägeschrecken gut getarnt, manchmal werden sie trotzdem von Vögeln entdeckt. Apropos Jägerin – es existieren fast ausschließlich Weibchen, die sich durch Jungfernzeugung fortpflanzen.
Wie kann man die Große Sägeschrecke schützen?
Die bedrohte Art bevorzugt ein Mosaik aus langgrasigen Bereichen, offenen Bodenstellen und Büschen. Mit Entbuschungsmaßnahmen, Auflichten der Waldränder und einer extensiven Beweidung kann die Art gefördert werden.
Neuntöter
Ein gewisser Anteil an Gebüschen kann der perfekte Lebensraum für Vögel wie den Neuntöter (Lanius collurio) sein. Ob als Sitzwarte, Versteck oder Brutplatz (er ist ein typischer Heckenbrüter), Neuntöter sind eine typische Art für den Trockenrasen. Das hübsche Männchen erkennt man an der auffälligen schwarzen Augenbunde und seinen grauen Oberkopf und Nacken, der sich vom rostroten Rücken abhebt. Sein Schnabel erinnert an den eines Falken mit dem typischen, nach unten abgewinkelten Falkenzahn an der Spitze. Der Name Neuntöter geht auf den Aberglauben zurück, wonach er täglich neun Vögel erbeutet. Zwar nützt er die dichten Dornenbüsche um auf den Zweigen und Dornen das eine oder andere Insekt aufzuspießen, manchmal erbeutet er aber auch größere Tiere wie Jungvögel. Der Neuntöter ist noch in ganz Österreich zu finden, jedoch sind die Zahlen fast überall rückläufig. Intensive Landwirtschaft führt zum Rückgang von Sträuchern und Hecken, damit einhergehend ist auch der Rückgang von Insekten.
Wie kann man den Neuntöter schützen?
Abwechslungsreiche, halboffene Landschaften bieten sichere Brutplätze für den Neuntöter. Ein anständiges Insektenangebot durch die richtige Förderung von blühenden Wiesen kann dem Vogel helfen.
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Wo? Naturschutzgebiet Thenau, Purbach am Neusiedler See