Täglich grüßen die Kaschmirziegen: In Karlstetten hat sich das Ortsbild etwas verändert. Früh morgens führt Emanuel Wanas seine wolligen Böcke ins Zentrum von Karlstetten. Sein treuer Begleiter? Der Hirtenhund Loisl - ein Border Collie. Das Ziel ist eine Streuobstwiese, die von den Ziegen beweidet wird. Mit ihrem Verbiss entfernen sie Büsche und sorgen dafür, dass die Blühpflanzen Licht und Platz zum Gedeihen bekommen. Und die nachhaltige Pflege trägt schon Früchte.
“Es ist unglaublich, wie schnell die Artenvielfalt zurückgekehrt ist. Die ehemaligen Brachflächen zwischen den Bäumen sind wahrhaftig aufgeblüht. Unzählige Wildkräuter, Wildbienen und eine Vielfalt an Schmetterlingen sind schon nach kurzer Zeit zurückgekommen.” - Emanuel Wanas
Auch auf dem Wachtberg kommen die Wollziegen aus dem Himalaya zum Einsatz. Die Bewirtschaftung dieser teilweise sehr kleinen Flächen erfordert viel Handarbeit. Ein später Heuschnitt sorgt dafür, dass das Mähgut energiearm ist und in der modernen Tierhaltung kaum Verwendung findet. Für die Kaschmirziegen hingegen bietet das Heu wertvolles Futter für den Winter.
"Ich gratuliere Emanuel Wanas zu seinem beeindruckenden Engagement und hoffe, dass die 'Blühenden Inseln' viele weitere Nachahmer:innen finden und somit zu einer blühenden und vielfältigen Zukunft für unser schönes Mostviertel beitragen werden." Hamed Mohseni, BILLA Vertriebsdirektor
Ein Jungbauer mit Vision
Öde Brachflächen, auf denen keine Blume blüht oder ein Schmetterling Rast einhält – dieser Artenarmut in Teilen in und um Karlstetten wollte die Familie vom Heumesserhof entgegenwirken. Der Heumesserhof ist ein Kleinhäuslerbetrieb, der seit Jahrhunderten für kleinstrukturierte Landwirtschaft und Artenvielfalt steht. In Anlehnung an diese Tradition setzt die Familie Wanas ihr Engagement für den Schutz der Natur fort.
Im Ort auf der Streuobstwiese selbst, aber auch auf den Blühwiesen von Familie Wanas, soll wieder das große Summen und Flattern herrschen. Eine entscheidende Rolle bei der Umsetzung des Projekts spielt der Jungbauer Emanuel Wanas. Er kennt den Wert und das Potential von gesunden Magerwiesen und Streuobstwiesen – der nicht in Geld gemessen werden kann, sondern sich in einer reichen Biodiversität spiegelt.
“Die Initiative Changemaker #nature war die erste, die das Potenzial des Projekts erkannte, auszeichnete und unbürokratisch unterstützte. Mit ihrer Unterstützung konnte ich einen Stall und die Anschaffung von Kaschmirziegen finanzieren. Und so meine Vision als Wanderschäfer für eine bunte Vielfalt verwirklichen.
Dank Changemaker #nature habe ich im Zuge der Prämierung und gemeinsamen Workshops mit den anderen Sieger:innen gleichgesinnte Landwirt:innen kennengelernt. Der Wissensaustausch ist unbezahlbar für mich.” - Emanuel Wanas
Karlstetten: "Blühende Inseln" werden wahr
Ein artenreicher Anstrich für Blühwiesen und Obstgärten: "Blühenden Inseln" ist eines der 14 Gewinnerprojekte von Changemaker #nature. Und der Projektnahme wurde Programm. Durch einen späten Heuschnitt und der Beweidung mit Kaschmirziegen werden diese selten gewordenen Lebensräume gehegt, gepflegt und für die nächste Generation erhalten. In Summe blühen 2 Hektar Streuwiesen, Streuobstwiesen und Trockenrasen auf.
“Ich möchte meine Herde vergrößern und weitere Brachflächen in grüne Inseln verwandeln. Dazu freue ich mich natürlich auch über Nachahmer:innen. Immer mehr Menschen interessieren sich für mein Leben als Hirte, und die Nachfrage an geführten Touren, bei denen ich über die Blühenden Inseln informieren kann, steigt enorm.” - Emanuel Wanas
Wer blüht denn da? Wer flattert an?
Wilder Thymian, Rote Sommerwurz, Orchideen, Enziane, wilder Oregano und gefährdete Tierarten wie Schlangen, Eidechsen, Schmetterlinge und Wildbienen: Gemeinsam blühen sie auf und beleben die Fläche. Sie sind der Gegenpol zur lebensfeindlichen Bodenversiegelung und bilden ein buntes Gegenstück zur monotonen, intensivierten Landwirtschaft.
“Ich gratuliere Josef Wanas nochmals auf diesem Wege zu seinem innovativen Projekt. Die Biodiversität soll in unserer Natur erhalten bleiben und fordert unser aller Engagement. Dem Rückgang der Arten entgegenzutreten wird uns alle in den nächsten Jahren und Jahrzehnten fordern, jedes Projekt dazu bringt uns hier ein kleines Stück weiter.” - Ing. Thomas Kraushofer, Bürgermeister von Karlstetten
Changemaker #nature wird durch den Biodiversitätsfonds des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie gefördert.