Schlüpfen, werfen, frischen: Mit den ersten warmen Sonnenstrahlen wird das Rad des Lebens kräftig mit den Geburten der Tierkinder beschleunigt.
Welche Tierbabys bei uns den Frühling einläuten, was bei der Geburt besonders ist, wie es aussieht und wie der Alltag für das Nesthäkchen im Nest, Bau oder Kobel ist, erfährst du in diesem Beitrag.
1Das flauschige Lämmchen
Bereits vor den ersten Sonnenstrahlen im Jänner erblicken die wolligen Wiederkäuer die Welt. Wenn Schafe “ablammen” und ein flauschiges Junges geboren wird, muss es innerhalb der ersten 6 Stunden Muttermilch trinken. Dieses sogenannte Kolostrum enthält lebensnotwendige Abwehrstoffe. Auen, so heißen die Mutterschafe, sind sehr umsichtig.
Sie nähren ihren Nachwuchs, achten auf Bewegung und Ruhezeiten. Schafmilch ist gehaltvoll und so legt das Lamm pro Tag zwischen 350 g und 500 g zu. Ab dem dritten Monat fangen sie an, an Grashalmen zu knabbern und sich allmählich abzustillen. Sie haben zu diesem Zeitpunkt schon ein stolzes Körpergewicht von 30 - 40 kg und können sich selbst versorgen. Mit sieben Monaten fängt die Brunst an. Hier kannst du eine lebhafte Reportage von der Familie Hirsch nachlesen, die sich liebevoll der Aufzucht von Lämmern und dem Naturschutz dank einer Schafherde verschrieben hat.
2Der egozentrische Aurorafalter
Zugegeben: Der prächtige Aurorafalter ist zwar kein Raupenbaby mehr, er hat jedoch seinen großen Auftritt als junger Falter bei den ersten, warmen Sonnenstrahlen. Nachdem der Schmetterling als Puppe überwintert hat, schlüpft der orange-getupfte männliche Weißling in der ersten Wärmeperiode. Das Weibchen ist unauffällig. Die Paarungszeit der Aurorafalter beginnt im März und April. Das Weibchen legt die Eier auf Pflanzenstängel ab, die zugleich als Nahrung dienen, sobald der Nachwuchs geschlüpft ist. Dieses Prozedere wiederholt die Schmetterlingsmutter so lange, bis alle Eier verteilt sind. Nach sieben Tagen schlüpfen die drei Zentimeter langen Raupen und stärken sich an der Pflanze.
Sie sind Einzelgänger und teilen ihr Raupenfutter (Knoblauchsrauke oder Wiesen-Schaumkraut) nur ungern mit anderen Raupen-Genossen. Beim Anblick eines Konkurrenten am Buffet verhalten sie sich sogar äußerst aggressiv. Sie wachsen rasant und häuten sich mehrmals, bis sie sich im Juli und August verpuppen und für die Überwinterung bereit machen. Erst im nächsten Frühjahr erwacht ein wunderschöner Aurorafalter aus der Puppe und flattert seine Runden. Zahlreiche Exemplare lassen sich sehr gut auf Wiesen und Wegrändern in der Nähe von Wäldern beobachten.
3Baby Eichhörnchen im Hotel Mama
Das Eichkatzerl bringt zweimal im Jahr zwei bis fünf Babyhörnchen zur Welt. Einmal im Frühjahr zwischen März und April und einmal im Sommer zwischen Mai und August. Es zieht den Nachwuchs rund vier Monate in seinem kugelförmigen Kobel aus Reisig und Zweigen auf.
Die Nager-Babys sind winzig und wiegen bei der Geburt nur zehn bis fünfzehn Gramm. Sie sind hilflos, nackt und blind und sind auf die Fürsorge der Mutter angewiesen. Mit zwei Wochen sprießt ein dichtes Fell und nach rund einem Monat brechen die Schneidezähne durch. Sie öffnen die Augen und wären dann bereit, sich selbst zu versorgen.
Doch bleibt der Nachwuchs noch einige Wochen im “Hotel Mama”, spielt und hilft bei der Futtersuche. Der Vater hat bei der Aufzucht kein Wörtchen mitzureden. Er wird nach der Geburt verjagt. Eichhörnchen sind in Österreich weit verbreitet und zählen zu den bekanntesten Nagetieren.
4Die minimalistische Kinderstube bei Feldhäschen
Bei Meister Lampe zu Hause wimmelt es in der Kinderstube. Eine Häsin kann bei einem Wurf ein bis sechs Häschen bekommen und das drei bis viermal im Jahr. Der Nachwuchs sieht und hört von Anfang an. Er ist auch mit einem weichen Fell ausgestattet. Als sogenannte Nestflüchter sind sie relativ schnell nach der Geburt auf sich alleine gestellt und warten, bis die Mutter zweimal am Tag zum Säugen vorbeikommt.
Da sie gut entwickelt auf die Welt kommen, legen die Haseneltern keinen großen Wert auf ein kuscheliges Nest im Vorfeld. Sie werden eher im Schutz von hohem Buschwerk oder in Erdmulden am Rand von Feldwegen, sogenannten Sassen, geboren. Wenn du einen kleinen Feldhasen am Wegrand findest, darfst du ihn keinesfalls mitnehmen (Wilddieberei!).
Obwohl der Feldhase so robust geboren wird, ist er stark gefährdet. Die Intensivierung der Landwirtschaft und der Einsatz von Pestiziden und Maschinenfahrzeugen dezimieren die Zahl der wild lebenden Feldhasen drastisch. Dazu kommen noch die Todeszahlen aus dem Straßenverkehr, wo jedes Jahr zahlreiche traurige Hoppler ums Leben kommen.
Bitte nimm Rücksicht in der Kinderstube der Natur. Die Tiereltern benötigen ihre Energie für die Aufzucht der Jungen. Freilaufende Hunde oder der rücksichtslose Mensch stören diese, manchmal mit fatalen Folgen für die Jungtiere. Sei achtsam und bleib auf dem Weg.
5Die polygame Braunbärin
Bärinnen nehmen es mit der Treue nicht gar so ernst. Sie sind polygam und haben kein Problem, sich in kurzen Abständen mit mehreren Partnern zu paaren. Die befruchteten Eizellen schwingen bis zu 5 Monate frei im Uterus herum. Erst wenn sich die Bärendame in die wohlverdiente Winterruhe begibt, nisten sie sich in der Gebärmutter ein und fangen an sich zu entwickeln.
Zwischen Jänner und März wirft die Bärin in der Regel ein bis drei Bärenbabys. Spätestens dann hat Frau Bär alle Pfoten voll zu tun. Sie ist für die nächsten eineinhalb bis zweieinhalb Jahre alleinige Erzieherin der Jungen. Danach ist der Nachwuchs selbst paarungsbereit und nabelt sich von der Mutter ab. Die Geschwister bleiben noch einige Monate zusammen, bevor alle ihren eigenen Weg beschreiten.
6Die verspielten Füchse
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Obwohl die Beziehung zwischen dem Rüden und der weiblichen Fähe am Anfang recht ruppig scheint, kümmern sie sich im Frühjahr gemeinsam liebevoll um ihren Nachwuchs. Eine Fähe bringt fünf kleine, grauhaarige Welpen zur Welt.
Die Nesthocker sind bei der Geburt blind, entwickeln sich aber recht rasch im sicheren Fuchsbau. Die Füchsin säugt ihren Nachwuchs vorerst, bevor sie Happen von vorverdauter Nahrung bekommen. Bald erkunden sie die Umgebung rund um den sicheren Fuchsbau, tollen gemeinsam herum, raufen spielerisch miteinander und lernen so Überlebensstrategien kennen.
Nach etwa sieben Monaten sind sie groß genug und es heißt Abschied nehmen. Die männlichen Jungtiere verlassen im September den Bau, die weiblichen bleiben noch etwas länger. Der rotbraune Wildhund zählt zu den anpassungsfähigsten Tieren und gilt daher als nicht gefährdet. Da der Fuchs in Österreich fast keine natürlichen Feinde wie den Braunbär, den Luchs oder den Wolf hat, sind Jäger dabei, die Anzahl zu regulieren.
7Das geduckte Bambi
Sobald der Rehbock von Juli bis August die Geiß am Berg, über Wiesen und Felder gejagt hat, um schlussendlich den Liebesakt zu vollziehen, kehrt bei der Familie Reh allmählich Ruhe ein. Obwohl die Rehdame dann bereits trächtig ist, beginnt sich der Embryo erst ab Dezember im Mutterleib zu entwickeln. Dieses Phänomen nennt man Keimruhe und erhöht die Chance, dass der Nachwuchs in der wärmeren Jahreszeit auf die Welt kommt und überlebt.
Die Geiß setzt meist ein bis drei Rehkitze ab Mai und kommt anfangs nur, um sie zu säugen. Die Wartezeit überbrücken die Jungen am Setzplatz, indem sie sich fest auf den Boden drücken, um Fressfeinden durch die Lappen zu gehen. Erst zwei bis vier Wochen nach der Geburt sind die Kitze fähig, sich selbst vor Feinden in Sicherheit zu bringen. Sie stapfen in Mutters Windschatten und setzen sich mit Artgenossen spielerisch auseinander.
Zwischen März und Mai des Folgejahres fordert die Mutter ihre Kitze nicht mehr auf, ihr zu folgen. Sie gehen ab nun ihre eigenen Wege.
8Die Frischlinge im Wurfkessel
Die Bache, das weibliche Wildschwein, richtet vor der Niederkunft liebevoll das Kinderzimmer, den sogenannten “Wurfkessel” her. Sie gräbt eine Grube, polstert diese mit Reisig, Moos und Laub und zimmert ein Dach aus Zweigen. Sechs bis acht hell- und dunkelbraun gestreifte Frischlinge, sehend und borstig, verbringen die ersten Wochen in der sicheren Umgebung. Dann packt sie die Neugier und sie erkunden die Nachbarschaft.
Die Bache säugt die Kleinen drei Monate lang, doch sind sie schon recht neugierig auf den Geschmack von Eicheln, Würmern und Engerlingen. Immer wieder nehmen sie eine Kostprobe zusätzlich zur Muttermilch.
Bereits in den ersten Lebensmonaten rangeln die Jungtiere um die spätere Rangordnung, die bei Wildschweinfamilien herrscht. Was aussieht wie spielerische Kämpfe, sichert dem Stärksten für das zukünftige Leben Ruhm und Ehre.
Die Keiler sind meist Einzelgänger, wogegen die Bache mit ihrem vorjährigen Wurf (Mutterfamilien) den Alltag innerhalb einer Rotte verbringt. Seit 1980 wächst die Wildschweinpopulation in Europa beträchtlich an. Grund dafür könnten die milden Winter sein.
9Der Dachs im Streifenhemd
Der weibliche Dachs tanzt in der Paarungszeit für den Rüden einen Rolltanz. Dabei dreht es sich bis zu zehn Minuten lang abwechselnd von links und nach rechts im Kreis. Wenn Grimbart Interesse bekundet, jagt er sie wie wild über Stock und Stein, bevor es zur Paarung kommt. Während des Aktes beißt das Männchen dem Weibchen in Hals und Ohren. Die Dachsmama wirft im heimeligen Dachsbau im Frühjahr zwei bis fünf Jungen. Sie sind nur zwölf Zentimeter lang, haben weißes, schütteres Fell und sind blind. Mit vier Wochen öffnen sie das erste Mal die Augen und erkunden kurz darauf die Gänge im Dachsbau, bevor sie sich nach draußen, in die freie Natur wagen.
Dachsjunge werden mindestens zwölf Wochen gesäugt, bei Nahrungsknappheit kann dieser Komfort auch schon bis in den Sommer reichen. Dachse sind sehr gesellig und oft leben mehrere Generationen in einem Clan im selben Bau. Die großen Marder leben bevorzugt in Laub- und Mischwäldern.
--> Wie man Wälder mit mehr Artenvielfalt rüstet, erfährst du in diesem Beitrag.
10Nestflucht unter den Stockenten-Küken
Stockenten-Eltern suchen gemeinsam akribisch den perfekten Nistplatz aus. Dieser kann bis zu zwei Kilometer vom Wasser entfernt sein. Ist das Nest, eine einfach flache Mulde, die mit Halmen ausgepolstert ist, fertig, beginnt das Weibchen mit dem Eierlegen.
Der Erpel verabschiedet sich nach dem Nestbau. Das Weibchen legt ab März täglich ein Ei, bis sie ein Gelege von sieben bis sechzehn Eier beisammen hat. Nun beginnt die ruhige Zeit, drei Wochen werden die Eier ausgebrütet. Wenn es dem Nachwuchs im Ei zu eng wird, schaben sie sich mit dem sogenannten Eizahn in die Freiheit.
Das Küken strampelt sich aus der Kalkschale und rastet erst mal eine Weile, bevor es bereits nach ca. acht bis zwölf Stunden das Nest verlässt. Dabei folgt der schnatternde Nachwuchs demjenigen auf Schritt und Tritt, den sie als Erstes erblicken. Das ist in der Regel das Muttertier. Sie werden die nächsten zwei Monate miteinander verbringen, bevor die Jungen eigene Wege ziehen.