„Erhalt ökologisch wertvoller Natur- und Kulturlandschaften, Stärkung der biologischen und kulturellen Vielfalt, Förderung der nachhaltigen Entwicklung, Umweltbildung und Forschung“… das sind die Schlagworte, die man in Zusammenhang mit dem Programm der Biosphären-Reserverate oder - wie sie in Österreich genannt werden - Biosphärenparks hört. Es sind Modellregionen, in denen der Mensch das Land über Jahrtausende geprägt hat und in denen ein ökologisch, sozial und wirtschaftlich nachhaltiges Leben in der Region vorgelebt werden soll.
Die Zeichen der Natur
In der Tat war die nachhaltige Nutzung von Ressourcen, der ein umfangreiches Wissen über natürliche Zusammenhänge, Bewirtschaftungsmöglichkeiten und Handwerk vorausgeht, für unsere Vorgängergenerationen überlebenswichtig. Nur wer die Zeichen der Natur verstand, mit ihr und nicht gegen sie arbeitete, konnte am Ende des Sommers seine Ernte einfahren.
Der Ursprung des MAB-Programms geht schon auf fast 50 Jahre zurück. Damals war es als reines Forschungsprogramm konzipiert, das untersuchen wollte, wie sich der Mensch auf die Naturräume auswirkt. Die heutigen Inhalte wurden erst 1996 mit der so genannten „Sevillastrategie“ eingeführt. Neue Herausforderungen wie Globalisierung und klimatische Veränderungen sowie die gesammelten Erfahrungswerte der vergangenen Jahre veranlassten 2016 das Österreichische Nationalkomitee mit Sitz an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften gemeinsam mit Fachleuten die Kriterien für Biosphärenparks weiter zu überarbeiten.
Was im Biosphärenpark drinnen ist
Die Kriterien unterscheiden so genannten „Musskriterien“ und „Zielkriterien“, auf deren Erfüllung hingearbeitet werden soll.
Musskriterien sind vor allem
- die Verpflichtung zu einer nachhaltigen Entwicklung
- das Vorhandensein unterschiedlicher Räume mit abgestuften Formen der menschlichen Nutzung
- Leistung eines Beitrages zum Erhalt der biologischen und kulturellen Vielfalt
Dabei muss ein Biosphärenpark in Österreich eine Mindestgröße von 15.000 ha aufweisen, der in Kern-, Pflege-/Puffer- und Entwicklungszonen gegliedert ist. Kernzonen sollten mindestens 5 % der Gesamtfläche aufweisen – in alpinen Regionen darf dieser Anteil allerdings wesentlich höher sein.
Die Kernzonen, die besonders repräsentative und schützenswerte Gebiete umfassen, müssen auch rechtlich einen starken Schutzstatus haben, d.h. sie sollten schon bei der Gründung als Naturschutzgebiet oder Wildnisgebiet ausgewiesen sein. In diesen Gebieten findet keine Landnutzung, mit Ausnahme extensiver Beweidung, ökologischer Wildstandregulierung sowie verträglicher Erholungsnutzung statt.
Die Puffer- oder Pflegezonen sind zum Beispiel als Ruhegebiet, Natur 2000-Gebiet, Landschaftschutzgebiet oder als eine andere Schutzkategorie ausgewiesen. Hier soll eine ökologisch angepasste Bewirtschaftung stattfinden, die die typische Kulturlandschaft erhält und pflegt.
Besonders interessant, weil innovativ, ist die dritte Zone – die Entwicklungszone. Hier ist der Mensch und seine Kreativität gefragt. Es geht um die Förderung nachhaltiger Wirtschafts- und Bewirtschaftungsformen, um Handwerk, Gewerbe, Industrie, Mobilität, Siedlungsentwicklung, Energienutzung und Kultur und Bildung.
Durch den Austausch zwischen den 669 Biosphärenparks in 120 Ländern (UNESCO; 2016) entstehen neue Ideen und Herangehensweisen, die im Gegenzug durch den Bildungsauftrag direkt an die heimische Bevölkerung und an Gäste weitergegeben werden sollen.
Ideen- und Genpool
Schon heute sind Biosphärenparks – darunter auch jene drei in Österreich, der Wienerwald, der Salzburger Lungau mit den Kärntner Nockbergen sowie das Große Walsertal - vielzitierte Modellregionen. In Zukunft werden sie aber wohl noch viel mehr als heute, Ideengeber für die „Wieder-Umstellung“ zu einer nachhaltigen regionalen Kreislaufwirtschaft und ein Pool an Wissen und Erfahrung im Umgang mit der Natur sein. Gleichzeitig werden die streng geschützten Biotope sowie die kleinstrukturierten Kulturlandschaftstypen den Artenreichtum und ihre Ökosystemleistung erhalten und möglicherweise in der Zukunft einen wertvollen Beitrag zur Auffrischung der genetischen Vielfalt in anderen Gebieten leisten können, wo in der Vergangenheit wirtschaftliche Interessen weit über jene des Naturschutzes gestellt wurden. (Autorin: Christina Schwann)
Geführte Wanderung ins „Europaschutzgebiet Gadental“
Wenn du dir einen Biosphärenpark aus der Nähe und im Besonderen eine der wertvollen Kernzonen ansehen und mehr darüber wissen möchtest, dann komm ins Große Walsertal nach Vorarlberg. Hier kannst du an je zwei Montagen im Juli und August 2018 an einer geführten Wanderung ins „Europaschutzgebiet Gadental“ teilnehmen.
Wann:
Mo, 16.7.2018
Mo, 30.7.2018
Mo, 13.8.2018
Mo, 27.8.2019
Zeit: ganztägig
Ort: Buchboden
6731 Sonntag im Gr. Walsertal, Vorarlberg