In der Vogelwelt geht’s jetzt so richtig rund: Es wird gebrütet was das Zeug hält. Demnächst werden die Küken von Bienenfresser, Braunkehlchen, Wiedehopf & Co. ihre Schnäbel in die Welt hinaus strecken. Was sie dort erwartet? Ob Stubenhocker oder Nestflüchter, ob in luftigen Höhen oder am Boden der Tatsachen – sie alle müssen lernen, sich in einer Welt voller Gefahren durchzuschlagen. Bei einigen bedrohten Arten ist es ganz besonders wichtig, dass die Jungvögel durchkommen. Hier erfährst du, was die Vogeleltern so alles geben, um ihren Nachwuchs durchzubringen – und was du selbst tun kannst, um den Vögelchen unter die Flügel zu greifen.
Der kleine Wiedehopf weiß sich zu wehren
Hat das Männchen bei der Balz seine Federhaube effektvoll genug aufgestellt, baut das Wiedehopf-Pärchen (sie sind übrigens für diese Brutsaison monogam) nun sein Nest in Höhlen oder Halbhöhlen. Der Wiedehopf bevorzugt hochstämmige alte Obstbäume, nimmt aber auch mit Halbhöhlen in Bruchsteinmauern vorlieb. Manchmal nutzt er auch einfach Spechthöhlen. Während die Mutter brütet und auch während der ersten rund 10 Tage nach dem Schlüpfen der Küken ist der Vater alleine für die Nahrungsbeschaffung zuständig. Gerät er in die Fänge eines Feindes, wie zum Beispiel eines Falken, Wiesels, einer Katze oder eines Marders, ist auch die Brut verloren. Erst wenn die Nestlinge nicht mehr gehudert – also von der Mutter gewärmt und vor der Witterung geschützt werden müssen und stolz ihr erstes Daunenkleid tragen – kann auch sie wieder auf Jagd nach Würmern, Käfern, Larven, Heuschrecken und Spinnen gehen. Die zurück gelassenen Nestlinge haben nun eine spezielle Verteidigungstaktik: Werden sie angegriffen, spritzen sie dem Feind aus der Höhle heraus Kot entgegen, oder auch ein übelriechendes Sekret aus ihrer Bürzeldrüse. Nach rund einem Monat verlassen die flügge gewordenen Jungvögel das Nest. Sie werden noch einige Tage von den Eltern mit Nahrung versorgt, danach heißt es Abschied nehmen: Die kleinen Wiedehopfe verlassen das elterliche Revier und sind auf sich allein gestellt.
Obwohl der wärmeliebende Wiedehopf in vielen verschiedenen Lebensräumen gut zurecht kommt, gilt er als gefährdet. In unserer intensiv genutzten Kulturlandschaft werden seine Lieblingsplätze – artenreiche Wiesen und höhlenreiche Altbäume – immer rarer. Wie du helfen kannst, den Wiedehopf zu schützen? Lass alte knorrige Bäume im Garten stehen, mähe Wiesen seltener und setze dich für den Erhalt alter Streuobstwiesen ein. Der Wiedehopf wird es dir mit seinem charakteristischen up-up-up danken.
-> Ein Projekt von Blühendes Österreich verleiht dem Wiedehopf Flügel
Selbst ist das Rebhuhnküken
Beim Rebhuhn wird nicht lang gefackelt. Seine Küken sind als Nestflüchter besonders schnell selbstständig. Sie verlassen das Nest sobald sie trocken sind und schon ab Tag 2 ernähren sie sich selbst. Am Speiseplan stehen Spinnentiere, Insekten und deren Larven. Später werden sie überwiegend zu Vegetariern, dann schmecken ihnen Pflanzensamen und Getreidekörner besser. Da aber auch sie erst mit rund zwei Wochen flügge werden, haben ihre Eltern eine besondere Taktik zum Schutz ihres Nachwuchses bzw. der Eier entwickelt: Schleicht sich ein Feind an, täuscht das Elterntier einen verletzten Flügel vor und lässt ihn hängen. So lenkt es todesmutig die Aufmerksamkeit des Angreifers auf sich. Gegen einen Feind hat das Rebhuhn allerdings kaum eine Chance: Seine Bestände haben bei uns laut einem Brutvogel-Monitoring von BirdLife stark abgenommen, was wiederum auf die Intensivierung der Landwirtschaft zurückzuführen ist – sein Lebensraum und die Nahrungsquelle in Form von Insekten schwindet.
Des Bienenfressers steiles Kinderzimmer
Der Rest seiner Vogelfamilie ist eigentlich in den Tropen und Subtropen zu Hause, nur der bunte Bienenfresser hat es sich auch bei uns bequem gemacht. Zum Brüten bevorzugt der Vogel erstens Gesellschaft – er brütet in Kolonien – und zweitens Orte mit Aussicht: Seine charakteristischen Bruthöhlen bzw. -röhren baut er an Steilwänden aus weichem Bodenmaterial entlang von Tieflandflüssen. Weil die Gewässer bei uns oft reguliert werden, ist es auch für die Bienenfresser schwieriger geworden, geeignete Orte für die Aufzucht der Kleinen zu finden – nicht überall findet er solche Bedingungen, wie etwa im Lößboden entlang der Donau in der Wachau oder rund um den Neusiedler See.
Bei den Bienenfressern gibt es im Vergleich zum Wiedehopf eine recht faire Arbeitsteilung. Die vier bis neun Eier werden sowohl vom Weibchen als auch vom Männchen bebrütet, beide gehen auf Jagd: Sie schnappen sich große Insekten wie Hummeln, Bienen oder Libellen im Flug. Teilweise verzichten sie auf ein komplettes Lieferservice und setzen sich mit der verlockenden Beute vor die Bruthöhle – so soll auch der letzte Stubenhocker aus dem Nest gelockt werden. Dass sie in Kolonien brüten, hat einen entscheidenden Vorteil. Die nach etwa einem Monat mit den Altvögeln umherziehenden Jungvögel werden sozusagen auch von Tanten und Onkeln mitversorgt – also jenen Bienenfressern, die selbst nicht gebrütet haben oder deren Brut es nicht geschafft hat.
Veranstaltungstipp – Muttertag im Tierreich
Mutter Natur auf der Spur. Bei diesem etwas anderen Muttertags-Ausflug begebt ihr euch auf einen Streifzug über das Auerlebnisgelände der Schlossinsel im schlossORTH Nationalpark-Zentrum. Dabei erfahrt ihr alles über die vielfältigen Strategien der erfolgreichen Jungenaufzucht im Tierreich – und wie ein typischer Muttertag im Tierreich so abläuft.
Erdiges Braunkehlchen in Bedrängnis
Im Vergleich zum Bienenfresser hält sich das Braunkehlchen farbtechnisch eher im Hintergrund. Und auch beim Nestbau ist es erdiger – gebrütet wird nicht in luftigen Höhen, sondern am direkt am Boden. Bis zu sieben Eier legt das weibliche Braunkehlchen zwischen Ende April und Anfang Juli in ein etwa durch einen Strauch, Grasbüschel oder hohe Halme getarntes Nest. So dezent das bodenbrütende Braunkehlchen selbst auch ist, so besonders sind seine Eier: Sie sind blaugrün. Nach rund zwei Wochen schlüpfen die kleinen Braunkehlchen. Obwohl sie noch nicht fliegen können, wagen sie sich nach weiteren 14 Tagen schon aus dem Nest und verstecken sich im Gras. Mit rund 17 Tagen ist es dann soweit – sie werden flügge.
Der größte Feind des Braunkehlchens ist übrigens nicht Fuchs oder Marder, sondern wir Menschen. Die Bestände sind rückläufig, es gilt bei uns regional als vom Aussterben bedroht. Bodenbrüter wie das Braunkehlchen, aber generell auf Wiesen und Feldern brütende Vogelarten, sind die aktuellen Sorgenkinder des Vogelschutzes. Auf intensiv genutzten, früh und häufig gemähten Wiesen bleibt ihnen nicht genug Zeit für die Aufzucht ihrer Jungen. Mit den geköpften Kräutern und Blumen aber auch dem Einsatz von Pestiziden verschwinden außerdem Insekten – und damit eine wichtige Nahrungsquelle für die Braunkehlchen. Wie du den kleinen Vögeln unter die Flügel greifen kannst? Wo möglich, Wiesenflächen seltener Mähen und vor allem zwischen April und Anfang Juli beim Spazierengehen ein genaues Auge auf deinen Hund haben – auch er stört mitunter das Brutgeschäft der Braunkehlchen, ebenso wie die freilaufende Hauskatze eine Bedrohung für die Jungtiere sein kann.
(Autorin: Julia Kropik)