Es grünt so grün...und außerdem zartrosa, sonnengelb und violett! Die ersten Frühlingsboten sind da und lugen aus der kalten, feuchten Erde hervor. Erst zaghaft, dann immer mutiger strecken die sonnenhungrige Große Kuhschelle, das Schneeglöckchen oder das Frühlings-Adonisröschen ihre zarten Blätter und Blüten den wärmenden Strahlen entgegen. Diesen 10 Frühlingsblumen geht es wie uns Menschen – sie können es kaum noch erwarten, sich von den ersten Sonnenstrahlen kitzeln zu lassen.
ExpertInnenwissen:
Für manche dieser Frühblüher wird es allerdings das erste und letzte Mal sein, denn die sogenannten Anuellen sind Einjährige Pflanzen. Biologen nennen solche Wiesen und Weiden dann „Frühlings-Anuellen-Flur“. Die Strategie der Anuellen: Sie entwickeln sich schon im Herbst aus den Samen mit kleinen Blättchen und blühen dann ganz zeitig im Frühjahr, wenn es viel Licht und Feuchtigkeit gibt. Danach sterben sie ab, überdauern aber in den Samen, die sie zuvor noch produziert haben. So kommen sie auch mit Trockenheit und Hitze zurecht. Meist winzig klein vertragen sie nicht viel Konkurrenz – sie überleben nur auf offenen Bodenstellen, die für andere, größere Pflanzen kein geeigneter Lebensraum sind. Genau das macht auch die Beweidung so wichtig, für die Blühendes Österreich sich einsetzt. Im Gegensatz zur Mahd schafft sie durch den Tritt der Tiere viel mehr Licht und Luft.
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Hinaus in die Natur! Die ersten Frühlingsblumen mit einem unserer Naturerlebnisse finden.
1Große Kuhschelle
Sie gehört zu den wohl auffälligsten Frühlingsblumen in lichten Wäldern oder am Trockenrasen zwischen den pannonischen Steppen Ungarns und Niederösterreichs: die Große Kuhschelle (Pulsatilla grandis) ist wirklich früh dran. Bei den richtigen Bedingungen streckt sie ihre fünf blauvioletten Blüten schon im Februar oder März dem Licht entgegen. Ob ihr Stängel auch deshalb so dicht behaart ist? An besonders warmen Tagen öffnet sich die Blüte am Morgen. Wie ein Parabolspiegel lenkt sie die wohlige Wärme der Sonne ins Zentrum zu ihren sattgelben Staubblättern und Fruchtknoten – und bekommt nicht zuletzt deshalb bald Besuch von Insekten. An kühlen Tagen bleibt die Blüte geschlossen. Überhaupt braucht die EU-weit geschützte Pflanze viel Licht – deswegen kann sie nur dort überleben, wo der Boden beweidet wird. Blühendes Österreich unterstützt LandwirtInnen in der Wachau dabei, Trockenrasen weiterhin zu mähen und das Mähgut zu entfernen.
2Schneeglöckchen
Kaum ein Frühblüher steht so sinnbildlich für das Ende des Winters wie das Schneeglöckchen (Galanthus). Wenn es sein weißes Köpfchen ab Ende Februar durch die letzten Reste des Schnees streckt, kann der Frühling wirklich nicht mehr weit sein. Schneeglöckchen bilden wie auch Hyazinthen, Narzissen oder Blaustern unterirdisch Zwiebeln als Überdauerungsorgane. Die Schneeschmelze liefert genügend Wasser und sozusagen den Startschuss zum Austreiben. Dabei werden die eingelagerten Nährstoffe aufgebraucht und die Zwiebel schrumpft. Die neu gebildeten Blätter lagern wiederum Nährstoffe in die Ersatzzwiebel ein und es wird auch noch eine Brutzwiebel gebildet. Manche Wildarten des Schneeglöckchens blühen sogar schon im Herbst ab Oktober – sie stehen unter Artenschutz.
3Krokus
Das Schwertliliengewächs mit den schmalen, grasartigen Blättern blüht in den unterschiedlichsten Farben. Bei uns leuchtet der Krokus (Crocus) vor allem violett auf feuchten Wiesen, die sich im Februar gerade vom letzten Schnee befreit haben. Er wird gerne in Gärten und Parks kultiviert, in der freien Wildbahn fühlt er sich auch noch im Gebirge und auf Weiden wohl. Unterirdisch bildet der mehrjährige Krokus eine Knolle. Dabei handelt es sich eigentlich um eine Verdickung des Sprosses, in dem die Pflanze Nährstoffe einlagert. Wenn der Krokus, aber auch die Schneerose oder das Scharbockskraut aufblühen, wird diese Mutterknolle weich und dunkel. Gleichzeitig wird vorgesorgt: In sogenannten Tochterknollen werden neue Vorräte eingelagert. Aus den getrockneten Narbenästen einer Krokusart wird übrigens Safran gewonnen.
4Felskresse
Sie liebt Kalk, Felsspalten und sandige bis steinige Stellen im Trockenrasen. Die filigrane Felskresse (Hornungia petraea) mit ihren fiederteiligen Laubblättern und waagrecht abstehenden Fruchtstielen kommt nur in Wien, Niederösterreich in Burgenland und im pannonischen Gebiet vor und gilt als potenziell gefährdet. Von März bis Mai entzückt sie alle, die ihren winzig kleinen, weißen Blüten einen Blick schenken. Viel Konkurrenz verträgt die kleine Felskresse leider nicht: Weil sie so zart ist, wird sie schnell von anderen Pflanzen verdrängt. Ihre Verbündeten sind Schafe: Mit ihren Hufen „verwunden“ sie in den Sommermonaten den Boden und schaffen so Raum für die feine Felskresse.
5Tulpe
Gerade strahlen sie uns in den prächtigsten Farben aus allen Blumenläden entgegen. Von der Tulpe (Tulipa sp.) gibt es etwa 100 Arten und viele Zuchtformen, deswegen begegnen sie uns meistens in Parks oder Gärten. Tulipa gesneriana ist eine davon, nämlich die Garten-Tulpe. Die wild wachsende, heimische Tupe in Österreich ist die Wild-Tulpe (Tulipa sylvestris), die stark gefährdet ist. Wenn dir mit etwas Glück in Weinbergen oder Laubwäldern ein wildes Exemplar entgegen leuchtet, solltest du es also keinesfalls pflücken. Die gesamte Tulpe ist übrigens giftig.
6Gelbe Narzisse
Ihre gelbe Blüte strahlt mit der Frühlingssonne um die Wette. Wilde Narzissen sind leider nur noch selten auf Bergwiesen oder feuchten Waldlichtungen zu finden und deswegen auch geschützt. Die winterharte Zwiebelpflanze kann bis zu 50 cm groß werden. Die Narzisse (Narcissus pseudonarcissus) gehört zu den Vertretern der Zwitterblüten: sie hat sowohl männliche (Staubblätter) als auch weibliche (Stempel) Blütenorgane. Die einzige einheimische Art ist die Stern-Narzisse (Narcissus radiiflorus). Blühendes Österreich fördert ein Naturschutzprojekt im Auseerland, wo die Narzissenwiesen der Stern-Narzisse wieder aufblühen können!
7Schmalfrucht-Hungerblümchen
Unauffällig, kurzlebig, winzig. Das Schmalfrucht-Hungerblümchen (Erophila verna) ist nicht unbedingt gesegnet. Wenn du dem zwischen März und Mai blühenden Winzling aber einmal deine Aufmerksamkeit schenkst, wirst du ihm beim Frühlingsspaziergang bald auf Schritt und Tritt begegnen. Besonders anspruchsvoll ist diese einjährige Pflanze nämlich nicht. Zwar ist das Blümchen hungrig nach Licht, begnügt sich sonst aber mit mageren, trockenen Standorten wie einem Wegesrand, Steinbrüchen oder offenen Ackerböden. Viel Besuch von Insekten bekommt es nicht, nur ab und zu schauen Wildbienen vorbei. So gilt es für das Schmalfrucht- Hungerblümchen, sich selbst zu bestäuben, was durch das Schließen der Blüte in der Nacht und bei Regen gefördert wird.
8Frühlings-Adonisröschen
Auf stark beweideten Halbtrockenrasen sind sie nicht zu übersehen: Die großen, dottergelben Blüten des Frühlings-Adonisröschen (Adonis vernalis) recken sich von März bis April der Sonne entgegen. Verschont bleiben sie deshalb, weil die Pflanze für das Weidevieh giftig ist – für Menschen übrigens auch. Aber auch auf sonnigen Hängen, in lichten Kiefern- oder Föhrenwäldern kann man es beim Frühlingsspaziergang entdecken. Allerdings ist das Frühlings-Adonisröschen selten und gilt als gefährdet – damit wird auch das Nahrungsangebot für viele Insekten wie etwa Wildbienen knapp. Blühendes Österreich unterstützt daher Landwirte im Burgenland dabei, Halbtrockenrasen extensiv zu beweiden und vor Verbuschung zu bewahren.
9Acker-Gelbstern
Der Name dieses Frühblühers mit seinem flaumbedeckten Stängel ist leicht gemerkt: Die leuchtend gelben Blüten haben tatsächlich die Form eines Sterns, manchmal wird das Liliengewächs auch als Acker-Goldstern bezeichnet. Und auch ein Hinweis auf seinen Fundort ist im Namen enthalten: Leider wurde der Acker-Gelbstern (Gagea villosa) aufgrund chemischer Unkrautvernichtungsmittel an den Rand gedrängt. Doch dort, wo Ackerland an Magerwiesen grenzt, hat er noch eine Chance und zeigt sich gesellig. Im pannonischen Gebiet ist diese strahlende Augenweide auch ab Mitte März in Weinbergen zu finden.
10Hohe Schlüsselblume
Sie bildet unter den Frühblühern zwar eher das Schlusslicht, dafür leuchten die trichterförmigen Blüten von April bis Juni auf Wiesen und Waldrändern, wo sie sich von Insekten bestäuben lässt. Die Wiesenschlüsselblume (Primula elatior) unterscheidet sich von der Waldschlüsselblume durch ihren Duft und hat außerdem fünf orange Flecken auf ihren Blütenblättern. In Märchen und Sagen gilt die Schlüsselblume oft als Schlüssel zum Himmel und sie hat außerdem heilende Wirkstoffe.