Allgemein
Umfassender Ansatz
Die biologische Landwirtschaft versucht nicht nur Natur, Lebensgrundlagen und Klima bestmöglich möglich zu schonen. Sondern sie berücksichtigt darüber hinaus auch wirtschaftliche und gesellschaftliche Aspekte, z. B. gerechte Entlohnung und soziale Fairness.
Grundprinzipien (u. a.)
- Ganzheitliche Sichtweise, vernetztes Denken
- Möglichst geschlossene (Stoff-)Kreisläufe:
Was am Hof anfällt, wird wiederverwendet. Z. B. durch völligen Verzicht auf zugekauften Kunstdünger, stattdessen Verwendung von Mist, Gülle, Kompost oder Pflanzenresten. - Nutzung natürlicher (Selbst-)Regulierungsmechanismen:
„Schädlinge“ werden z. B. nicht durch giftige Pflanzenschutzmittel (Pestizide) bekämpft, sondern u. a. durch Fördern von „Nützlingen“ – also Lebewesen, die Schädlinge natürlich in Schach halten. „Unkräuter“ werden gegebenenfalls händisch oder maschinell entfernt. - Ausgewogene Fruchtfolge:
Auf ein- und demselben Standort werden abwechselnd unterschiedlich Pflanzenarten angebaut. - Artgerechtere Nutztierhaltung:
z. B. durch regelmäßigen Weidegang und/oder Auslauf ins Freie, oder durch Verzicht auf vorbeugenden Arzneimitteleinsatz. - Ausschließliche Verwendung von Bio-Tierfutter, vorzugsweise aus der Region
- Völliger Verzicht auf gentechnisch veränderte Zutaten, z. B. im Tierfutter oder im Saatgut
Vorteile (u. a.)
Gegenüber der allgemein üblichen („konventionellen“) Landwirtschaft sollen folgende Vorteile erzielt werden:
- Gesunde, hochwertige Lebensmittel
- Höhere Preise für Bioprodukte (um höheren Aufwand und höhere Produktionskosten auszugleichen, siehe unten)
- Schonung des Bodens, Erhalt seiner Fruchtbarkeit sowie der Widerstandsfähigkeit humusreicher, gesunder Böden gegenüber Klimaextremen
- Trinkwasserschutz und geringerer Energieverbrauch (z. B. beides durch Verzicht auf giftige und energieaufwändige Kunstdünger und Pestizide)
- Klimaschutz (u. a. durch Einsparen von Treibhausgasen, etwa durch den Einsatz von Tierfutter aus der Region)
- Erhalt der genetischen Vielfalt (z. B. Obstsorten) sowie der Arten- und Lebensraumvielfalt
Nachteile
Aufwand und Produktionskosten in der biologischen Landwirtschaft sind meist höher als in der konventionellen, der Ertrag oft geringer.
Rechtsgrundlage
Was bei Erzeugung, Import und Kontrolle von Bio-Produkten vorgeschrieben ist, regeln zwei EU-Verordnungen (Nr. 834/07 und 889/07) sowie die österreichische Bio-Richtlinie. Mit Beginn 2021 soll eine neue EU-Bioverordnung in Kraft treten. Darüber hinaus haben bestimmte Bioverbände (z. B. Bio Austria oder Demeter) eigene, z. T. strengere Bio-Richtlinien erlassen, ebenso Lebensmittelketten für ihre Bio-Marken.
Gütesiegel
EU-weit existiert ein einheitliches EU-Bio-Logo, das für alle Bioprodukte in der EU verwendet werden muss (grünes Blatt mit Sternen). Anders bei Importen aus Nicht-EU-Staaten: Dort ist nicht garantiert, dass „Bio-Produkte“ auch den Bio-Vorschriften der EU entsprechen.
Österreichische Bioverbände oder Lebensmittelmarken verwenden für Produkte, die ihre Vorgaben erfüllen, z. T. zusätzlich eigene Gütesiegel: etwa das AMA-Biosiegel oder das „Bio Austria“-Gütesiegel.
Kennzeichnung:
So erkennt man ein Bio-Produkt in Österreich:
- Aufschrift „aus biologischer Landwirtschaft“
Alternativ dürfen auch folgende Bezeichnungen verwendet werden: „biologisch“, „ökologisch“, „aus ökologischem Landbau“ - Zusätzlich kann die Kurzbezeichnung „Bio“ aufgedruckt sein
- Code-Nummer der Kontrollstelle (z. B. AT-BIO-301)
- EU-Bio-Logo, inkl. Herkunftsbezeichnung
- Ev. weitere Gütesiegel (z. B. AMA-Bio-Siegel)
Keinen Hinweis auf biologische Landwirtschaft lassen u. a. folgende Bezeichnungen zu: „aus naturnahem/kontrolliertem Anbau“, „aus umweltgerechter Landwirtschaft“, „chemiefrei“, „alternativ“, …
Möglichst regional
„Bio“ bezieht sich auf die Art der Bewirtschaftung, sagt aber nichts über die Herkunft aus. Bio-Erdbeeren aus Übersee mögen zwar tatsächlich biologisch erzeugt worden sein, haben aber aufgrund der weiten Transportwege eine deutlich schlechtere Klimabilanz. Deshalb sollten Bio-Produkte möglichst aus der Region kommen. Das heißt in Mitteleuropa jedoch auch: akzeptieren, dass es bestimmte regionale Produkte nur zu bestimmten Zeiten gibt.
Zahlen & Fakten
2018 wurde fast ein Viertel der Landwirtschaftsfläche Österreichs biologisch bewirtschaftet (zusammen rd. 638.000 ha) – so viel wie niemals zuvor. Mit diesem Bio-Anteil ist Österreich Spitzenreiter in der EU. Dahinter folgen Estland (19 %) und Schweden (18 %). Den höchsten Anteil an Bio-Betrieben in Österreich gibt es in Salzburg (46 % der dortigen Betriebe). 14 % der österreichischen Weingärten und 17 % der Ackerfläche werden biologisch bewirtschaftet, bei Dauergrünland und Obstanbauflächen ist es sogar jeweils ein Drittel.
Rund 22 % der Rinder (Mutterkühe: 38 %, Milchkühe: 20 %), 33 % der Schafe und mehr als die Hälfte der Ziegen in Österreich werden auf Biobetrieben gehalten. Bei Geflügel ist der Bio-Anteil 18 %, bei Schweinen nur 2 %.
8-10 % der in Österreich eingekauften Lebensmittel sind Bio-Lebensmittel. Das entspricht einem Wert von annährend 2 Mrd. Euro. Besonders Eier (22 %), Trinkmilch (18 %) sowie Frischgemüse und Kartoffeln (16 %) werden in Bio-Qualität gekauft (Stand: 2017).
Die Zahl der Bio-Betriebe in Österreich steigt. 2018 waren es mehr als 23.000. Fast zwei Drittel davon sind Mitglied bei einem Bio-Verband. Die größte dieser Bio-Interessensvertretungen in Österreich ist „Bio Austria“ mit rd. 13.000 Mitgliedsbetrieben. Daneben gibt es auch kleinere, zum Teil regional agierende Bio-Verbände.
(Quellen: BMNT, Bio Austria)
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