Am Fuße des majestätischen Wilden Kaisers darf Mutter Natur aufatmen. Die bereits blühende Naturaose von "Going Artenreich" bekommt Zuwachs: Eine weitere Streuobstwiese schlägt bald Wurzeln und bereichert das Refugium für Wildbienen, Schmetterlinge und eine Vielzahl von bedrohten Tier- und Pflanzenarten.

Maria Schmidt und Harald Stoiber sind dem #streuobst-Call von Blühendes Österreich gefolgt. Ihr Projekt wurde prämiert und mit der Förderung wird ihr Paradies nun erweitert. Einige stark bedrohte Tiere haben sogar schon Zuflucht gefunden.

Streuobstwiesen – eine Antwort auf das Artensterben

In einer Zeit, in der das Summen der Bienen leiser wird und die Farben der Wiesen und Felder auf monotones Grün wechseln, setzen Maria und Harald ein Zeichen der Hoffnung. 2014 hat Maria den Hof ihrer Familie übernommen und den ursprünglich konventionell geführten Bauernhof auf den Kopf gestellt. Stück für Stück wird seither renaturiert. Auf ihrem Naturschutzhof werden heute Streuwiesen gehegt und gepflegt. Alte Obstsorten und über 1.000 (!) heimische Hecken bieten einer Vielzahl an Tieren Futter, Schutz und Nistmöglichkeiten. 

Mit dem #streuobst-Call darf eine weitere Streuobstwiese Wurzeln am Fuße des Wilden Kaisers schlagen. Neben 15 neuen Streuobstbäumen und Hecken - als wichtige Verstecke und Brutplätze für Vögel und kleine Säugetiere - wird auch um das Wohl der Kleinsten gesorgt: Ein Sandarium wird angelegt, ein wichtiger Nistplatz für Wildbienen wie Große Mauerbiene, Pippau-Sandbiene oder Mai-Langhornbiene.

Zwischen den Bäumen werden Wildblumen wie Witwenblumen, Glockenblumen oder Wiesensalbei für Schmetterlinge ausgesät. Saftiges Raupenfutter bieten Wilde Karde oder Wilde Möhre. Die Fläche wird insektenschonend mit dem Balkenmäher gemäht, bei einem Teil der Wiese weiden Schafe für das ökologische Gleichgewicht.

Begleitet wird die Anlage der Streuobstwiese von der AG Streuobst und lokalen Ökolog:innen, die bei der Auswahl der Sorten beratend zur Seite stehen. Schließlich sind viele bedrohte Tiere auf spezielle Pflanzen angewiesen und sollen geeignetes Futter und Schutz am Naturschutzhof finden.

Hecken als Refugium für bedrohte Tiere

Heimische Hecken ergänzen die Arche der Vielfalt, darunter Arten, die besonders für Vögeln "unter die Flügel" helfen, wie Dornenhecken und Wildrosen. Diese bieten bedrohten Vögeln wie dem Neuntöter sichere Verstecke. Auch ein Braunkehlchen-Pärchen, das stark gefährdet und akut vom Aussterben bedroht ist, hat bereits Zuflucht beim Naturschutzhof gefunden. Der Lebensraum “Hecke” wird oft unterschätzt und Maria begrüßt Nachahmer:innen, die in Sachen biologische Vielfalt mit Hecken nachhelfen wollen. “Einige Menschen konnten wir bereits motivieren, alte, heimische Hecken zu pflanzen,” freut sich Maria über den artenreichen Wandel in den Gärten.

Die Inventur der Wildbienen

Der Naturschutzhof führt dazu ein Wildbienenmonitoring durch. Wenn die jährliche Obstblüte erfolgt, werden die pelzigen Bestäuber dokumentiert. Bisher konnten sie drei Arten beobachten: Scherenbiene, Rote Mauerbiene und Steinhummel. Die vorhandene Streuobstwiese bietet den gefährdeten Wildbienen einen Lebensraum, und sie profitieren von weiteren Bäumen, die durch den #streuobst-Call gepflanzt werden. Nächstes Jahr, wenn noch mehr Obstbäume blühen, wird es eine neue Evaluierung geben und zeigen, wie viele Wildbienenarten mehr dank der neuen Obstbäume angeflogen kommen.

Die Prämierung von "Going Artenreich" hat darüber hinaus eine Schaar an freiwilligen Helfer:innen angezogen: “Wir freuen uns, dass sich im Zuge des #streuobst Calls von Blühendes Österreich 20 Jugendliche vom WWF Generation Earth Netzwerk gemeldet und bereit erklärt haben, Anfang September bei der Baumpflanzung zu helfen,” erzählt Maria Schmidt euphorisch.

Maria Schmidt

Den Garten Eden begreifen und erleben 

Die Streuobstwiese ist mehr als nur ein idyllischer Sehnsuchtsort. Sie ist ein lebendiges Ökosystem, das von Menschenhand geschaffen wurde, aber von einer unglaublichen Artenvielfalt belebt wird.
Regelmäßige Hofführungen und Workshops bieten Menschen jeden Alters die Möglichkeit, den Lebensraum Streuobstwiese beim Naturschutzhof am Wilden Kaiser hautnah zu erleben und mehr über die Bedeutung des Artenschutzes zu erfahren.

“Mit unserem kleinstrukturierten Betrieb wollen wir zeigen, dass auch kleine Höfe und Flächen großes Potential haben, die Artenvielfalt zu fördern.” - Maria Schmidt 

Langfristig können sich die Besucher:innen über die Ernte und veredelten Köstlichkeiten der Obstbäume freuen: Von Äpfeln, Quitten, Zwetschken bis zu süßen Marmeladen und erfrischenden Säften werden die Produkte der Streuobstwiese im Hofladen von “Going Artenreich” erhältlich sein.

"In den letzten 30 Jahren haben wir beobachtet, dass in Tirol viele artenreiche Lebensräume verschwunden sind: Hecken, Bäume und Flächen mit hohem Pflegeaufwand sind immer mehr verloren gegangen", sagt Maria Schmidt wehmütig. Sie möchte mit ihrem Naturschutzhof Nachahmer:innen finden, die in ihrem Garten oder auf ihrem Stück Land einen paradiesischen Obstgarten pflanzen. “Mit der BILLA Stiftung Blühendes Österreich bekommen Landwirt:innen das nötige Wissen und ganz unbürokratisch finanzielle Mittel, um das bedrohte Biotop Streuobstwiese wieder aufleben zu lassen. Auch der Austausch mit Gleichgesinnten ist unbezahlbar!”, zieht Maria Schmidt Resümee über den #streuobst Call.

Die Neuanlage einer weiteren Streuobstwiese ist ein wichtiger Schritt, dem Artensterben und dem Verlust der facettenreichen Lebensräume entgegenzuwirken. Sie sollen die Region zum Aufblühen bringen, eine nach der anderen, damit Österreich mit seiner reichen Tier- und Pflanzenwelt wieder aufleben kann!

 

Über Blühendes Österreich #streuobst

Jede Streuobstwiese zählt! 100.000 Euro für Streuobst und Naturschutz - am 13. September 2023 endete der Call #streuobst. Aus 44 Einreichungen und einem Gesamtvolumen von € 980.000 wählte die ehrenamtliche Jury aus dem Call Blühendes Österreich #streuobst 13 herausragende Projekte aus, die sich über die Unterstützung durch die BILLA Stiftung Blühendes Österreich freuen dürfen. Dabei werden insgesamt 100.000 Euro ausgeschüttet. Mit der Summe werden Projekte im Gesamtwert von € 200.000 ermöglicht.

Die BILLA-Stiftung Blühendes Österreich, die ARGE Streuobst Österreich und BILLA Regioscouts stärken gemeinsam Streuobst-Leuchtturmprojekte von kleinstrukturierten bäuerlichen Betrieben und tragen zum Erhalt der Biodiversität und Sicherung von hochwertigen Lebensmitteln aus Streuobstproduktion bei.


Jetzt weiterlesen:

SOS Streuobstwiese: 6 Gründe, weshalb wir sie retten müssen

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