Mit Unterstützung von Blühendes Österreich und der internationalen Initiative Bioregional Weaving Labs von Ashoka und Commonlands wächst das Projekt nun über sich hinaus. Organisationen und Fachleute arbeiten regional und international zusammen, um Lebensräume zu sichern, Artenvielfalt zu fördern und die Region klimafit zu machen. Dieses Leuchtturmprojekt setzt neue Maßstäbe – für Natur und Menschen gleichermaßen.
Natur-Mosaik am Wendepunkt
Die Region Thermenlinie-Wiener Becken, bekannt für ihre einzigartigen Lebensräume wie Trockenrasen, Feuchtwiesen und Niedermoore, zählt zu den artenreichsten Gegenden Mitteleuropas. In den Trockenrasen huschen Ziesel und Smaragdeidechsen durch die Gräser, während Wildbienen wie die seltene Gelbleinbiene Pollen am Gelben Lein sammeln. In den Feuchtwiesen flattern die überaus seltenen Moor-Wiesenvögelchen. Zwischen Feuchtwiesen-Prachtnelken und Sumpfgladiolen finden viele weitere gefährdete Arten südlich von Wien intakte Lebensräume – noch.
Viele Lebensräume und Arten stehen durch Aufgabe von Mahd und Beweidung, großflächigen Ackerbau, Bebauung und Bodenversiegelung unter enormen Druck. Nur mehr kleinflächig - im Vergleich zu 100 Jahren früher - sind die Oasen der Vielfalt erhalten. Um diese kümmert sich der Landschaftspflegeverein mit Fachwissen und Hingabe seit 2017. Er fördert naturbasierte Lösungen und Maßnahmen, die die Biodiversität schützen und die Region an den Klimawandel anpassen. Die Inseln der biologischen Vielfalt sollen schließlich wachsen, anstatt für immer zu verschwinden.
Mit dem Bioregional Weaving Labs von Ashoka und Commonland Foundation hat der Landschaftspflegeverein nun internationale Partner, die Changemaker europaweit verbinden und Biodiversitäts-Oasen überregional aufblühen lassen.
„Unser größter Schatz sind die Menschen, die sich mit Hingabe für den Schutz von Europas Naturoasen einsetzen. Dank der finanziellen Unterstützung von Blühendes Österreich, Ashoka und Commonlands konnten wir das starke Netzwerk weiter ausbauen, welches die Vielfalt der Natur bewahrt und stärkt. Jede:r ist eingeladen, Teil dieses Netzwerks zu werden – denn Naturschutz gelingt nur gemeinsam!" - Irene Drozdowski, Landschaftspflegeverein
Vernetzung für eine nachhaltige Zukunft
Bioregional Weaving Labs verfolgt gemeinsam mit dem Landschaftspflegeverein einen Bottom-Up-Ansatz, bei dem lokale und internationale Expert:innen, Landwirt:innen, Bürger:innen und Organisationen aktiv eingebunden werden.
„Das Ziel der Bioweaving Labs ist es, ein starkes Netzwerk von Menschen zu schaffen, die durch langfristige Kooperationen nachhaltige Veränderungen bewirken und die Region als zukunftsfähigen, harmonischen Lebensraum für Mensch und Natur gestalten.“ - Irene Drozdowski
Das Projekt strebt europaweit bis 2030 ein Netzwerk von einer Million Menschen für eine Million Hektar Vielfalt an. Es geht nicht nur darum, Symptome zu bekämpfen, sondern in Kooperation Ursachen der Biodiversitäts- und Klimakrise anzugehen.
Zu den Kernmaßnahmen der Bioregional Weaving Labs gehören:
- Vernetzung der teilnehmenden Bioregionen in Europa
- Etablierung eines Lern- und Austauschprozesses zwischen den Bioregionen, um voneinander Lösungen und Wege zum Biodiversitätsschutz zu lernen
- Förderung zielgerichteter, naturbasierter Lösungen z. B. durch extensive Bewirtschaftung und Renaturierung
- Umsetzung von geeigneten Best practice Projekten aus anderen Regionen - nicht alles muss neu erfunden werden
- Netzwerkaufbau in jeder Region - Sensibilisierung, Bildung, Motivation mitzumachen und gemeinsame Strategieentwicklung z.B. zur Ausweitung des Netzwerks, zu den Zielrichtungen der Aktivitäten und Finanzierungsmöglichkeiten in jeder Region durch Aufbau eines regionalen Partizipationsprozesses, von Bildungsaktivitäten und praktische Umsetzungen.
Gemeinsam Samen für die Zukunft säen
Unter reger Beteiligung von Expert:innen und Stakeholdern aus der Region wie Gemeindevertreter:innen, Landwirt:innen, Vereinen und engagierten Bürger:innen wurden aus 12 gemeinsam erarbeiteten Themenfelder vier Zielrichtungen als besonders wichtig für den Erhalt der biologischen Vielfalt - im Besonderen auch als Lebensgrundlage für die Menschen, Klimaschutz und Klimawandelanpassung in der Region Thermenlinie-Wiener Becken erarbeitet. Diese sollen nun gezielt mit Partnern weiterverfolgt und Umsetzungen auf die Fläche gebracht werden.
- Nutztiere in der Landschaft - Wiederaufleben einer extensiven Nutztierhaltung und Beweidung in der Landschaft
- Regionale Grünraumkorridore - Entwicklung und Erhaltung von Verbindungskorridoren in der Landschaft
- Wiedervernässung und Förderung des Wasserrückhalts in der Landschaft - für die biologische Vielfalt, Sicherung von Trinkwasser und Erhaltung der Landwirtschaft
- Ökologisierung von Grünflächen in Gewerbe- und Siedlungsraum - zur Vernetzung in der Landschaft, Förderung der biologischen Vielfalt und Kühlung der Umgebung (Klimawandelanpassung)
Extensive Beweidung: Schlüssel für biologische Vielfalt und Klimaschutz
Eine der besonders wichtigen Zielrichtungen für die Erhaltung der biologischen Vielfalt in der Region Thermenlinie-Wiener Becken ist der Wiederaufbau und Ausbau der extensive Beweidung mit verschiedensten Nutztieren und Nutztierrassen, die früher im Gebiet sehr weit verbreitet war. Diese fördert - richtig umgesetzt - die heimische Tier- und Pflanzenwelt, trägt wesentlich zum Klimaschutz bei und hilft bei der Anpassung an den Klimawandel. Gleichzeitig mit der Landschaftserhaltung können so nachhaltige Lebensmittel produziert werden. Im Rahmen einer gemeinsamen Exkursion wurden regionale Best-Practice-Beispiele wie die Wildrinder-Beweidung im Lainzer Tiergarten, Schafbeweidung auf der Perchtoldsdorfer Heide und die Beweidung mit Waldviertler Blondvieh im Steinfeld besucht und Ideen zur weiteren Förderung der Beweidung ausgetauscht.
Kostbare Ressource Wasser
Bei einer Exkursion ins Wiener Becken tauchten 29 Teilnehmer:innen in regionale Projekte zum Schutz von Feuchtlebensräumen ein. Von der Renaturierung ehemaliger Moorflächen in Moosbrunn über Wasserrückhalt in der Landwirtschaft bei Traiskirchen bis hin zu innovativen Fischaufstiegshilfen in Tattendorf wurde gezeigt, wie wichtig nachhaltiger Umgang mit Wasser ist. Gemeinsam mit Expert:innen entstanden neue Ideen, wie Wasserknappheit und Klimawandel auf lokaler Ebene begegnet werden kann.
Ein starkes Netz lebt von den Beteiligten
Das Projekt lebt von der Beteiligung vieler interessierter und engagierter Menschen. Ob durch Besuche, Unterstützung vor Ort oder Wissensaustausch – jede:r kann einen Beitrag leisten, um die Vielfalt der Natur zu bewahren. Mehr erfahren kannst du hier sowie im folgenden Film.