Nicht jedes Tier legt sich im Winter einen luxuriösen Pelz, ein paar Fettpölsterchen oder eine flauschige Daunenschicht zu. Zur Not tut’s auch eine dicke Schneedecke. Sie schützt den Boden vor Kälte und Frost und damit auch so manche Tiere. Mit der richtigen Taktik überstehen diese Spezialisten die kalten Monate direkt unter Schnee und Eis. Von selbstgemachten Frostschutzmitteln, kuschelnden Regenwürmern und Fischen auf Energiesparflamme.
Von wegen starrer Stör
Die meisten Fische sinken im Winter auf den Grund des Gewässers und damit geht auch ihr Stoffwechsel auf Tauchgang: er sinkt ab, um wertvolle Energie zu sparen. Hier unten ist das Wasser auch mit ausreichend Sauerstoff angereichert, um den Winter zu überstehen. Selbst, wenn die Oberfläche gefroren ist. Allzu robust sind die Fische allerdings nicht, denn schon ab einer Temperatur von etwa zehn Grad fallen sie in ihre Winterstarre. Hier bestätigen wieder einmal Ausnahmen die Regel: Störe zum Beispiel stört die Kälte weniger. Sie sind auch in kalten Gewässern noch recht aktiv. Ob das mit ein Grund dafür ist, dass es diese urzeitlichen Tiere sozusagen als lebende Fossilien heute noch gibt?
Mucksmäuschenstill
Mäuse sind bekanntermaßen klein und haben damit einen hohen Energiebedarf. Sie sind auch im Winter meist auf den Beinen. Im hohen Schnee graben sie sich Tunnelsysteme, die sie auf der Futtersuche vor Wind und Kälte schützen – nicht aber vor dem Fuchs. Den treibt sein knurrender Magen nämlich auch aus dem Bau. Jetzt heißt es mucksmäuschenstill sein unter der Schneedecke. Der Fuchs hat allerdings ein äußerst gutes Gehör und kann das Mäuse-Getrampel im Schnee hören. Mit einem spektakulären Sprung – Schnauze voran – springt er in den Schnee und schnappt sich seine Beute. Aus die Maus.
Kuschelnde Regenwürmer
Immer schön locker bleiben: Regenwürmer lockern nicht nur den Boden, sondern sind auch selbst in Temperaturfragen überraschend tolerant. Und das, obwohl sie wechselwarm sind und ihre Körpertemperatur damit nicht selbst regulieren können. Fällt das Thermometer empfindlich unter ihre Wohlfühlgrenze von 10-14 Grad, begibt sich der Wurm zuerst in eine tiefere und wärmere Bodenschicht. Fallen die Temperaturen weiter, tun es schließlich auch die Regenwürmer: nämlich in eine Kältestarre. Dasselbe gilt übrigens, wenn es zu trocken oder heiss wird.Während der Kältestarre rollen sie sich zu einem Knäuel zusammen und das am liebten in Gesellschaft. Gekuschelt wird bevorzugt etwa einen Meter unter der Erde und unter wärmespeichernden Baumstümpfen oder großen Steinen. Ähnlich machen es auch andere wechselwarme Organismen: Frösche graben sich im Schlamm ein, Molche und Kröten verbringen die kalte Zeit in Erdhöhlen.
Warm um die Löffel
Auch der Feldhase weiß, dass so eine Schneedecke warm hält. Er lässt sich gerne in seiner Erdmulde, der Sasse, einschneien und schützt sich so vor Frost. Das tut aber auch sein Winterfell mit zusätzlichen Wollhaaren, in dem sich die Luft staut. Warm hält die Hasen wohl auch die Tatsache, dass schon im frostigen Jänner die Paarungszeit beginnt. Von den mehr als 50 bekannten Arten hat sich eine besonders gut an den Winter angepasst: Das weiße Fell des Schneehasen ist die perfekte Tarnung in der verschneiten Landschaft. Die Ohrlänge der Hasen ist an die klimatischen Bedingungen angepasst. Meister Lampe regelt seine Blutzirkulation mit den Löffeln und gleicht Wärmeverluste aus:
Je kälter der Lebensraum, desto kürzer die Löffel.
Floh mit Frostschutzfunktion
Der nur zwei Millimeter große, dicht behaarte Gletscherfloh gehört zu den Ur-Insekten, die sich seit Millionen von Jahren nicht mehr verändert haben. Gletscherflöhe sind die einzigen Lebewesen, die gleich das ganze Jahr im Eis überstehen – sie überleben sogar Temperaturen von bis zu -20° Celsius. Und zwar, weil eine Art Frostschutzmittel verhindert, dass ihre Körperflüssigkeit gefriert. Ähnliche Mechanismen haben übrigens auch Schmetterlinge wie der Zitronenfalter – er lagert Glycerin ein.
Der robuste Gletscherfloh ernährt sich vom sogenannten Kryokonit, einem Gletscherschlamm aus Algen, Pollen, feinem Staub oder Pflanzenresten. Eine ernste Bedrohung sind hingegen Schmelzwasser und steigende Temperaturen: bei 12°C stirbt der Gletscherfloh. Bei der aktuellen Lage der Gletscher keine rosigen Aussichten.
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