Schäfer Thomas Schranz wirkt diesen Erscheinungen mit dem Projekt „Region in Wandel“ entgegen und ist Vorbild für andere.
Ein Mann im Oberinntal hat es sich zur Aufgabe gemacht, aktiv gegen den zunehmenden Verlust von Weideflächen und der damit einhergehenden steigenden Gefahr von Katastrophenereignissen aufzutreten. Der Brennnessel-Gewinner von 2017 ist dank der Unterstützung von Blühendes Österreich heute keine Ein-Mann-Show mehr. Sein gegründeter Verein kümmert sich um seine Herde. Mit dem Life Stock Protect macht die Herdenschutz-Initiative von Thomas Schranz über die Landesgrenzen hinweg Schule.
Thomas Schranz, Landwirt, Schäfer und Betreiber der Wanderschäferei Tiroler Oberland macht sich das alte Wissen der Bergbauern zu nutze. „Früher hat man gleich nach der Schneeschmelze die Schafe auf die Almen getrieben. Diese haben die frischen Triebe der Almrosen abgefressen und dadurch dem Gras die Möglichkeit gegeben, zu wachsen. Danach kamen die Kühe und zum Schluss die Pferde, wodurch die Weiden gleichmäßig abgegrast wurden.“
Heute wachsen diese von Menschenhand geschaffenen Almwiesen zunehmend zu. Was schön aussieht – das Meer aus Almrosen – sei für den Boden allerdings fatal. Unter den Almrosenbuschen ist der Boden mager, der Regen wäscht die Erde aus – die Gefahr von Rutschungen wird größer.
Wiese hingegen kann viel mehr an Wasser aufnehmen und langsam wieder abgeben. Wird das Gras allerdings nicht geschnitten oder abgefressen, kann Eis und Schnee an den langen Halmen besser anfrieren und mitsamt der Grasnarbe abrutschen. Blanke Flächen entstehen, die nur schwer wieder zu regenerieren sind.
Schafe brauchen Schutz und Management
Thomas Schranz betreibt mit seinem Verein eine Art „Wanderschäferei“. Seine Schafe werden ganz bewusst auf Flächen eingesetzt, die unbedingt beweidet werden müssen, um eben den beschriebenen Vorgängen entgegen zu wirken. Auf der Wanderung oberhalb von Nauders im Tiroler Oberland kannst du dir selbst ein Bild davon machen, was gemeint ist.
Einerseits grasen die Schafe hier auf eingezäunten Flächen, andererseits befindet sich eine Stufe weiter oben eine Schafherde von 1.400 Tieren, die von einem Hirten samt Hund bewusst auf jene Flächen getrieben wird, die beweidet werden müssen.
„Es braucht ein Herdenmanagement“, so Thomas Schranz. „Die Schafe den ganzen Sommer über sich selbst zu überlassen, ist nicht zielführend. Abgesehen davon sind die Verluste durch abgestürzte oder verloren gegangene Tiere nicht unerheblich. Zusätzlich kommt - neben den freilaufenden Hunden der Wanderer – nun der Wolf und Bär ins Spiel und plötzlich spricht jeder vom Herdenmanagement – das kommt mir, meiner Arbeit und dem Projekt, irgendwie zu Gute.“
Aber es gibt auch Flecken in Österreich wie in Kärnten beispielsweise, wo es keine Zuschüsse für Zäunen gibt. Da hat unser Verein nachgeholfen. „Wenn man sich ein Haus baut, bedenkt man auch eine Türe und ein Schloss. Weshalb man die Schafe ungeschützt auf die Weide lässt und sie dann leichte Beute sind, kann ich nicht nachvollziehen." meint Thomas Schranz.
Herdenschutzhunde und Lamas
Thomas hat sogar eine Notfallausrüstung „Wolf“ oder „Bär" parat – Elektrozaun, zwei Herdenhunde und ein Lamahengst Peter sowie die Lamastute Heidi kommen temporär zum Einsatz, wenn ein Wolf durch das Gebiet streift. Wenn hinter einem Weidenzaun ein Lama steht, verunsichert das den Wolf und er zieht weiter. „100 % Sicherheitsgarantie gibt es nicht," erklärt der Schäfer, „aber wenn ich 9 von 10 Schafe dadurch schützen kann, hat sich das Herdenmanagement bereits ausgezahlt." Bis jetzt musste ich trotz Sichtungen von Bären und Wölfen kein einziges Opfer in meinen Weidegebieten bedauern.
Dazu bilden wir jetzt auch Herdenschutzhunde aus, die auf Wunsch in Tourismusgebieten ihre Schutz-Dienste zu Verfügung stellen könnten.
Ziel ist der Aufbau eines guten Herdenschutzes und der Beweis, dass dieser auch in Gebirgsregionen durchaus funktionieren kann. Denn:
„Kein Wolf muss abgeschossen werden, solange er die Herdenschutzmaßnahmen akzeptiert."
Darüber hinaus sprudelt Thomas vor Ideen, denn das Herdenmanagement hört auf der Weide bei weitem noch nicht auf. Es gehe auch um die Vermarktung der Schafprodukte, um Kooperationen mit der heimischen Gastronomie, um eine Zusammenarbeit mit dem Tourismus und Bewusstseinsschaffung der einheimischen Bevölkerung.
„Ein Tag ist nicht genug, um die Ideen, die in meinem Hirn herumgeistern, zu erläutern“, lacht Thomas Schranz.
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