Unkraut vergeht nicht. Im Gegenteil, es kommt, wo es ihm passt: sprießt im Blumenbeet, kriecht im Rasen, klettert am Gartenzaun hinauf. Rupft man es aus, kommt es einfach wieder. Aber was macht das Unkraut eigentlich zum Un-kraut – und was zum Heilkraut?

 

Natürlich hat es gewisse Unarten: breitet sich schneller aus als die anderen kultivierten Blumen, Sträucher und Kräuter, stiehlt ihnen Nährstoffe und Licht. Oder aber es wurde von irgendeinem Gärtner schlicht als nicht kultivierenswerte, uninteressante Pflanze „eingestuft“, passte nicht in eine gerade herrschende Gartenmode und wurde diese falsche Schublade einfach nicht mehr los.

Aber bevor du das nächste Mal beherzt den Löwenzahn aus dem Boden ziehst, Brennnesseln ausstichst oder die Zaunwinde stutzt, um sie danach allesamt in der Biotonne verschwinden zu lassen, halt einen Moment inne.

Denn die sogenannten “Un”kräuter können für uns Menschen durchaus nützlich sein. Außerdem lockern Unkräuter mit ihren Wurzeln den Boden und sorgen für ein chemisches und biologisches Gleichgewicht. Auch für die biologische Schädlingsbekämpfung kann Unkraut eingesetzt werden. Hier kommen die Top 5 im Garten – mitsamt all ihrer Nach- aber auch Vorteile.

1Der subtile Reiz der Brennnessel

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Brennnessel

 

Sei beruhigt, du bist nicht der einzige Mensch, in dessen Garten sie wild vor sich hinwächst. Es gefällt der Brennnessel nämlich fast überall auf der Welt ganz gut – von Grönland bis Mallorca. Irgendwann haben wohl alle schon einmal Bekanntschaft mit ihren säurehaltigen Brennhaaren gemacht. Streifen sie unsere Beine, bleiben Rötungen und Pustel zurück – trotzdem noch lange kein Grund, kein gutes (Brenn-)Haar an der Pflanze zu lassen. Bevor wir uns also weiterhin ihren Nachteilen widmen – etwa wie schwer man sie wieder los wird, wenn sie nicht rechtzeitig bei der Wurzel gepackt wird – sollen hier auch ihre Vorzüge betont werden:

Brennnesseljauche soll zum Beispiel gut gegen Blattläuse helfen und ersetzt damit giftige Chemikalien. Außerdem hat die Brennnessel einen sehr hohen Gehalt an Vitaminen und Mineralstoffen und dazu eine blutreinigende Wirkung. Als Tee getrunken spült die Pflanze die Harnwege durch. Blanchierte Blätter können als Maki (hier geht´s zum Rezept: Heimische Brennnessel-Maki mit Forelle), Salat oder Spinat zubereitet werden. Und: der Nachschub wird in der warmen Jahreszeit kaum ausgehen. Bis zu zwei Meter hoch wird dieses anspruchslose Gewächs, das seine „Reize“ erst auf den zweiten Blick offenbart.

Dazu leben viele Schmetterlingsraupen von der Brennnessel: Raupen wie die des Landkärtchens, Tagpfauenauges, Admirals oder Kleinen Fuchses sind monophag, das heißt, sie fressen nur eine bestimmte Pflanze(ngruppe) und zwar Brennessel-Arten. Ein Brennnessel-Horst sichert somit ihr Überleben.

2Löwenzahn? Pusteblume!

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Löwenzahn

 

Der Löwenzahn bereitet mit seinen pelzigen Pusteblumen vielen Kindern Freude – und vermehrt sich damit ganz nebenbei bestens durch die fliegenden Samen. Dazu summen die Bienen auf Pollen und Nektar der Blüten, die bereits im Frühjahr eine wichtige Nahrungsquelle bieten.

Seine starken, fleischigen Wurzeln machen den Löwenzahn im Garten allerdings recht unbeliebt. Dabei steckt ausgerechnet in ihnen so viel Potenzial. Beim Jäten sollte man darauf achten, die Wurzeln mit einem spitzen Messer so tief als möglich auszustechen. Danach bitte nicht entsorgen: Gekocht und als Tee getrunken können die Löwenzahnwurzeln den Appetit anregen, der Verdauung auf die Sprünge helfen und den Gallenfluss unterstützen. Die Blätter selbst kann man natürlich auch als Salat verspeisen. Mit den reichlich in ihnen enthaltenen Vitaminen A, C und E, Calcium, Magnesium und Eisen spart man sich teure Nahrungsergänzungsmittel.

3Schöllkraut: Gottesgabe gegen Warzen

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Schöllkraut

 

An Hausmauern und Zäunen macht es sich das gelb blühende Schöllkraut gerne bequem. Dabei bleibt für andere Pflanzen wenig Platz, weswegen es auch als Unkraut gilt. Wer die Stängel schon einmal ausgerupft hat, dem ist sicher der leuchtend gelbe Saft aufgefallen. Er macht das Kraut zu einer Heilpflanze, deren Wirkung im Kampf gegen lästige Warzen und Hühneraugen schon lange bekannt ist. Von der innerlichen Nutzung ist allerdings eher abzuraten, da die Pflanze besonders in den Wurzeln einen hohen Anteil giftiger Alkaloide enthält – das schöne, leuchtende Gelb ist wohl auch als Warnung zu verstehen. Schon etwas in Vergessenheit geraten sind volkstümliche Bezeichnungen für das Schöllkraut, die aber auf seine heilenden Kräfte hinweisen: Einst wurde die Pflanze Marienkraut oder Gottesgabe genannt. Auch die Insekten besuchen sie gerne.

4Gemeiner Giersch für Gourmets

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Gemeiner Giersch

 

Im Garten wuchert er gerne in schattigen Ecken und breitet sich dort mitsamt seiner langen Wurzelausläufer schnell aus. Der Giersch sollte regelmäßig an der Wurzel entfernt werden, um andere Kulturpflanzen nicht zu sehr zu bedrängen. Sein Kraut allerdings ist durchaus bekömmlich und macht sich gut in Salaten oder Suppen: es enthält wichtige Mineralstoffe und Vitamin C. Dabei sollte man aber unbedingt darauf achten, dass man das Zipperleinkraut, wie der Giersch auch genannt wird, nicht verwechselt. Das passiert etwa leicht mit dem Wald-Engelwurz, der Bibernelle, dem giftigen Schierling oder dem Bärenklau.

5Elegantes Unkraut: die Zaunwinde

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Zaunwinde

 

So hübsch anzusehen und trotzdem gilt sie als Unkraut. Filigran und anmutig mit herzförmigen Blättern windet sich die Zaunwinde nicht nur um Hecken und Gartenzäune, sondern leider auch um andere hochwüchsige Kulturpflanzen – denen sie damit Boden, Nährstoffe und Licht entzieht. Die leuchtend weißen Trichterblüten bieten dafür aber Nachtfaltern ein willkommenes Mahl. Mit ihrem langen Rüssel saugen sie Nektar vom Blütengrund. Auch für den Menschen ist die Zaunwinde nicht ganz unnütz. Früher wurden die Pflanzenwirkstoffe als Abführmittel genutzt. In ihrer Wirkung ist sie mit der Ackerwinde verwandt, deren getrocknete Blätter auch heute noch manchmal in Abführtees gemischt werden. Wie immer macht die Dosis das Gift – die Zaunwinde gilt grundsätzlich als leicht giftig.

 

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