Die Umwelt schützen, um sich selbst zu schützen. Die Menschheit navigiert sich ungebremst gegen die Wand, wenn sie nichts gegen den Klimawandel oder gegen das gängige Artensterben unternimmt. Doch es gibt sie, die Erfolgsstorys aus dem Natur- und Umweltschutz. Sie zeigen am Beispiel Österreich, dass sich ein grünes Engagement bezahlt macht. Dazu wecken sie Hoffnung und Mut, doch noch rechtzeitig die Notbremse zu ziehen!
1Österreichs Flüsse und Seen auskuriert
Die Europäische Umweltagentur stellte Österreich 2016 ein Musterzeugnis aus: 99,6 % der Badeseen erfüllen die Qualitätsvorgaben. Dazu werden heute 90 % der Bevölkerung durch zentrale Wasserversorgungsanlagen bedient. Das war nicht immer so: In den 70er Jahren holten beispielsweise noch viele Österreicherinnen und Österreicher ihr Wasser aus dem Nitrat-, Fäkalkeime- und E.Coli-Bakterienverseuchten Hausbrunnen und erkrankten dadurch.
Auch die Badeseen waren seinerzeit weniger einladend: “Damals war die Gefahr, dass unsere Badeseen kippen, sehr groß. Nitrat, Phosphat, Stoffe aus Düngern aus der Landwirtschaft und aus privaten Gärten haben damals zu einem enormen Algenwachstum in den Seen geführt. Das war eine Gefahr für den Tourismus. Deshalb wurden in den 70ern Ringleitungen rund um die Gewässer gelegt, wo die Abwässer gesammelt und in der kommunalen Kläranlage gereinigt werden”, verrät Karl Kienzl, stellvertretender Geschäftsführer des Umweltbundesamtes, im Interview mit Blühendes Österreich.
Heute haben fast alle Seen und Flüsse Trinkwasserqualität. Die an sich gute Nachricht hat jedoch einen neuen Haken: Der Bodensee ist zu sauber für die Fische. Durch die eingesetzten Kläranlagen und Kanalisation sank der Phosphatgehalt und somit die Ernährungsgrundlage für die Algen. Da die Algen wiederum das Überleben der Fische sichern, verschwinden immer mehr Fischarten – allen voran der Felchen.
2Einsatz für Schutzgebiete
Österreich ohne Nationalparks? Was unvorstellbar klingt, war vor 30 Jahren Normalität. Erst seit den 80er Jahren genießen Österreichs Naturjuwele nach und nach Schutz. Heute sind 16 % der Bundesfläche Natura 2000-Gebiet, Nationalpark oder als Naturschutzgebiet streng geschützt. Hinzu kommen noch fast 11 % weniger streng geschützte Gebiete. 27 % der Fläche Österreichs steht somit insgesamt unter Naturschutz. Aber es gibt noch “Schutz”raum noch oben: “Manche Bundesländer zieren sich, Natura 2000-Flächen als solche auch auszuweisen. Hier gibt es noch Nachholbedarf”, sagt Nachhaltigkeitsexperte Dr. Klaus Kastenhofer.
Mit der Besetzung der Hainburger Au 1984 hat die Zivilgesellschaft gezeigt, was geht: Das geplante Kraftwerk ist dank der Proteste Geschichte. Heute ist das Gebiet Teil des Nationalparks Donau-Auen. Nachdem diese Erfolgsstory geschrieben wurde, sind aktuell die Schwarze Sulm, das Kaunertal und die Mur Schauplatz für Protesten gegen geplante Kraftwerke.
3Das Ozonloch wird durch die internationale Staatengemeinschaft geflickt
In den 70er Jahren galt FCKW als das ideale Kältemittel und Treibgas. Es war in Kühlschränken oder Spraydosen im Einsatz. FCKW baut jedoch die Ozonschicht ab und die durchdringende UV-Strahlung schädigt die Augen und verursacht Hautkrebs. Als 1976 die Problematik erkannt wurde, verbot man es umgehend in den USA und in Schweden. 1987 einigten sich nach wissenschaftlich fundierten Erkenntnissen zu FCKW und der Auswirkung auf die Ozonschicht fast 200 Staaten auf das Montreal Protokoll, welches mit dem FCKW-Verbot 1996 abschloss. Aufgrund der Langlebigkeit von FCKW wird die Atmosphäre zwar erst Ende des Jahrhunderts frei davon sein. Nach dem Motto: “Gefahr erkannt, Gefahr international verbannt” beweist diese Geschichte aber, dass bei drohender Gefahr die Staatengemeinschaft zusammenrückt und sich auf eine Lösung einigen kann.
4Sichtbare Luftverschmutzung eingedämmt
Obwohl es beim Thema Luftverschmutzung noch “Luft nach oben” gibt, wie eine aktuelle Erhebung der WHO zeigt, hat sich die sichtbare Luftverschmutzung in den letzten Jahrzehnten verbessert. Dank der Katalysatorenpflicht für Benziner seit 1987 sowie der Filteranlagen für Kohlekraftwerke wurden die kritischen Schadstoffemissionen deutlich reduziert. Bleifrei und mit weniger qualmenden Schadstoffen muss hierzulande keiner Mundschutz tragen. Auch die Rußbelastung an den Fassaden wurde deutlich verringert.
Trotzdem sterben in Österreich noch tausende Menschen an den Folgen der “unsichtbaren” Luftverschmutzung durch bodennahes Ozon und Ultrafeinstaub. Aktuell sind 2016/2017 die Feinstaubbelastungswerte durch die anhaltende Dauerkälte und der Inversionswetterlage besonders hoch.
5Österreich: 100 Prozent atomstromfrei!?
Nachdem die Österreicherinnen und Österreicher bei der Volksbefragung 1978 ein klares Nein zur Inbetriebnahme des Atomkraftwerks Zwentendorf gaben, galt das Land als atomstromfrei. Aber nur so lange, bis man näher hinsah. Denn Atomstrom wurde weiterhin aus Tschechien und Deutschland unter dem Deckmantel “Graustrom” oder “Strom unbenannter Herkunft” importiert. Das ließen die Umweltschutzorganisationen GLOBAL 2000 und Greenpeace nicht länger auf sich sitzen und im Jahr 2015 ist ein weiterer Meilenstein gegen die Risikostromquelle Atomkraft gelungen: Die lückenlose Kennzeichnung der Stromherkunft per Gesetz!
6Das große Waldsterben durch Sauren Regen verhindert
Der Saure Regen trieb in den 80er Jahren sein Unwesen und hat ganze Wälder bedroht. “Zuerst stirbt der Wald, dann stirbt der Mensch” titelten die Gazetten. Panik griff um sich. Die große Gefahr war allen bewusst und trieb die Menschen auf die Straße. Das Bewusstsein über die große Bedeutung eines intakten Waldes wurzelt in dieser Zeit.
Im großen Ausmaß luden Hubschrauber Kalk auf die Waldböden, um sie zu entsäuern. Die Umweltauflagen wurden daraufhin per Gesetz strenger geregelt: Katalysatoren in Autos wurden Pflicht, Rauchgase aus Kohlekraftwerken und Fabriken gefiltert und entschwefelt. So sanken die Schwefeldioxidemissionen aus der österreichischen Industrie von 340.000 Tonnen in den 80er Jahren auf 17.000 Tonnen heute. Und der Wald hat sich langsam erholt. Der Saure Regen ist Geschichte.
7Das Land der Mülltrenner
Die Österreicherinnen und Österreicher sammeln und trennen emsig den Müll – und das seit über 30 Jahren. Dadurch landen in Wien alleine 40 % weniger wertvolle Rohstoffe im Müll und 75.000 Tonnen CO2 werden somit gespart. “Mülltrennen ist selbstverständlich.” – Das unterstreichen 95 % der Befragten der IMAS Studie von 2015 zum Thema Abfalltrennung. Somit liegt die Alpenrepublik hier im europäischen Spitzenfeld. Doch es geht noch sauberer. Der Tenor lautet heute: Müll vermeiden anstatt zu trennen!
8Bio? Logisch!
Wenn es um den biologischen Anbau geht, blickt die ganze Welt auf Österreich: Denn mit über 550.000 ha ökologisch bewirtschafteter Flächen hat Österreich nach Lichtenstein (31 %) den zweitgrößten Anteil (18 %) der Welt. Neben den frühen “Bio”-nierleistungen einzelner in den 60er Jahren, fußt der Bio-Boom auf den staatlichen Förderungen, die ökologische Betriebe erhalten. Schlussendlich ist auch die steigende Nachfrage an Bio-Produkten seit den 90er Jahren Grund für die Bio-Erfolgsstory: Kein Supermarkt, der nicht auf die Bio-Schiene gesprungen ist, um diese zu bedienen!
9Hormonell wirksame Stoffe aus Spielzeug, Schnullern und Kosmetik verbannt
Seit 1.1.1999 sind Weichmacher, die sogenannten Phthalate, in Kinderspielzeug unter 3 Jahren per Gesetz verboten. Wenn Kleinkinder das Weich-PVC Spielzeug nämlich in den Mund nehmen, können diese chronisch leber- und nierenschädigend, hormonell wirksam sowie krebserregend sein.
In Österreich sind weiters seit 2011 BPA-haltige Schnuller, Beißringe und Fläschchen verboten. Bisphenol A ist eine hormonell wirksame Chemikalie und wird für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes Typ 2, Entwicklungsstörungen des Gehirns und Organe verantwortlich gemacht.
Auch BIPA hat sich in Zusammenarbeit mit GLOBAL 2000 seit 2015 verpflichtet, bei seinen Eigenmarken (MY, clever, Babywell und bi good) gänzlich auf hormonell aktive Substanzen zu verzichten.
10Plastiksackerl, Adé!
350 Millionen Plastiksackerl im Jahr, die bis zu 400 Jahre brauchen, um in sandkorngroße Teilchen zu zerfallen: Diesem Einweg-Plastikwahnsinn wird ab 2017 endlich entgegengewirkt. Dank einer neuen Regelung von heimischen Lebensmitteleinzelhandelsunternehmen, welche das Plastiksackerl mit nachhaltigen Mehrwegtragetaschen oder Papiersackerl ersetzt. REWE (BILLA, MERKUR, PENNY, BIPA und ADEG), Hofer, Lidl, Spar, Unimarkt, MPreis und Sutterlüty verbannen die Umweltsünde an der Kassa. „Je weniger Einwegtaschen in Umlauf gebracht werden, desto besser für die Umwelt. Wenn alle großen Handelsunternehmen die heutige Vereinbarung umsetzen, kann Österreich hier zum Vorreiter werden“, sagt GLOBAL 2000-Geschäftsführerin Leonore Gewessler.
Autorin: Stephanie Fischer