Schmetterlinge sterben leise: Fehlende Daten zum Artensterben
Mit rund 4.070 registrierten Schmetterlingsarten übertrifft Österreich alle anderen nord- und mitteleuropäischen Staaten in dieser Hinsicht. Der Rückgang vieler Arten geht auch hierzulande weiter, der nur ansatzweise in regionalen, oft veralteten Roten Listen dokumentiert wird. „Wir brauchen mehr als nur punktuelle Zahlen, Daten und Fakten, um effektive Schutzmaßnahmen zu ermöglichen. Vor allem die Erstellung Roter Listen ist ein dringliches Anliegen an die Wissenschaft. Citizen Science getragene Projekte wie die Schmetterlingsapp oder das erste Tagfalter Monitoring Österreichs in Tirol können wichtige Verbreitungsdaten liefern“, appelliert der Verfasser des Reports Peter Huemer von den Tiroler Landesmuseen und Beirat der Stiftung Blühendes Österreich.
Schmetterlinge bald nur noch in Gebirgsregionen und Naturschutzgebieten?
Zwischen 2.300 und 2.900 Schmetterlingsarten wurden in Salzburg, Oberösterreich, Vorarlberg, Tirol und Kärnten registriert. Diese Vielfalt übertrifft selbst große europäische Länder. Der Schmetterlingsreport aus den westlichen Bundesländern zeigt, dass in den vom Menschen eher unberührten Gebieten von den Gebirgswäldern bis hin zu alpinen Rasen, Fels- und Schuttfluren, aber auch in extensiven Almflächen eine teils (noch) hohe Vielfalt an Schmetterlingen vorzufinden ist. Exponierte Lagen und eingeschränkte Nutzungsmöglichkeiten haben zur Entstehung einzigartiger Biotope von europäischer Bedeutung geführt.
„Die teilweise noch hohe Artenvielfalt in den Höhenlagen und Naturschutzgebieten Österreichs kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Inseln der Vielfalt nicht die Bedürfnisse aller Schmetterlingsarten abdecken. Auch reicht das nicht aus, um unser Ökosystem stabil zu halten. Der Schutz der Schmetterlinge in Naturschutzgebieten ist zu wenig, wir müssen an den Ursachen ihrer Gefährdung ansetzen“, so Leonore Gewessler, Geschäftsführerin von GLOBAL 2000.
Komplexe Ursachen für das Verschwinden der Schmetterlinge
Hauptursachen für das Verschwinden der Schmetterlinge liegen in den aktuell bearbeiteten Bundesländern vorrangig am Nutzungsdruck. Dieser umfasst eine zunehmend intensive, industrielle Landwirtschaft mit massiver Düngung sowie Pestizideinsatz, Monokulturen in der Forstwirtschaft, und nicht zuletzt die Verbauung sowie Versiegelung wertvoller Flächen. Damit geht oft der Ausbau der Infrastruktur einher, der sich durch eine zunehmende Lichtverschmutzung oder Verkehrsbelastung manifestiert. Der stetig steigende Flächenbedarf einer wachsenden Bevölkerung sowie intensiver Tourismus sind gerade aufgrund des eingeschränkten Dauersiedlungsraums im Westen Österreichs eine fatale Kombination. In den höchsten Gebirgslagen zeichnet sich die Klimaerwärmung als weiteres Risiko ab.
Erstes Opfer des Klimawandels?
„Wie sich die globale Klimaänderung durch höhere Temperaturen oder geringere Schneebedeckung auf die Schmetterlingsfauna Tirols auswirken wird, lässt sich mangels zuverlässiger Daten noch schwer abschätzen“, stellt der Schmetterlingsexperte Huemer fest. Das Vorkommen des Matterhorn-Bärenspinners (Holarctia cervini) ist österreichweit nur in einem kleinen Gebiet auf etwa 3.100 Höhenmetern im Ötztal bekannt. Ein Ausweichen in größere Höhen ist unmöglich. Umgekehrt ist zu erwarten, dass einzelne wärmeliebende Arten die Gunst der Klimaerwärmung nutzen werden und sich zukünftig weiter oben ansiedeln, zuletzt der Karst-Weißling.
Unabsehbare Konsequenzen des Artensterbens
In einer nie zuvor dagewesenen Schnelligkeit zeichnen wir für den Verlust von Tieren, Pflanzen und Lebensräumen verantwortlich. Die Folgen des Artensterbens sind dem Menschen unbekannt. Doch gerade Schmetterlinge sind Indikatoren für unsere Umwelt - geht es den Schmetterlingen gut, geht es dem Planeten und damit den Menschen gut.
Lena Hoschek setzt sich als Beirätin von Blühendes Österreich für Artenvielfalt ein: „Ich habe nicht nur in meiner Kollektion den Schmetterlingen einen hohen Stellenwert gegeben. Ich möchte meine KundInnen ermutigen ein Produkt im Zusammenhang mit der Umwelt zu sehen. Wegwerfen und Neukaufen gehen zulasten von ArbeiterInnen, Umwelt, Klima und der Gesundheit derjenigen, die die Kleider am Ende tragen.“
Ohne die Bestäubungsleistung der Bienen, Hummeln und Schmetterlinge gäbe es einen gravierenden Verlust an Blumen, Obst und Gemüse. Die österreichische Wiesenlandschaft wie wir sie kennen, würde unwiederbringlich verschwinden und Kürbis, Apfel oder Marille würde es kaum noch geben. Viele Supermarktregale stünden leer.
Erfolg: Schmetterlinge in der Mitte der Gesellschaft angekommen
„Nach insgesamt drei ausgeflattert Reporten gemeinsam mit GLOBAL 2000 und der Zählung von 43.000 Schmetterlingen von 8.000 Citizen Scientists sehen wir ein besseres Verständnis für die Bedrohungslage der Schmetterlinge in der Bevölkerung und einen breiten medialen Diskurs“, freut sich Ronald Würflinger von Blühendes Österreich. Neben einem Monitoring Projekt in Tirol unterstützt die Stiftung auch ein DNA Barcoding Projekt sowie ein Insektenmonitoring auf sechs wertvollen Flächen in ganz Österreich.
Den Report „Ausgeflattert III – Der stille Tod der österreichischen Schmetterlinge“ als PDF finden Sie hier und auf www.schmetterlingsapp.at
Rückfragen & Kontakt:
Michael Lachsteiner, GLOBAL 2000 Pressesprecher, michael.lachsteiner@global2000.at, +43 699 14 2000 20
Sella Vargün, Presse Lena Hoschek GmbH, sella.varguen@lenahoschek.com, +43 664 9206 267
Manuela Achitz, Blühendes Österreich Presse, m.achitz@bluehendesoesterreich.at, +43 676 711 74 50