2022 war ein gutes Jahr für die heimischen Schmetterlinge und die Wissenschaft rund um die flatternden Schönheiten. Über 23.000 Personen in Österreich haben sich engagiert und von daheim aus mitgeforscht. Sie haben unglaubliche 172.000 Schmetterlinge gesichtet, fotografiert und für das Citizen Science Projekt von Blühendes Österreich und „Natur im Garten“ gemeldet. Wissenschaft zum Mitmachen ist en vogue – das kommt den zarten Bestäubern zugute, die leider zahlreich bedroht sind.
Gemeinsam stark für Schmetterlinge
Gemeinsam stark für Schmetterlinge, Garten und Naturschutz machen sich ab sofort die BILLA Stiftung Blühendes Österreich und die Umweltbewegung „Natur im Garten“. Beide haben einen erklärten Fokus auf Natur- und Umweltbildung und wollen Österreich artenreicher, bunter und vielfältiger machen. Gemeinsam möchten sie die Österreicher:innen für die Themen Biodiversität und Naturschutz begeistern und sie zum aktiven Mitmachen anregen. „Die NÖ-Umweltbewegung ‚Natur im Garten‘ setzt sich seit über 20 Jahren für die ökologische Pflege von Gärten und Grünräumen ein. Daher ist es umso beeindruckender, dass die jüngste Kooperation mit der Stiftung Blühendes Österreich bereits konkrete Erfolge erzielt hat. Gemeinsam werden wir auch weiterhin für Klima-, Umwelt- und Artenschutz vor der eigenen Haustüre arbeiten. Jede und jeder einzelne kann im eigenen Garten, am Balkon und auf der Terrasse viel zur Förderung der Artenvielfalt für unsere Schmetterlinge, Bienen und alle Nützlinge beitragen. Wir wollen auch weiterhin alle Maßnahmen für ein gesundes Morgen tatkräftig unterstützen“, unterstreicht Christa Lackner, Geschäftsführerin „Natur im Garten“.
Darüber hinaus ist „Schmetterlinge Österreichs“ jetzt noch benutzerfreundlicher: Nach einem umfangreichen Update erstrahlt es in neuem Glanz!
Über diese flatternden Raritäten freut sich die Wissenschaft
Zum zweiten Mal erscheint heuer begleitend zur Jahresauswertung der Report zu den wissenschaftlich bemerkenswerten Funden der Tag- und Nachtfalter aus Österreich. Die Broschüre des Schmetterlingsexperten DI Dr. Helmut Höttinger stellt auf 18 Seiten detailliert Besonderheiten unter den Sichtungen des letzten Jahres vor.
Der wissenschaftliche Betreuer der App und Schmetterlingsexperte DI Dr. Helmut Höttinger zeigt sich hocherfreut über die Ergebnisse des Jahres 2022: „Es ist phantastisch, dass die Begeisterung der User:innen an dieser App weiterhin so groß ist und damit auch eine Vielzahl wissenschaftlich relevanter Daten generiert wird. Besonders hervorzuheben sind dabei Funde von Arten, die erstmals für ein Bundesland gemeldet wurden, z. B. der Pelargonien-Bläuling (Cacyreus marshalli) in Vorarlberg, der Südeuropäische Kruziferenzünsler (Hellula undalis) in Niederösterreich und die Syrmische Spannereule (Polypogon gryphalis) aus dem Burgenland.“
Niederösterreichische Teilnehmerin mit den meisten Glücksmomenten
Die Niederösterreicherin Karin Hiebner aus Wolkersdorf hat die Fühler vorn. Mit 6.722 gemeldeten Schmetterlingen für 2022 flattert sie auf den ersten Platz im österreichweiten Ranking. „Ich genieße es, Schmetterlinge zu beobachten und dabei immer wieder für mich neue Arten zu entdecken“, erzählt Karin Hiebner über ihre Motivation, bei der Schmetterlingszählung so tatkräftig mitzuwirken. Auf den Plätzen zwei und drei folgen Gabriele Kriz mit 6.039 Meldungen aus dem Burgenland und knapp dahinter Anna Söllinger aus Niederösterreich mit 5.840 beobachteten Schmetterlingen.
Großes Ochsenauge ist Schmetterling des Jahres 2022
Die am häufigsten gemeldete Schmetterlingsart 2022 ist das Große Ochsenauge (6.160 Meldungen). Große Ochsenaugen bevorzugen offene Habitate, die trocken bis mäßig feucht sein können. Beobachten lassen sie sich zum Beispiel auf Wiesen und Trockenrasen, an Waldrändern und -lichtungen sowie mancherorts auch in Parkanlagen und Gärten. Auf Platz zwei flog das Tagpfauenauge mit 5.603 Meldungen, auf Platz drei der Admiral mit 5.282 Meldungen. Insgesamt wurden 166 Tagfalterarten verzeichnet, mehr als drei Viertel aller in Österreich vorkommenden Arten.
Niederösterreich, Steiermark und Kärnten sind Österreichs Oasen für Schmetterlinge
Die meisten Tagfalter-Arten wurden aus Niederösterreich gemeldet (138), gefolgt von der Steiermark und Kärnten. Niederösterreich weist mit 138 gemeldeten Tagfalterarten die höchste Artenvielfalt auf und liegt mit 54.300 Beobachtungen insgesamt an erster Stelle. Bei der Anzahl der Meldungen je Bundesland folgen Oberösterreich (29.443) und die Steiermark (24.621) auf den Plätzen zwei und drei. Eine Auswertung für jedes Bundesland liegt vor und ist im Report zur Schmetterlingszählung enthalten.
Starke Community für Österreichs Schmetterlinge
Der Run auf die Schmetterlings-App ist nach wie vor ungebrochen. Im Vorjahr haben 23.810 freiwillige Beobachter:innen („Citizen Scientists“) mitgeforscht. Österreich hat demnach eine der größten Communities an Schmetterlingsliebhaber:innen in ganz Europa. Mit 53.665 Downloads und der dazugehörigen Desktop-Version ist das Projekt „Schmetterlinge Österreichs“ die größte Naturbeobachtungsplattform in Österreich. „Der Erfolg der App hat unsere Erwartungen weit übertroffen. Mehr als 1,4 Millionen Fotolikes und über 108.770 gegenseitige Foto-Kommentare im Jahr 2022 zeigen, dass die Menschen der Natur Aufmerksamkeit schenken und sie wichtigen Lebensraum im eigenen Garten schaffen“, zieht Ronald Würflinger, Generalsekretär von Blühendes Österreich, Bilanz.
Jedes Foto und jede Meldung sind ein sinnvoller Beitrag. „Seit Bestehen der App 2016 verzeichnen wir mehr als 730.000 Schmetterlings-Beobachtungen. Alle Melderinnen und Melder machen unsere App „Schmetterlinge Österreichs“ zum größten Citizen Science-Projekt in Österreich“, so Würflinger weiter. Schmetterlinge leisten einen wichtigen Beitrag zur Bestäubung und sind Indikatoren für intakte Ökosysteme.
Der eigene Garten als wertvoller Lebensraum für Schmetterlinge
Schmetterlinge sind für ihr Überleben auf entsprechende Lebensräume und Nahrungspflanzen angewiesen. Doch viele Schmetterlingspflanzen – gerade jene die bei den Schmetterlingsraupen sehr beliebt sind – sind entweder ungeliebte Beikräuter oder Zier- oder Nutzpflanzen, die mit chemisch-synthetischen Pestiziden behandelt werden, so dass die Schmetterlingskinder nicht überleben können.
Wollen wir unsere 4.000 Schmetterlingsarten, von denen ungefähr die Hälfte gefährdet ist, schützen, braucht es mehr Natürlichkeit in unseren Landschaften, in unseren Gemeinden und unseren Gärten. Für die Raupen von rund 50 Schmetterlingsarten dient etwa die Brennnessel als Nahrungsquelle, wie zum Beispiel für Kleiner Fuchs, Tagpfauenauge und Landkärtchen. Sie ist somit deutlich wertvoller für das Überleben der Falter als etwa der optisch imposantere aber invasive Schmetterlingsflieder, den sie nur zur Nektar-Aufnahme besuchen.
Die ausführliche Auswertung der Schmetterlings-App 2022 inklusive Bundesländerauswertung steht hier zum Download zur Verfügung.
Rückfragen & Kontakt
Dr. Judith Terlizzi, Leitung Kommunikation Blühendes Österreich, +43 676 711 74 50, j.terlizzi@bluehendesoesterreich.at
Mag. Franz-Xaver Hebenstreit, Presse „Natur im Garten“, Tel. +43 676 848 790 737, franz.hebenstreit@naturimgarten.at