Den Winter durchschlafen, das wär was. Für manche Tiere ist das überlebensnotwendig. Daniela Illich erklärt, was es mit Winterschlaf, Winterruhe und Winterstarre auf sich hat.
Alle Jahre wieder zieht der Winter ins Land. Und mit ihm Kälte, Schnee und dunkle Nächte. Sinkende Außentemperaturen, geringere UV-Strahlung, weniger Nahrungsangebot und das Kürzerwerden des Tages signalisieren, dass es Zeit wird, sich zurückzuziehen. Vögel haben es gut – sie fliegen einfach weg. In den Süden. Andere Tiere haben sich für diese Jahreszeit ihre eigenen Strategien zurechtgelegt, um zu überleben. Manche suchen sich ein schützendes Dach und rollen sich in ihrer ausgepolsterten Schlaftstatt ein. Aber nicht alle verschlafen die kalte Jahreszeit.
Winterschlaf
Gleichwarme Tiere sind Tiere, die ihre Körpertemperatur selbst regulieren können, etwa wie Igel, Murmeltier, Siebenschläfer, Spitz- oder Fledermaus – gleichwarme, kleine Säugetiere schlafen einfach den Winter durch. Sie senken die Körpertemperatur auf ein Minimum – das Murmeltier etwa von fast 40 auf drei Grad. Sie verlangsamen Herzschlag- und Atemfrequenz – so atmet der Igel statt 50 Mal pro Minute nur noch ein- bis zweimal – und setzen auch alle anderen Körperfunktionen auf Sparflamme. Ihr Fettgewebe sorgt dafür, dass sie monatelang ohne Fressen auskommen und dass ihre Körpertemperatur bei verstärktem Absinken der Außentemperatur kurzfristig aufgeheizt wird. Das ist ein immenser Kraftaufwand für die Tiere.
Winterruhe
Etwas größere gleichwarme Tiere wie Biber, Eichhörnchen, Dachs und Ziesel halten keinen festen Winterschlaf – sie ruhen sich aus, um Kräfte zu sparen. Dabei bleiben sie in ihren Bauten und Höhlen und reduzieren ihre Körpertemperatur um ein paar Grad. Eine zu starke Absenkung wäre für sie lebensbedrohlich. Zwischendurch wachen sie immer wieder auf, um auf Nahrungssuche zu gehen und sich zu „erleichtern“. Andere Säugetiere wie Rehe und Hirsche senken auch ihre Temperatur ab, sie halten aber keine Winterruhe. Sie schränken nur ihre Reaktionsfähigkeit ein und stehen dann oft bewegungslos in der Gegend herum. Braunbären sind weder echte Winterruher noch -schläfer: Sie ziehen sich im Winter in ihre Höhle zurück und begeben sich in eine Art Dämmerschlaf. Die Körpertemperatur senken sie dabei aber nur unwesentlich ab. Außerdem fressen und erleichtern sie sich in der Regel nicht.
Winterstarre
Im Gegensatz zu den gleichwarmen Tieren versuchen wechselwarme Lebewesen wie Insekten, Fische, Amphibien und Reptilien nicht, ihre Körpertemperatur konstant zu halten. Sie passen diese der kalten Umgebungstemperatur an und verfallen in die Winterstarre. Dafür suchen sie sich frostfreie Plätze, wo sie ihre Lebensvorgänge fast auf null reduzieren. Frösche verstecken sich in Schlammlöchern, Schmetterlinge auf dem Dachboden oder im Keller, andere Insekten verkriechen sich in Holzritzen – ihr Trick ist das Glyzerin im Blut. Der Alkohol wirkt wie ein „Frostschutzmittel“, senkt den Gefrierpunkt des Blutes und hält die Körperflüssigkeiten auch bei geringen Temperaturen geschmeidig.
Der Aufwachprozess
Noch mehr Energie und Kraft als für das Aufheizen des Körpers während des Schlafes brauchen die Winterschläfer für den Aufwachprozess. Während dieses Vorganges können sie die Körpertemperatur innerhalb kurzer Zeit um bis zu 30 Grad erhöhen. Diese Phase kann für manche Tiere kritisch werden, dann nämlich, wenn sie zu wenig Fettreserven haben. Unregelmäßige Temperaturschwankungen durch zu kalte oder zu warme Winter zehren außerdem an ihren tierischen Kräften. Wir Menschen sollten daher in der kalten Jahreszeit darauf achten, die Tiere bei ihrem Winterschlaf oder ihrer Winterruhe nicht zu stören. Kältestarre Tiere können durch äußere Reize übrigens sowieso nicht geweckt werden.
Autorin: Daniela Illich