Entlang des Neusiedler Sees findet man den zweitgrößten Schilfgürtel Europas. Auch wenn das hohe Gras vielen nicht besonders vorkommen mag, bildet es einen wertvollen Lebensraum für viele Arten - und hilft auch uns:

 

Wir alle kennen Schilf. Oder glauben zumindest, es zu kennen. Denn die bis zu vier Meter hohe Pflanze ist mehr als nur ein Gras. „Die meisten Menschen wissen wie ein Schilfhalm aussieht aber da ist meistens auch schon Schluss“, sagt Alois Lang, Koordinator und Mitarbeiter im Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel. Dort findet sich die zweitgrößte Schilffläche Europas, gleich nach dem Donaudelta, das sich über Rumänien und die Ukraine erstreckt. Denn der schlammige, stickstoffhaltige Boden am Ufer des Neusiedler Sees bietet den perfekten Untergrund.

 

Wenn man von einem Schilfgürtel spricht, ist meist Röhricht gemeint. Das ist eine Pflanzengesellschaft aus verschiedenen schilfartigen Pflanzen, wie Schilfrohr (Phragmites australis), Rohrkolben (Typha spec.) oder Sumpf-Schwertlilie (Iris pseudacorus). Im klassischen Schilfrohr, das zur Familie der Süßgräßer gehört, steckt auch schon eine der faszinierendsten Eigenschaften der Pflanzen: während man meinen möchte, dass die Uferfläche von Seen von vielen, einzelnen Schilfhalmen umrandet ist, handelt es sich oft nur um eine einzige Pflanze, die weite Flächen bedeckt. Dieser sogenannte Schilfgürtel kann dann mehrere Kilometer breit sein, so Alois Lang.

Vertikal und horizontal

Die Ausbreitung der Pflanze funktioniert über sogenannte Ausläufer, oder auch Stolone. Durch sie kann das Schilf über 20 Meter am Boden entlang wachsen. Aus diesen Sprossen, wachsen dann wieder neue Pflanzen in die Höhe und werden so zum größten heimischen Gras. Auch wenn die Art selbst nicht gefährdet ist, kann sie lokal durch trockene Phasen oder Beseitigung der Ufervegetation zurückgehen. Das bedeutet nicht nur das Aus für die Pflanze und ihre Ausläufer, sondern auch eine Bedrohung für die Lebewesen, die in den dichten Halmen Unterschlupf finden.

Am Neusiedlersee laichen viele Fische des Nationalparks, wie Zander, Hecht oder Wels. Aber auch Säugetiere, Amphibien und zahlreiche Vögel, wie das Blässhuhn (Fulica atra) und die Teichralle (Gallinula chloropus) leben und brüten im Schilf. Durch die geschlossene Vegetation hält sich die Temperatur im Schilf oft recht konstant und Tiere finden auch im Winter einen Unterschlupf.

Blühendes Österreich fördert im Nationalpark Seewinkel und Wassen das Bestehen von stark vernässten Wiesen, auf denen Schilf oder Sauergräser dominieren, um die einzigartige Flora und Fauna zu schützen.

Multitasker Schilf

Die Pflanzengemeinschaft ist aber nicht nur für Tiere wichtig. Als natürliche „Kläranlage“ reinigt Röhricht das Wasser. Durch eine große Blattoberfläche und die hohle Stängel kommt es zu einer gesteigerten Sauerstoffabgabe ins Wasser. So können Bakterien, die sich in den Wurzelhaaren aufhalten abgestorbene Substanz schneller abbauen. Gleichzeitig nützt Schilf das Sonnenlicht drei mal effektiver als vergleichbare Pflanzen. Das führt dazu, dass es mehr CO2 aufnehmen und mehr Sauerstoff abgeben kann - ein Vorteil für die Lebewesen im Schilf und für das ganze Gebiet.

Weil es so dicht und schnell wächst, wird das Schilfrohr auch zur Uferbefestigung eingesetzt oder zum Bauen verwendet. Die Schilfgeflechte aus dem Burgenland werden inzwischen sogar bis in die USA exportiert. Und als wär das noch nicht genug, wird Schilf auch zur Gewinnung von Biogas verwendet. Man kann sich also nur vorstellen, zu was die 180 Quadratkilometer Schilf im Osten von Wien noch fähig sind. (Autorin: Katharina Kropshofer)

 

Bist du Frühaufsteher oder könntest im Fall einer werden?

Der Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel bietet eine Exkursion auf den 2015 neu errichteten Steg in der Nähe des Illmitzer Seebades, wo man einerseits Vögel beobachten und andererseits viel neues über den Lebensraum Schilf erfahren kann.

Exkursion „Lebensraum Schilfgürtel“

Zum Beispiel Mittwoch, 20.Juni 6 bis 9 Uhr oder Freitag, 27. Juli 6 bis Uhr

Treffpunkt: Kassahütte Seebad Illmitz

Jetzt weiterlesen:

Bienenfresser: Paradiesvögel nahe der Großstadt

Amtsschimmel oder wilder Hengst?

Wilder Hengst! Dann bist du auf Österreichs größter Plattform für Naturerlebnisse genau richtig.

Jetzt registrieren

Verwandte Naturerlebnisse

Mit dem Nationalpark Ranger die Waldwildnis im Nationalpark Kalkalpen entdecken

Book a Ranger

24. Nov. |
Oberösterreich
Veranstalter: Nationalpark Kalkalpen

Niemand kennt den Nationalpark Kalkalpen so gut wie sie: Mit unseren Nationalpark Rangerinnen und Rangern erleben Sie das Schutzgebiet von seinen schönsten Seiten!

Meine individuelle Nationalpark Tour buchen

Du wählst dein Thema und den Termin - alles andere organisiert unser Besucherservice für dich!
Folgende Themen stehen zur Wahl:

Book a Ranger - Pauschalpreise 2024

  • Halbtagestour bis 4 Stunden, Euro 210,00
  • Ganztagestour Euro 310,00

Preis pro Gruppe (bis maximal 15 Personen) zuzüglich Leihgebühr für Kanu oder E-Bike

  • Höhlentour Euro 310,00 (inklusive Helme und Stirnlampen, Dauer ca. 2,5 Stunden)
  • Schneeschuhtour Euro 255,00 (inklusive Schneeschuhe und Stöcke, Dauer ca 4 Stunden)

Info & Buchung:

Besucherzentrum Ennstal
+ 43 7254/8414, info-ennstal@kalkalpen.at

Infostelle Windischgarsten
+ 43 7562/5266-17, info-wdg@kalkalpen.at

Villa Sonnwend National Park Lodge
+ 43 7562/20592, villa-sonnwend@kalkalpen.at

Zum Treffpunkt:

Das Nationalpark Besucherzentrum Ennstal liegt direkt an der Eisenbundesstraße zwischen den Orten 4462 Reichraming und 4463 Großraming.

  • Nationalpark Infostelle und Tourismusbüro Steyr und die Nationalpark Region
  • Ausstellung Wunderwelt Waldwildnis
  • Nationalpark Shop
  • Kostenlose Parkplätze vor dem Besucherzentrum
Book a Ranger
Der Fährte folgen