Die „Himmelsziege“, wie die ehemals verbreitete Vogelart Bekassine (Gallinago gallinago) landläufig genannt wurde, bringt während der Balz ein durch spektakuläre Flugmanöver verursachtes wummerndes Geräusch, das an das Meckern einer Ziege erinnert. Österreichweit ist in den letzten Jahrzehnten der Großteil der Feuchtwiesen verschwunden, und somit auch der für die Bekassine überlebenswichtige Lebensraum. Dem Aufhalten dieses Negativtrends haben sich BirdLife Österreich, Blühendes Österreich, die Lesser Stiftung für Naturschutz sowie das Land Oberösterreich verschrieben. Im oberösterreichischen Ibmer Moor wurden weitreichende Schutzmaßnahmen umgesetzt und weitere Vorhaben in einem EU-kofinanzierten Projekt zur Umsetzung vorbereitet. Neueste Forschungsdaten belegen die Wirkung bereits umgesetzter Maßnahmen. Ein Lichtblick im Artenschutz!

Besorgniserregend: Negativer Bestandstrend der Bekassine 

Während der landesweiten Erhebungen im Jahr 2020 konnte die Bekassine noch in sieben oberösterreichischen Gebieten nachgewiesen werden, insgesamt belief sich der Bestand auf 12-22 Paare. Bei der diesjährigen Wiesenvogelerhebung 2024 konnte die Art nur mehr in fünf Untersuchungsgebieten mit insgesamt 14-19 Paaren brütend festgestellt werden. Aus den aktuell erhobenen Daten errechnet sich ein oberösterreichischer Bestandstrend von minus 59 % seit dem Höchststand im Jahr 2004. 8-10 Paare, also mehr als die Hälfte des OÖBestands, brüten im Ibmer Moor, dem größten Moorkomplex Österreichs. „Um die Bekassine, die österreichweit vom Aussterben bedroht ist, zu retten, bedarf es Maßnahmen in bundesweit bedeutenden Populationen wie im Ibmer Moor“, erklärt Florian Billinger von BirdLife Österreich.

Bisher umgesetzte Schutzmaßnahmen 

Diesem Grundsatz folgend konnte BirdLife Österreich in Kooperation mit Blühendes Österreich, der Lesser Stiftung für Naturschutz sowie dem Land OÖ Bekassinen Schutzmaßnahmen umsetzen: 

In Kooperation mit Blühendes Österreich wurden verwaldete Bereiche in Moorwiesen zurückgewandelt und die Ufer verbuschter Torfstichteiche zur Schaffung von Sumpf- und Flachwasserzonen gestaltet. Weiters wurden mähbare Gewässerufer an Torfstichteichen umgesetzt, Gehölzbarrieren zur Schaffung eines zusammenhängenden Lebensraums entfernt und die Erstbewirtschaftung und Pflege von Moorwiesen-Brache organisiert. „Auf den ersten Blick mögen Abholzungen drastisch erscheinen, doch tatsächlich handelt es sich dabei um die Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands des weitgehend waldfreien Moorgebiets“, stellt Florian Billinger klar.

Durch die Umsetzung dieser Einzelmaßnahmen werden durch die wiederhergestellten Feuchtflächen und durch die Entfernung von Gehölzbarrieren die Moorwiesen auf einer ungefähren Fläche von 20 ha für die Bekassine und andere bedrohte Bodenbrüter wie Großer Brachvogel und Kiebitz aufgewertet. Ronald Würflinger, Generalsekretär Blühendes Österreich, streicht die überregionale Bedeutung der Maßnahmen hervor: „Es handelt sich um eine erfolgreiche Kooperation zwischen Blühendes Österreich, BirdLife Österreich und der LEADER-Region Oberinnviertel-Mattigtal. Mit unserem Finanzierungsbeitrag von über 100.000 Euro konnten wir einen wichtigen Beitrag zur Renaturierung und Aufwertung des größten und bedeutsamsten Moores Österreichs zu leisten.“

Durch Mittel der Lesser Stiftung für Naturschutz (Stiftungssitz: München) konnte der Rückschnitt bzw. die Rodung zentraler Gehölzbarrieren durchgeführt werden. Dadurch kann der für die Offenland-Art Bekassine nutzbare Lebensraum erheblich räumlich erweitert werden. Auf Teilflächen werden die betreffenden Flächen zukünftig als Niederhecke genutzt, auf anderen Teilen als artenreiche, einmähdige Streuwiese im Sinne einer offenen Moorwiesenlandschaft.

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Torfstichteiche

Geplante Schutzmaßnahmen 

Im Zuge des LE-Förderprojekts Kulturlandschaftsvögel 2023-2025 wurde durch BirdLife Österreich in Abstimmung mit dem Land OÖ und unter besonderer Beteiligung des Schutzgebietsbetreuers Dr. Christian Eichberger ein Maßnahmenkatalog zum zukünftigen Schutz der Bekassine im Ibmer Moor ausgearbeitet. Ziel war, auf Basis der bisherigen Erkenntnisse aus Vorprojekten (Blühendes Österreich und Lesser Stiftung für Naturschutz) die Schutztätigkeiten auszuweiten. Aus dem nun vorliegenden Katalog können, sobald nötige Mittel verfügbar sind, Schutzmaßnahmen ausgewählt und realisiert werden.

Analysen zeigen: Bekassinen brüten auf renaturierten Flächen 

Dass die Bekassine sehr rasch auf positive Entwicklungen im Lebensraum reagieren kann, zeigen erste Auswertungen der bisher umgesetzten Maßnahmenflächen im Ibmer Moor: im Jahr 2024 brütete jedes zweite Paar im Ibmer Moor auf Flächen, die im Zeitraum 2019-2024 gezielt für die Bekassine umgestaltet, renaturiert wurde. Ein hervorragender Erfolg, der als Lichtblick im österreichischen Bekassinenschutz gewertet werden muss. Auch aus einem zweiten Naturschutzgebiet Oberösterreichs werden ähnliche Erfolge beim Bekassinen-Schutz vermeldet: In der Stadlau im westlichen Mühlviertel konnten effektive Entbuschungsmaßnahmen sowie die gezielte Förderung offener Schlammflächen unter Begleitung des Ornithologen Mag. Harald Pfleger umgesetzt werden: der Bekassinen- Bestand erholte sich in den Folgejahren von einem Paar im Jahr 2021 auf fünf Paare im Jahr 2024.

Über das Ibmer Moor 

Mit circa 2.000 Hektar ist das Ibmer Moor der größte zusammenhängende Moorkomplex in Österreich und liegt im Grenzbereich von Oberösterreich und Salzburg. Es besteht aus dem Ibmer Moor, dem Weidmoos und dem Bürmoos. Während die Torflager im Bürmoos und Weidmoos fast zur Gänze abgebaut und die Flächen zuletzt renaturiert wurden, findet man im Ibmer Moor zum Teil noch ursprünglichere Torfkörper und verschiedenartige Moortypen. Naturschutzgebiete auf Teilflächen gibt es seit den 1960er Jahren, inzwischen sind Bürmoos, Weidmoos und Ibmer Moor Teil des europaweiten Schutzgebietsnetzwerks Natura 2000.

 

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Wiedervernassung

Über BirdLife Österreich 

BirdLife Österreich setzt sich für den Vogel- und Naturschutz in Österreich und grenzüberschreitend ein. BirdLife Österreich verwirklicht wissenschaftlich fundierte Natur- und Vogelschutzprojekte in den vier Kernbereichen: Artenschutz, Lebensräume, Nachhaltigkeit und Bewusstseinsbildung. BirdLife Österreich ist Partner von BirdLife International, dem weltweit größten aktiven Netzwerk von Natur- und Vogelschutz Organisationen mit über 2,7 Millionen Mitgliedern in 120 Ländern

Über Blühendes Österreich 

Die BILLA-Stiftung Blühendes Österreich setzt sich mit BirdLife Österreich für eine gesunde Umwelt und eine nachhaltige Landwirtschaft ein. Deshalb fördert Blühendes Österreich seit 2015 über 200 Bäuerinnen und Bauern, Naturschutzorganisationen, Gemeinden und Initiativen, die durch eine verantwortungsvolle Landwirtschaft unsere natürliche Vielfalt schützen. Die Website bluehendesoesterreich.at ist die stärkste digitale Plattform für Naturtourismus und Naturcontent. Im Naturerlebnis-Portal bündelt Blühendes Österreich mehr als 90 Organisationen mit tausenden Naturveranstaltungen pro Jahr. www.bluehendesoesterreich.at

Über die Lesser Stiftung für Naturschutz 

Die Lesser Stiftung für Naturschutz mit Sitz in München fördert den Naturschutz, Artenschutz und Landschaftspflege im Sinne des deutschen Bundesnaturschutzgesetzes und der Naturschutzgesetze der Länder und des Umweltschutzes vorrangig in Bayern und dem österreichischen Alpenraum

Über das EU-kofinanzierte Artenschutz- und Monitoringprojekt in Zusammenarbeit mit dem Land Oberösterreich, Abteilung Naturschutz 

Das oberösterreichische Artenschutz- und Monitoringprojekt zur Erhaltung und Förderung von Vogelarten des Kulturlands (LE-Projekt) erfolgt in Zusammenarbeit mit der Abteilung Naturschutz des Landes Oberösterreich. Es behandelt u.a. die Fortsetzung des ornithologischen Monitorings der Feld- und Wiesenvögel, um auf Basis aktueller Daten die bisherigen Schutzmaßnahmen bewerten, verbessern und ausweiten zu können. Im Zuge des Projekts konnten Teilerfolge bei Habitat-Gestaltungsmaßnahmen für die bundesweit hoch bedrohte Bekassine im Ibmer Moor erzielt werden. Die Ausarbeitung neuer Projektvorhaben zur weiteren Verbesserung der Lebensbedingungen für Bekassine und Großer Brachvogel im Ibmer Moor sind Teil dieses Projekts.

Projektleitung: Florian Billinger, MSc

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