Lass’ dich im Winter von der Natur verzaubern und entdecke ihre Geheimnisse. Romantische Eislandschaften, unbekannte Spuren im Schnee und Knospen im Winter, die Rätsel aufgeben. Welcher Strauch oder Baum versteckt sich dahinter? Knospen bestimmen im Winter: Die Auflösung zu unserem kleinen Knospenrätsel findest du am Ende des Artikels.
„Man schaut auf die Zweige, achtet auf besondere Färbungen, die Stellung der Seitenzweige zum Trieb und nimmt sich dann die Knospe vor. Wie schaut das Knosperl aus, ist es klein, spitz, rund? So hantelt man sich durch und langsam formt sich eine Vermutung. Oder man verzweifelt, weil man einfach nicht draufkommt“, erzählt Klaus Wanninger mit einem Schmunzeln. „Und wenn gar nichts mehr geht, fragt man einfach einen Spezialisten.“
Als Obmann-Stellvertreter des gemeinnützigen Vereins „Regionale Gehölzvermehrung“ (RGV) und Veranstalter des erfolgreichen Niederösterreichischen Heckentages muss er es schließlich wissen. Der Heckentag wurde vor vielen Jahren vom RGV ins Leben gerufen, um heimische Gehölze in Niederösterreich auch für die Zukunft tief zu verwurzeln. Damit leistet der Verein wertvolle Arbeit zur Sicherung der regionalen Artenvielfalt.
1Ein gefundenes Fressen für Vögel
Nomen est omen könnte man diesem Gehölz nachsagen, das sich mit fiesen Dornen ein wenig unfreundlich präsentiert. Doch lass’ dich nur nicht von schnöden Äußerlichkeiten ablenken, denn immerhin verdiente sich die Berberis vulgaris (lat.) trotz „Spitzfindigkeiten“ einen ehrenvollen Top Platz unter den heimischen Gehölzen. 2017 wurde es vom RGV und dem Land Niederösterreich zum Wildgehölz des Jahres gewählt. Das Weinscharl wie es in Ostösterreich genannt wird, überzeugte bei der Wahl unter anderem mit seinen sauren, Vitamin C reichhaltigen Früchten. Doch das gesuchte Gehölz ist nicht nur ein echter Gaumenschmaus für Menschen und Vögel, sondern auch ein großer Augenschmaus mit seinen prachtvollen gelben Blüten.
Worauf du achten musst...
- Langtriebe mit ein- bis fünfteiligen Blattdornen (siehe Abbildung)
- gelbes Holz unter der Rinde
- erreicht maximal 3 Meter Höhe, im Durchschnitt eher 1 bis 2 Meter
- verjüngt sich aus Knospen an der Basis. Dadurch entstehen ältere Sträucher aus straff aufrechten Trieben (Triebdurchmesser ca. 1 bis 2 cm)
- Knospen von Blattstielbasen besetzt
2Kinderstube für Schmetterlingsraupen
Zum Aufwärmen dazwischen ein wirklich einfaches Pflänzchen. Die Salix caprea (lat.) sollte dir keine allzu großen Schwierigkeiten bereiten – vor allem dann, wenn du heimische Osterbräuche pflegst. Rund 100 Schmetterlingsarten nutzen dieses Gehölz als flauschige Kinderstube, das dann auch später für ausgewachsene Schmetterlinge wertvolle Nahrung bietet.
Worauf du achten musst...
- Schraubige (spitz zulaufende) Knospen
- Zweige sind „unbewehrt“, das heißt kein Schutz durch Stacheln oder Dornen
- Geschlossene Knospen spiralig, dreispurig angelegt
- Geschlossene Knospenabdeckung lässt sich wie eine Mütze abziehen
3Sauer macht lustig
Cornus mas (lat.) heißt dieses Gehölz, das vor allem wegen seiner roten, säuerlichen Früchte in Österreich bekannt und beliebt ist. Ein alter Strauch mit circa 25 Jahren kann eine durchaus beachtliche Höhe von gut 4 Metern erreichen, doch unser gesuchtes Gehölz kann auch locker doppelt so alt und dementsprechend groß werden. In unserer Abbildung sind zwei wesentliche Merkmale des gesuchten Gehölzes - einem Vertreter der Hartriegelgewächse Familie - erkennbar: Seine zarten Triebe sind anfangs behaart, später erst werden sie kahl. Aus den geschlossenen, behaarten Knospen wachsen im Frühjahr goldgelbe Blüten. Weil sie gemeinsam mit der Hasel und Salweide zu den Frühblühern zählt, ist dieses Gehölz eine wichtige Nahrungsquelle für Wildbienen, Hummeln und andere Insekten. Vögel können sich später an ihren roten Früchten laben.
Worauf du achten musst...
- Junge Triebe behaart und grünlich, werden dann allmählich kahl
- Knospen gegenständig
- Geschlossene Knospen behaart und abstehend
- Rinde zu Beginn gelbgrau
- Blütenknospen werden bereits im Herbst angelegt. Aus ihnen entstehen zwei Arten Winterknospen: Längliche Blattknospen und kugelige Knospen für gelb blühende Blütenstände
4Der Zitronenfalter hat ihn zum Fressen gern...
...und nicht nur dieser Schmetterling fliegt auf dieses Gehölz ab. Der Faulbaum-Bläuling, der Grüne Zipfelfalter und ein weiterer Zipfelfalter, der diesen Strauch in seinem Namen trägt, landen mit Vorliebe auf ihn. Im Durchschnitt wächst unser gesuchtes Gehölz zwischen zwei bis sechs Meter hoch und ist ganz unverkennbar ein Strauch, denn seine neuen Triebe wachsen aus der Basis und machen ihn schön dicht und bauchig. Für Menschen ist beim Rhamnus catharica (lat.) höchste Vorsicht geboten, denn seine schwarzen Früchte sind ungenießbar genauso wie alle anderen Bestandteile dieser Pflanze!
Worauf du achten musst...
- Sprossdorn am Triebende (pro Trieb immer nur ein Dorn) meist zwischen einem Knospenpaar als Fraßschutz versteckt
- Knospen sind paarweise angeordnet und „schlampig“ gegenständig
- Jedes Knospenpaar am Trieb im Vergleich zum vorhergehenden Paar um 90 Grad versetzt (Fachsprache: gekreuzt gegenständig)
- Winterknospen sind länglich geformt
- Junge Triebe kahl und hellgrau
Übrigens, wusstest du, dass der bekannte Zitronenfalter Temperaturen von Minus 20 Grad mühelos überlebt? Mit einem „körpereigenen Frostschutzmittel“ (Glycerin, Sorbit und Eiweißstoffen) kann er den Gefrierpunkt seiner Körperflüssigkeiten extrem senken und gilt unter den zarten Faltern als besonders harter Geselle.
5Beeriger Futternapf für Vögel und Schmetterlinge
Dieser Familienvertreter der Ölbaumgewächse wird in heimischen Gärten gerne als Sichtschutz gegen neugierige Blicke gepflanzt. Weißt du, welchen dicht verzweigten Strauch wir suchen? Vielleicht helfen dir folgende Hinweise: Heimische Schmetterlinge wie unterschiedliche Weißlinge bis hin zu Kleiner Fuchs und Großes Ochsenauge fliegen auf seine duftend weißen Blüten und sorgen mit anderen Insekten wie zum Beispiel Honigbienen für ein dichtes Gedränge am blühenden Futternapf. Sobald er seine glänzend schwarzen Beeren trägt, stellen sich dann auch schon die nächsten Tiere für eine frische Mahlzeit an. Denn heimische Wintervögel wie die Amsel freuen sich in den kargen Wintermonaten über das beerige Festmahl. Aber Achtung: Für Menschen sind die schwarzen Beeren giftig!
Worauf du achten musst...
- Dunkelbraune Winterknospen
- Relativ kleiner Strauch mit dünnen Trieben
- Gegenständige Knospen
- Geschlossene, kahle (unbehaarte) Knospen
- Graue Zweige mit hellen Korkwarzen
6Kätzchen in luftiger Höhe
Dieses in Österreich verwurzelte Gehölz sollte dir bei der Bestimmung keine gröberen Schwierigkeiten bereiten. Vor allem, wenn du seine männlichen Blüten siehst. Denn diese hängen der Corylus avellana (lat.) als längliche Kätzchen von den Ästen herunter. Schwieriger ist es, das gesuchte Gehölz anhand seiner weiblichen Knospen zu erkennen. Denn diese sehen völlig anders aus und werden im Gegensatz zu den männlichen Blüten von einer schuppigen Knospe umschlossen. Als absoluter Frühblüher und somit willkommener Bote des Vorfrühlings fliegen Bienen auf seine Pollen. Im Herbst trägt dieses Gehölz berühmte Früchte, mit denen man so manch ein Eichhörnchen im Wald herumflitzen sieht. Weißt du jetzt, welches Gehölz sich hinter dieser Knospe verbirgt?
Worauf du achten musst...
- Knospen rundlich und stumpf
- Zweizeilige Knospen mit zwei bis drei Schuppen
- Hellgrüne Zweige borstig und behaart
- Bekannte männliche Blüten: herunterhängende Kätzchen
Die Auflösung:
- Gemeine Berberitze
- Sal-Weide
- Dirndlstrauch
- Purgier-Kreuzdorn
- Gewöhnlicher Liguster
- Hasel