Der Schmetterlingsexperte Helmut Höttinger staunte im Zuge der Schmetterlingszählung 2016 nicht schlecht, als Frau B. Tiefenbacher nahe St. Pölten eine Berghexe in die Schmetterlingsapp hochlud. Schließlich lebt die vom Aussterben bedrohte Art nur noch in zwei Gegenden Niederösterreichs: nahe den Hainburger Bergen und im Steinfeld, der südlichen Region des Wiener Beckens. Grund genug, einen Aufruf an die St. Pöltener Schmetterlingsgemeinde zu starten:
„WER FINDET DIE BERGHEXE IN ST. PÖLTEN UND UMGEBUNG?“
Vom 26. Juli bis 14. Oktober sucht die Schmetterlingslobby von Blühendes Österreich und GLOBAL 2000 mittels Schmetterlingsapp den braunen Edelfalter. Gibt es vielleicht eine dritte Population nahe St. Pölten, die unseres dringenden Schutzes bedarf?
Die Berghexe: „Bodenständiger“ Falter knapp vor dem Aus
Niederösterreich trägt eine große Verantwortung für den braunen Prachtfalter. Seine letzten Refugien bilden nämlich
- die Trockenrasen,
- die felsdurchsetzten Hänge,
- die Fels- und Steppenrasen und
- die Schotter- oder Steinbrüche
der Hainburger Berge sowie die Truppenübungsplätze im Steinfeld. Zum Überleben benötigt diese Art eine große, zusammenhängende Fläche. In den anderen Bundesländern wurde es bereits ruhig um die braun gescheckte Schönheit. Ihre Habitate verschwanden durch die Versiegelung der Flächen, die Aufgabe der Beweidung, durch Verbuschungen, Aufforstungen und die Abdrift von Pestiziden.
Die Falter sind Bodentiere und mit ihrer Färbung ausgezeichnet an den Untergrund angepasst. Sie sonnen sich gern auf Felsen, Steinen oder offenen Bodenstellen.
Die Raupe der Berghexe frisst häufige und weitverbreitete Grasarten. Der Falter hingegen ist anspruchsvoller, was seine Nahrung anbelangt: Er hat einen hohen Nektarbedarf und flattert bevorzugt auf unterschiedliche Flockenblumen-, Skabiosen- und Distelarten.
Der größte Feind der Berghexe sind der Mensch und seine Verbauungswut. Schließlich gibt es keine einzige Schmetterlingsart, die als Raupe Beton frisst. Vor allem die wachsenden Gewerbezentren um Wiener Neustadt rauben der Berghexe in allen Entwicklungsstadien Platz zum Leben.
Lebensräume schützen und retten
Für das Bestehen der letzten beiden Lebensräume der Berghexe ist ein großflächiges Management- und Pflegekonzept notwendig. Maßnahmen wie
- Entbuschungen,
- intensive Beweidung,
- der Oberbodenabtrag von Teilflächen
- sowie die Schaffung von Pufferzonen in besiedelten Gebieten
gehören eingeleitet. Das gilt besonders für das Steinfeld, wo in den letzten 15 Jahren sogar in den Natura-2000-Gebieten massiv Lebensräume zerstört wurden.
Damit die Berghexen-Populationen gedeihen können, sollen zudem die zu dichten Schwarzföhrenwälder ausgelichtet bzw. teilweise ganz gerodet werden. Ein naturschutzfachliches Brandmanagement würde dem Bestehen der Falter ebenfalls zugutekommen: „Wenn es aufgrund der Schießübungen auf den Truppenübungsplätzen brennt, findet die Berghexe ihren bevorzugten Lebensraum vor. Schließlich schafft das Feuer Platz für frische Blumen wie zum Beispiel Disteln“, erklärt der Schmetterlingsexperte Helmut Höttinger.
Von diesen Maßnahmen würde auch eine Vielzahl anderer Arten profitieren, unter den Tagfaltern z. B. der Eisenfarbige Samtfalter (Hipparchia statilinus), der im Steinfeld eine letzte Insel für sein Überleben in Österreich gefunden hat.
Hilf uns, die Berghexe in und um St. Pölten zu finden!
Lade dein Foto einer Berghexe anschließend bis 14. Oktober 2018 in die Schmetterlingsapp hoch. Die Wissenschaft dankt es dir.
Mit einem Gutschein für einen Natur im Garten Workshop möchte auch Blühendes Österreich dein Engagement belohnen. Unter den Teilnehmenden werden 3 Gutscheine verlost.
Falls du die kostenlose App "Schmetterlinge Österreichs" noch nicht installiert hast, lade dir diese gleich hier herunter:
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