Zeitig im Jahr, wenn Frühlingsblüher wie Weiden und Schlehen blühen, kann das Tagpfauenauge, welches zoologisch Inachis io heißt, als einer der ersten Blütenbesucher beobachtet werden. Diese farbenprächtigen Edelfalter überwintern nicht als Ei, Raupe oder Puppe, sondern als erwachsene Falter in frostgeschützten Nischen, Kellerröhren, Dachböden, Gartenhütten, kleinen Höhlen etc.. Die Flügelspannweite beträgt zwischen sechs bis sieben Zentimetern.
Wie bei allen anderen Arten dieser großen Familie – darunter Admiral, Trauermantel, Schillerfalter, Eisvogel, Großer und Kleiner Fuchs, C-Falter und Distelfalter – ist auch beim Tagpfauenauge das erste Beinpaar verkümmert und zu so genannten Putzpfoten umgewandelt. Und wie bei Kleinem Fuchs, Admiral und Landkärtchen ernähren sich die Raupen nahezu ausschließlich von Brennnesseln, weshalb diese Arten auch als Brennnesselfalter zusammengefasst werden. Die jungen Raupen, welche ausschließlich auf Großer Brennnessel und Hopfen zu finden sind, sind zunächst grüngelb gefärbt, später leuchtend schwarz mit weißen Punkten und glänzenden Stacheln und können eine Größe von 4 Zentimetern erreichen.
Der erwachsene Falter legt Eier in einer großen Anzahl, oft mehrere Hundert Eier, zusammen auf die Blätter der Brennnesseln ab. Die Raupen schlüpfen gemeinsam und überziehen die Pflanze mit einem Gespinst. Bevorzugt werden sonnige Standorte, bei denen die Brennnesseln einen größeren Bestand bilden. Vor der Verpuppung gehen die Raupen aus dem Gespinst ihre eigenen Wege und suchen nach einem geeigneten Ort dafür. Einmal verpuppt, hängen diese als braune, gut getarnte Stürzpuppen senkrecht Richtung Boden. Das Tagpfauenauge ist, ausgenommen von Nord-Skandinavien, in weiten Teilen Europas beheimatet. Auch in Österreich ist es fast überall, bis in eine Höhe von 2500 m in Wiesen, lichten Wäldern, offenen Landschaften, Gärten, Parks und in Städten zu finden. Meistens können zwei Generationen im Jahr gebildet werden. Die erste Generation schlüpft dabei ab Juli, die zweite ist je nach Witterung vor allem im September oder Oktober zu finden.
Im Gegensatz zu den Raupen, welche vor allem Brennnesseln zum Überleben brauchen, ist es bei den erwachsenen Tieren gänzlich anders. Diese trinken Nektar von heimischen Weiden, Schlehen, Huflattich, Efeu, Löwenzahn, Disteln, Wasserdost, Flockenblumen, Skabiosen, Klee und Luzerne. Aber auch von den bei Gartenbesitzerinnen und Gartenbesitzern beliebten Gartenpflanzen wie Obstbäumen, Astern, Hohem Eisenkraut, Sonnenhut und vielen mehr.
Dazu kommt noch, dass das Tagpfauenauge, wie andere Schmetterlingsarten auch, als erwachsenes Tier gerne an am Boden liegenden oder auch hängenden gärenden Obst die fauligen Fruchtsäfte trinkt. Das Tagpfauenauge ist also eine Art, die nicht nur häufig in Gärten zu sehen ist, sondern durch die gezielte Förderung von Brennnesseln als Raupenfutterpflanzen an sonnigen Standorten und Nektarpflanzen für die erwachsenen, bunten Falter gefördert werden kann.