Du kennst wahrscheinlich das imposante Wiener Nachtpfauenauge (Saturnia pyri). Ist es doch mit seinen 15 Zentimetern Flügelspannweite der größte, einheimische Falter Europas. Seine „kleinen Brüder“, das Kleine und das Ligurische Nachtpfauenauge, bringen dank ihrer unglaublichen Fähigkeiten die Schmetterlings-Gemeinde nicht weniger zum Staunen. Weshalb? Das erfährst du hier: 

 

Viele Gemeinsamkeiten mit dem großen „Wiener“

Beginnen wir beim Kokon: Die Puppen aller drei Arten überwintern im Freien, also nicht in Höhlen unter der Erde wie die Schwärmer, sondern z.B. auf der Rinde von Bäumen oder unter Vorsprüngen von Mauern oder Scheunen. Sie spinnen sich zum Schutz der Puppe vor Fressfeinden einen sogenannten Kokon. Dieser ist ein kleines Meisterwerk. 

Gesponnen aus einem kilometerlangen Spinnfaden, ähnelt die Form einer dehnbaren Reuse, sodass sich der große Falter von innen gut herausarbeiten kann, während von außen nicht einmal die kleinste Ameise einzudringen vermag. 

Bei allen drei Arten beobachtet man zudem das Phänomen des sogenannten „Überliegens“ der Puppe. Das heißt, dass ein Teil der Falter nicht im ersten Frühling nach der Überwinterung schlüpft, sondern sich dazu entscheidet, einfach noch einmal ein ganzes Jahr in der Puppe zu bleiben. Nachtpfauenaugen können also zwei Jahre völlig ohne Nahrung in der Puppe überleben.

 

Zwei Jahre ohne Nahrung? Kein Problem!

Und auch der Falter nimmt nach ein bis zwei Jahren „Null-Diät“ keine Nahrung auf. Er lebt aufgrund von verkümmerten Mundwerkzeugen ebenfalls von den Reserven, die er sich als Raupe angefressen hat.  Wenn er umherfliegt, sind diese Reserven allerdings in wenigen Tagen verbraucht. 

Damit die Paarung in der kurzen Lebenszeit dennoch gelingt, müssen Weibchen und Männchen einander rasch finden. Und so lockt das Weibchen das Männchen mit einem unwiderstehlichen Pheromon an, welches aus einer Duftdrüse am Hinterleib abgesondert wird. 

Wir Menschen können den speziellen Duft des Weibchens nicht wahrnehmen, während die Männchen ihn über hunderte Meter bis Kilometer riechen können. Es reicht angeblich, dass ein einziges Duft-Molekül auf ihren federartigen Fühlern landet, um zu registrieren, dass ein Weibchen in der Nähe sein muss. Dann wird die Duftspur gesucht und ihr gefolgt, bis das Weibchen gefunden ist. 

Die Paarung dauert zumeist eine bis einige Stunden. In der darauffolgenden Nacht werden vom Weibchen sogleich die Eier alle gemeinsam auf eine der vielen Futterpflanzen abgelegt. 

 

Tausendfache Gewichtszunahme? Kein Problem!

Die Raupen haben eine unglaubliche Stoffwechselleistung und legen in vier bis sechs Wochen mindestens das Tausendfache an Gewicht zu. Nur als Metapher, um diese enorme Leistung einmal zu verbildlichen, stelle man sich vor, dass ein Mensch mit 60 Kilo einen Monat später 60 Tonnen und mehr wiegt. 

Bei allen drei Arten durchlaufen die Raupen mit jeder Häutung eine farbliche Verwandlung von zuerst braunschwarzen, geborsteten Räupchen zu leuchtend grünen Prachtexemplaren mit verschieden gefärbten Warzen. 

Auch die Raupen der „Kleinen Brüder“ erreichen mit 7 cm Länge eine schöne Größe. Etwas erstaunt aber besonders, insbesondere beim Kleinen Nachtpfauenauge. Und damit kommen wir nach den Gemeinsamkeiten zu den Unterschieden zwischen den Arten.

Die besonderen Eigenschaften der „kleinen Brüder“

Denn – anders als beim großen Bruder – unterscheiden sich die erwachsenen Raupen sehr stark voneinander. Man nennt diese Unterschiede in der Erscheinungsform einer Art „Variabilität“. Selbst innerhalb eines Geleges variieren die Farbschattierungen von hauptsächlich hellgrünen Raupen mit kleinen gelben Warzen bis zu fast schwarzen Varianten, mit schmalen, grünen Querstreifen. Und dann gibt es noch die besonders attraktive Variante mit rosafarbenen Warzen, wie du auf den Fotos sehen kannst.  

Ein weiterer Unterschied ist der starke Sexualdimorphismus beim Ligurischen und Kleinen Nachtpfauenauge. Das bedeutet, dass Männchen (bis 6 cm) und Weibchen (bis 9 cm) sich in Größe und Aussehen deutlich unterscheiden. Dieser Größenunterschied zieht sich von den Raupen, über die Puppen bis zu den Faltern durch. Zwei Kokons habe ich für diesen Artikel geöffnet und fotografiert, damit man die ansonsten im Kokon verborgenen Puppen einmal sehen kann, sowie den eklatanten Größenunterschied zwischen weiblicher und männlicher Puppe.

Den Puppen passiert übrigens nichts, wenn sie keinen Kokon mehr haben. Sie sind ja in der Zucht ohnehin vor Fressfeinden und Frost geschützt und schlüpfen genauso unversehrt.

Image
Weibliche Puppe und männliche Puppe im Vergleich

Die farblichen Unterschiede zwischen den Geschlechtern möchte ich hier nicht beschreiben. Die Fotos zeigen sie ohnehin deutlich. Spannend ist auch, dass die „kleinen Brüder“ schon einen Monat früher, etwa Anfang April schlüpfen. Die Männchen sind tagaktiv und tanzen somit auf der Suche nach Weibchen in der Aprilsonne über die bunten Frühlingswiesen. 

 

Nahrungsvielfalt von der Walderdbeere bis zur Trauerweide

Und noch etwas erstaunt. Nämlich, dass die „Kleinen Brüder“ so überaus flexibel bei der Auswahl ihrer Raupen-Futterpflanzen sind. Schon in der Literatur werden für das Kleine Nachtpfauenauge neben Mädesüß, Heidekraut oder Heidelbeere viele andere, vorwiegend krautige Pflanzen angeführt. 

Das Ligurische ist angeblich häufiger auf Gehölzen zu finden. In meiner Schmetterlings-Voliere stehen jedenfalls die verschiedensten Pflanzen in Töpfen. Die Raupen des Ligurischen Nachtpfauenauges wandern ab einer bestimmten Größe dort gerne umher und fressen dann nach Belieben an Kirsche, Weichsel, Ringlotte, Birke, Trauerweide, Weißdorn, Schlehe und Brombeere. 

In der Natur fand ich sie zusätzlich auf Lavendel und Wiesensalbei, sowie auf unseren Edelrosen und sogar in unserem Erdbeerbeet. Aber Sorge um die Pflanzen macht mir das nie. Da in der Natur die meisten Raupen ohnehin schnell gefressen werden, freuen wir uns über jede schon große Raupe, die wir im Garten finden, auch wenn ihretwegen einmal ein Erdbeerpflanzerl keine Früchte bringt. Das ist es doch allemal wert, so schöne Falter zu fördern.

Die Fähigkeit einiger Raupen, sich von vielen Pflanzenarten zu ernähren, nennt man übrigens Polyphagie. Und die Moral von der Geschicht':

„Spritze deinen Obst-, Gemüse- und sonstigen Garten BITTE NICHT!“  ;-)

Die Paarung des Südlichen Kleinen Nachtpfauenauges* (Saturnia pavoniella)

Ligurisches und Kleines Nachtpfauenauge im Vergleich

Zum Abschluss möchte ich noch auf die Unterschiede von Kleinem (Saturnia pavonia) und Südlichem Kleinen Nachtpfauenauge (Saturnia pavoniella) eingehen. Letzteres wird auch Ligurisches Nachtpfauenauge genannt. 

Sie wurden nämlich erst 2003 durch Huemer & Nässig in zwei Arten aufgetrennt. Warum erst so spät? Wohl auch deshalb, weil die beiden Arten einander viel ähnlicher sehen als Männchen und Weibchen derselben Art. Man erkennt das Ligurische Nachtpfauenauge jedoch am durchgängig einfarbigen Hinterleib des Weibchens und der innen verbreiterten Binde am Hinterflügel. Auch an den Geschlechtsteilen können echte Profis sie unterscheiden. 

Die Trennung in zwei Arten wird jedoch insbesondere damit begründet, dass Falter, die aus der durchaus möglichen Paarung der beiden Arten hervorgehen, selbst unfruchtbar sind.[1]

Deshalb sollte man auch keine Tiere züchten und dann in einem Gebiet freilassen, in dem die andere Art vorherrscht. Das Kleine Nachtpfauenauge kommt vor allem im Norden und Westen Österreichs vor, die Ligurische Schwesterart im Osten und Süden. Eine genaue Abgrenzung ist noch Gegenstand weiterer Untersuchungen.  

Man sieht also, dass die Erforschung der Schmetterlinge nach wie vor interessante Geheimnisse zu lüften vermag.

Über die Autorin: Marion Jaros arbeitet als Biotechnologin bei der Wiener Umweltanwaltschaft.

* Herzlichen Dank an die Regisseurin Angela Christlieb, Martin Putz (Kamera) und Daniel Pabst (Musik), die dieses kleine Video über die Paarung des Südlichen Kleinen Nachtpfauenauges gestalteten. 

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Als Online-Seminar am Di und Mi, 05.11 und 06.11.2024 jeweils von 18 - 21.30

Lehrmaterial beim Grundkurs

Eine eigens für ImkeranfängerInnen erstellte, ca. 100-seitige und jährlich aktualisierte Unterlage dient als Nachschlagewerk und umfasst alle behandelten Themen aus Grund- und Praxisschulungen sowie Preistabellen für imkerliche Gerätschaften, zahlreiche Bilder, Skizzen und nützliche Adressen verschiedenster Betriebe und Verbände. Zu den Lehrmaterialien zählt auch die 2015 erschienene Doppel-DVD „Ein Bienenjahr - Ein Imkerjahr“, die an die Teilnehmer der Grundschulung ausgeteilt wird.

Oft steht der Eigenbedarf im Vordergrund. Wer die Vielfalt und den Nutzen unserer Bienenprodukte kennt, wird sie ein Leben lang zu schätzen wissen. Der nachhaltige Umgang mit der Natur und ihren Ressourcen gewinnt immer mehr an Bedeutung – die Imkerei kann dazu einen Beitrag leisten. Ob es sich um das selbst abgefüllte Höniggläschen, die herrlich duftenden Adventkerzen oder die eigens kreierte Propoliscreme in der Hausapotheke handelt, all diese Rohstoffe haben sich schon unsere Vorfahren zu Nutze gemacht. Die Tendenz zum Selbstversorger greift nun auch im urbanen Lebensraum immer mehr um sich und das freut nicht nur den Direktvermarkter, sondern auch all jene, die Regionalität und Tradition „groß“ schreiben.

Wer um eine fachliche Fortbildung bemüht ist, kann sich in sechs möglichen Praxisschulungen (jeweils 4-stündig) weiterbilden. Ein kompetentes Referententeam, bestehend aus vielen namhaften ImkermeisterInnen und Vortragenden, betreut insgesamt 13 Kursstandorte in Niederösterreich an denen diese Themen angeboten werden:

P1- Praxisgrundlagen; P2- Erweiterungsschritte im Bienenvolk; P3- Schwarmverhinderung und Jungvolkbildung; P4- Honigernte; P5- Varroabehandlung und P6- Herbstrevision;

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