5 Tage, 300 Arbeitsstunden, 14 freiwillige HelferInnen, 28 tatkräftige Hände und 5 liebevolle Gastgeber waren die Zutaten für ein weiteres erfolgreiches Bergwaldprojekt. Und einen zufriedenen Bergbauern obendrein. Schauplatz war dieses Mal der Arche Hof Thurnergut der Familie Ellmauer* in Oberösterreich. Die Freiwilligen standen täglich mit den Hühnern auf, reparierten Zäune, pflegten Wiesen sowie Weiden und bewahrten Kälber vor Giftpflanzen. Mit den Erfahrensten unter ihnen ging es sogar in den steilen Bergwald, um gefährlichere Arbeiten zu erledigen.
Organisiert werden diese Freiwilligenwochen vom Österreichischen Alpenverein, die die Stiftung Blühendes Österreich unterstützt. Siegfried Ellmauer darüber, warum die zusätzlich anpackenden Hände für die Familie, seinen Hof und die Natur so eine große Hilfe sind, und welche Gefahren im – aber vor allem für – den Bergwald lauern.
„Ohne der großartigen Unterstützung hätten wir die Arbeit erst im Hochsommer, also zwei Monate später, erledigt gehabt. Ganz besonders freue ich mich über die Hilfe bei den langen Weidezäunen“, erzählt Siegfried Ellmauer einige Tage nach dem Ende der diesjährigen Freiwilligenwoche. „Sie bedeutet eine enorme Arbeitserleichterung für unsere Familie.“ Ohne die 14 Freiwilligen, die in diesem Jahr am Berghof Thurnergut in Spital am Pyhrn zu Gast waren, müsste er die über zwei Kilometer langen Zaunanlagen auf den Weiden ganz alleine erhalten. Das ist im Normalfall schon eine zeitaufwändige Herausforderung – gerade im Frühjahr, wo die Arbeitsspitzen am Hof mit Weideaustrieb und Heuarbeiten anfallen. Auch die großen Schneemengen im vergangenen Winter haben durch ihr Gewicht zusätzlich große Schäden angerichtet. Über 600 Zaunsäulen sind regelmäßig zu erneuern – und die stellt der Bergbauer natürlich selbst auf seinem Hof her. Unter der sachkundigen Anleitung von drei Gruppenleitern des Alpenvereins haben die Freiwilligen also stundenlang Stämme entrindet, abgelängt, zugespitzt und zu den Weideflächen hinaus getragen. Dazu wurde der Stacheldraht auf über 1,5 km aufgenagelt.
„Das Schönwetter war optimal für die Gehegezaunarbeiten und das Bergwaldprojekt! Man gewinnt Abstand vom stressigen eigenen Arbeitsalltag und bekommt wieder andere Perspektiven, was wirklich wichtig ist im Leben." Attila (57 Jahre, Ungarn)
Unkrautjäten für die Artenvielfalt … und glückliche Kälber
Aber nicht nur bei der Umzäunung war viel zu tun, auch die Grünflächen selbst wollen gepflegt werden. Gebeugt und gebückt haben die Freiwilligen – die älteste unter ihnen ist übrigens stolze 80 Jahre alt – Großartiges geleistet und schätzungsweise 3.000 Unkrautpflanzen aus der Wiese gestochen. Eine von ihnen ist der Almampfer. Mit seinen großen Blättern und starken Wurzelwerk verdrängt er andere Gräser und Kräuter – ein Problem, denn “wir brauchen eine artenreiche Wiese mit gutem Heu für unsere seltenen Tuxerrinder“, sagt Siegfried Ellmauer.
Dass die kleinen Kälber an der benachbarten Stephansbergalm am Großen Pyhrgas (2.244 m) nichts Falsches zwischen die Zähne bekommen, war übrigens auch eine der Aufgaben in dieser Woche. Noch rechtzeitig vor dem Almauftrieb im Juni wurden Giftpflanzen wie der Weiße Germer aus dem Boden gestochen, damit die Kälber keine Koliken bekommen. Aber nicht nur die Kälber kamen auf ihre Kosten: Auch die Schweine freuen sich nun dank der Freiwilligen über einen neuen, trockenen Fressplatz im Freilaufgehege.
„Achtung Suchtgefahr – große innere Zufriedenheit über geleistete Arbeit!“ – Erni Zamberger (63, pensionierte Lehrerin aus Baden)
Am Arche Hof werden alle HelferInnen satt
Die Freiwilligen übernachteten in den neuen „Urlaub am Bauernhof“-Ferienwohnungen der Bergbauernfamilie und wurden von Johanna Ellmauer und deren drei Kindern bestens versorgt. Es hieß also kochen für knapp 20 Personen. Dabei kam ein Großteil der Lebensmittel direkt vom Arche Hof Thurnergut: Almochsen-, Schaf- und Schweinefleisch, Speck, Hauswürste, Birnenmost, Natursäfte und Marmeladen aus Eigenproduktion, würziger Alpkäse vom befreundeten Senner und selbstgebackenes Brot von der Schwiegermutter. Ein alter Holzknechtspruch, der von Siegfried Ellmauer gerne zitiert wird, bringt es auf den Punkt: „Ohne Schmalz kein Schmalz“.
„Ich schätze das harmonische Arbeitsklima in der Gruppe und das gute, bodenständige Essen von Bäuerin Johanna!" (Clemens, 31, NÖ)
„Es ist uns auch ganz wichtig, dass die Leute hier unsere Arbeit mit den seltenen Nutztieren kennen und schätzen lernen“, sagt Siegfried Ellmauer. Als einer von 40 Arche Höfen in Österreich haben bei den Ellmauers 4 vom Aussterben bedrohte heimische Tierarten ein artgerechtes zu Hause gefunden. Hier erfährst du mehr über das Leben und Arbeiten am Hof.
„Hatte Neugier, wie so ein Arche Hof im Innenleben funktioniert. Ich habe nach dieser Woche gesehen, dass mit seltenen Nutztieren in Weide- und Almhaltung viel mehr Aufwand und Arbeit verbunden ist, als bei Massentierhaltung in Großbetrieben in Gunstlagen im Tal. Wenn die im Einklang mit der Natur erzeugten Lebensmittel vom Konsumenten mit einem gerechten Preis bezahlt werden, können auch kleine Bergbauernbetriebe mit besonderer Qualität in Zukunft am österr. Agrarmarkt überleben!“ Horst (77, pens. Arbeiter aus NÖ)
In voller Montur in den Bergwald
Um etwas mehr als dürre Äste, Unkraut und Giftpflanzen ging es allerdings bei den Arbeiten im Bergwald. „Zu den Waldarbeiten konnte ich natürlich nur diejenigen mitnehmen, die in dem Bereich schon entsprechende Erfahrung haben“, sagt Siegfried Ellmauer im Bezug auf das extrem steile Gelände. Diesmal waren es zwei Freiwillige, die erfahren im Umgang mit der Motorsäge und wachsam bei eventuellen Steinschlägen waren. Gemeinsam mit dem Bergbauern, in Schutzausrüstung mit Schnittschutzhosen und Helm, halfen sie, abgestorbene Bäume aus dem Wildbachgraben heraufzuseilen.
In Sorge um das Eschensterben
Meistens waren es Eschen, die da geborgen werden mussten. „Das Eschensterben ist seit dem ersten Auftreten in Europa 2007 zu einem Riesenproblem geworden“, meint Siegfried Ellmauer ernst. Schuld daran ist ein eingeschleppter Pilz aus Asien, der die Bäume angreift und zum sogenannten „Eschentriebsterben“ führt. Der Bergbauer hat sogar allen Grund zur Sorge, dass die Esche im Berggebiet in den nächsten fünf Jahren komplett aus den Wäldern verschwinden könnte. Dabei sind diese Bäume ganz besonders wichtig zum Uferschutz bei Hochwasserereignissen. Sie helfen bei der Uferfestigung von Flüssen und Bächen, weil ihr Wurzelwerk gut mit feuchten Standorten zurecht kommt. „Die ökologischen Folgen kommen zeitverzögert“, erzählt Siegfried Ellmauer. „Man wird sehen, was dann passiert.“ Was man dagegen tun kann? „Die Universitäten versuchen seit Jahren durch Züchtung resistenter Jungpflanzen ein entsprechendes Gegenmittel zu finden“, sagt der Bergbauer hoffnungsvoll.
Die Freiwilligenwoche am Bergbauernhof der Ellmauers im Überblick
- 11 TeilnehmerInnen aus Österreich, Deutschland und Ungarn
- 3 Gruppenleiter des Österreichischen Alpenvereins
- Wichtige Arbeiten zur Zauninstandhaltung, Pflege der Wiesen, Weiden, und Alm
- Arbeiten im Bergwald und am Hof
- Altersdurchschnitt: rund 65, max. 80 J., min. 31 J.
- Arbeitszeiten: 08:00 – 12.30 und 13.30 – 17:30, 4 Arbeitstage, 1 Ruhetag
- Geleistete Arbeitszeit: ca. 300 Stunden, ein Landarbeiter benötigt dafür 6-7 Wochen
Freizeitprogramm:
- zB. geführte Wanderung in die Naturschutzgebiete Haller Mauern oder Warscheneck-Totes Gebirge,
Dr. Vogelgesang-Klammweg zur AV-Bosruckhütte - Ausspannen am idyllischen Gleinkersee mit Bootsfahrt od. Hochseilgarten
- Besuch Bergsteigermuseum Spital am Pyhrn: „Zwischen Himmel & Erde - Gerlinde Kaltenbrunner und die Welt der 8000er"
Erfahre mehr über die Bergwaldprojekte des Österreichischen Alpenvereins, die Blühendes Österreich unterstützt.
*Im Frühling verloste Blühendes Österreich einen Urlaub am Bauernhof für 4 Personen bei der Familie Ellmauer – Führung im Bergwald mit Siegfried Ellmauer, Pyhrn-Priel AktivCard und Taschengeld für Ab-Hof-Produkte inklusive. Vielleicht gibt's bald eine weitere Chance!