Spätestens wenn der Hochwinter Einzug hält, ist so mancher Gartenbesitzer beim Blick auf seine kleine Oase enttäuscht. Längst vergessen ist der Sommer, als alles grün und üppig wucherte und die Blumenbeete vor Farben und Düften übergingen. Selbst die Erinnerung an den oftmals bunten Herbst ist nun nur noch schwach. Hat der Wind das letzte Laub aus den Bäumen gerissen und der Frost die Rabatten und Stauden geebnet, bereut so mancher seine etwas kurzsichtige Gartengestaltung. Ein guter Zeitpunkt, um große Pläne für die nächste Saison zu schmieden - mit immergrünen heimischen Pflanzen!
Ein tief verschneiter reinweißer Garten hat natürlich seinen Reiz und kann vielleicht auf andere Farben verzichten. Aber seien wir uns ehrlich. Wie oft kommt das bei uns heute wirklich noch vor? Und außerdem, wo verkriechen sich Insekten und was fressen Vögel, wenn alles kahl steht und der Boden friert?
Blühendes Österreich stellt dir 7 immergrüne, heimische Gartenpflanzen vor:
1Grüner Kletterer: der Gemeine Efeu (Helix hedera)
Den Efeu haben wir bereits als wertvollen Herbstblüher empfohlen. Im September und Oktober schenkt er den Bienen wichtige Pollen und im Winter spendet er vielen Vögeln seine dunklen Früchte als Nahrung. Jetzt schmückt er mit seinem dichten Laub auch den trostlosesten Winkel im Garten. Die hübschen dunkelgrünen Blätter wirken mit ihren hellen Blattadern fast panaschiert und manchmal gibt sich der Efeu im Winter auch purpurrot. Als geschickter Kletterer begrünt er nicht nur Fassaden, Zäune und Böschungen. Der Efeu dient auch zur Belebung von kahlen Stämmen anderer Bäume in deinem Garten. Mehr zum VerVielfalter Efeu findest du in unserem Naturlexikon zum Nachlesen.
2Verkannte Schönheit: die Europäische Stechpalme (Ilex aquifolium)
Stachelig und in Parks oft zu kantigen Hecken zusammengeschnitten, genießt die Stechpalme als Gartenpflanze nicht den allerbesten Ruf. Zu Unrecht, wie wir finden! In Strauchform wächst der Ilex gern im Schatten anderer Gehölze und kommt mit seinem tiefgrünen Laub und den leuchtend roten Früchten gerade im Winter besonders zur Geltung. Nur wenige wissen, dass er sich auch zu einem prächtigen Baum auswachsen kann. In manchen Gegenden ziert die Stechpalme noch viele traditionelle Bauerngärten. Das hat aber auch praktische Gründe, denn die Pflanze liefert nicht nur interessantes Holz, sondern wird natürlich auch für Weihnachts- und Osterdekorationen genutzt. Als falscher Palmwedel kam sie bei uns zu ihrem Namen. Die Stechpalme ernährt mit ihren Früchten im Winter viele Vogelarten und bietet manchen Schmetterlingen ein perfektes Winterquartier.
TIPP:
Es gibt zahlreiche Garten-Tipps, die Schmetterlinge beim Überwintern helfen. Hier erfährst du mehr dazu!
3Kleine Herzen im Unterholz: die Gewöhnliche Haselwurz (Asarum europaeum)
Wer einen immergrünen und dekorativen Bodendecker für seinen Garten sucht, kommt an der Haselwurz nicht vorbei. Besonders an feuchteren Stellen begrünt diese heimische Waldpflanze gern nackten Boden und bildet manchmal richtige Nester im Unterholz. Ihre kleinen, oberseits glänzenden Blätter sind meist hübsch herzförmig, ihre braunroten Blüten erscheinen im Frühling. Die Haselwurz ist als immergrünes Element im Garten eine gute Wahl, sofern man keine kleinen Kinder oder Haustiere hat. Denn die ganze Pflanze ist giftig.
4Relikt der Eiszeiten: die Weiße Silberwurz (Dryas octopetala)
Bleiben wir am Boden. Doch gehen wir an die Sonne! Wenn er nicht gerade im Schnee versinkt, bietet der Steingarten im Winter oft einen traurigen Anblick. Viele Kräuter haben sich in die Erde verzogen und war es besonders kalt, muss so manche mediterrane Schönheit im Frühling ersetzt werden. Unserer heimischen Silberwurz passiert das nicht! Als Wahrzeichen der alpinen Flora trotzt dieser kriechende Spalierstrauch den härtesten Wintern und gibt sich im Sommer genügsam. Auf trockenem steinigem Grund fühlt er sich wohl und Licht kann er nicht genug bekommen. Dann drehen sich die wunderschönen weißen Blüten der Silberwurz mit der Sonne und laden Bienen und andere Insekten zur Landung ein.
5Perfekte Hecke: die Europäische Eibe (Taxus baccata)
Wer immergrün sagt, muss auch Nadelbaum sagen. Doch wer blickdicht sagt (und das ganzjährig meint), muss nicht zu Thujen oder anderen Exoten greifen. Unsere heimische Eibe eignet sich hervorragend als Sicht und Windschutz und ist zudem weit pflegeleichter. Eine Eibenhecke kann nach Lust und Laune geschnitten und geformt werden. Der wertvolle Baum ist als giftig verschrien, doch wusstest du, dass das Fleisch seiner roten Früchte sogar sehr bekömmlich ist? Das gilt nur für den roten Samenmantel, der Samenkern ist wiederum giftig. Wer trotzdem vor diesem Genuss zurückschreckt, überlässt sie im Winter den Tieren oder erfreut sich einfach am roten Schmuck im immergrünen Baum. Du willst noch mehr über die Eibe wissen, dann schau in unserem Naturlexikon vorbei.
6Vielgestaltiges Multitalent. Der Gemeine Wacholder (Juniperus communis)
Der Gemeine Wacholder ist das am weitesten verbreitete Nadelgehölz überhaupt. Da wird er auch Platz in deinem Garten finden. Manchmal wächst er strauchförmig und bleibt recht niedrig, dann wieder als echter Baum, der meterhoch und steinalt werden kann. Durch regelmäßigen Schnitt lässt er sich bereitwillig formen und als überdimensionaler Bonsai macht er sich selbst an einem Steingarten gut. Die blassgrünen Nadeln und die rötliche Borke des Gemeinen Wacholders bringen im Winter in jedem Fall etwas Farbe in die Umgebung. Seine Früchte stellen eine wertvolle Nahrung für Drosseln und Amseln dar, werden aber bekannter Weise auch von uns Menschen genutzt. Mit Wacholderbeeren würzen wir nicht nur Sauerkraut und Wildgerichte, sondern stellen auch berühmte Schnäpse wie den Gin her. Den Wacholder findest du auch in unserem Naturlexikon.
7Fast immergrüner Tierfreund: der Gewöhnliche Liguster (Ligustrum vulgare)
Unser Liguster ist eine halbimmergrüne Pflanze aus der Familie der Ölbaumgewächse. Während einem milden Winter kann er sein Laub bis zum nächsten Frühling behalten. Dann verfärben sich die dunkelgrünen Blätter oft violett. Im Garten eignet sich das Gehölz gut für Hecken oder als freistehender, dicht verzweigter Strauch. Den heimischen Liguster kann man auch getrost als eine der wertvollsten Gartenpflanzen für unsere Tierwelt bezeichnen! Seine schwarzen Beeren helfen Vögeln und Nagetieren über den Winter. Die Blätter ernähren eine ganze Reihe von Nachtfaltern, darunter auch den riesigen Totenkopfschwärmer. Im Sommer werden die weißen Blüten des Ligusters von Bienen, Fliegen und unzähligen Schmetterlingsarten besucht (z.B.: Kleiner Fuchs, Gemeiner Scheckenfalter, Großes Ochsenauge, Brauner Waldvogel, Weißbindiges Wiesenvögelchen).
Farbtupfer im grauen Winter
Neben diesen und einigen weiteren immergrünen Arten kann man natürlich viele andere heimische Pflanzen verwenden, um etwas Farbe in den winterlichen Garten zu bringen. Besonders gut eignen sich dazu manche Bäume wie Rotbuchen und Flaumeichen, welche ihr welkes Laub lange an den Zweigen behalten.
Manche sommergrüne Sträucher wie der Gewöhnliche Schneeball (Viburnum opulus) punkten auch in der Winterzeit mit besonders ausdauernden und schönen Früchten. Andere wiederum bestechen durch ihre dekorative Rinde, zum Beispiel das Pfaffenkapperl (Euonymus europaeus).
Und wenn eine Pflanze in unserer Liste nicht fehlen darf, ist es die Schneerose. Die heimische Schnee- oder Christrose (Helleborus niger) hat allerdings gehobene Ansprüche und ist im Garten nicht immer leicht zu kultivieren. Wer sie aber einmal mit Erfolg etabliert hat, der darf sich alljährlich über ihre immergrünen Blätter und die betörenden filigranen Blüten freuen - sogar im tiefsten Winter!
Text: Stefan Agnezy