Jetzt sind sie da – die heißen Tage, nach denen wir uns sehnen. Und die wir so gerne am Wasser verbringen. Maria Schoiswohl stellt zehn Badeplätze in Österreich vor – für erfrischende Stunden inmitten wahrlich unberührter Natur.
1Wien: Alte Donau
Unberührte Natur mitten in der Bundeshauptstadt? Die Alte Donau mit ihren vielfachen Wasserzugängen und Bädern teilen sich Badegäste (bis zu einer Million im Jahr) mit Zandern und Rotfedern, mit Libellen und Bibern. Am Uferrand wachsen Teichrosen, Schwanenblumen und rund 45 Arten des Uferröhrichts. Die Stadt Wien erhält diesen ökologisch so wichtigen Naturraum in der Stadt: Aktuell läuft ein EU-gefördertes LIFE-Projekt zu integrativem Gewässermanagement. Zu den Maßnahmen gehören neben frisch gepflanzten Jungbäumen an der Unteren Alten Donau oder neue Tümpel für Amphibien im Kaiserwasser auch neue, frei zugängliche Liegewiesen für die Bevölkerung – etwa am ArbeiterInnenstrand (im Bild).
2Wien: Lobau
Noch einen Tick ursprünglicher sind die Bademöglichkeiten in der Oberen Lobau inmitten des Nationalparks Donau-Auen in Wien. In verzweigten Donauarmen sind – zum Schutz der Tier- und Pflanzenwelt – nur bestimmte Plätze zum Badespaß freigegeben. Die Dechantlacke schätzen Nacktbader, die Panozzalacke aufgrund des seichten Wassers Familien und Kinder. Das Becken des Donau-Oder-Kanals II im Auwald hat auch eine Liegewiese. Der Kanal ist eine künstliche Wasserstraße, die ursprünglich von Wien an die Oder reichen sollte. Badende und Natur sind froh, dass das Projekt nie vollendet wurde.
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Alle Naturerlebnisse des Nationalpark Donau-Auen findest du hier.
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3Burgenland: Jois am Neusiedler See
Ruhig, abgelegen, intim und vor allem naturbelassen ist das Seebad Jois. Hier an seinem nördlichen Ende ist der Neusielder See das ganze Jahr frei zugänglich – Pommes und Eis, Liegestühle und Sonnenschirme hat der Beachclub, hervorragendes Essen das Restaurant Seejungfrau im nahen Yachthafen. Das Wasser ist im Sommer warm (durchschnittlich 22–23 Grad) und das Gefühl ein wenig wie am Meer: Österreichs größter See, ein Steppensee und UNESCO-Welterbe mit einzigartiger Flora und Fauna, hat einen Salzgehalt von 0,2 Prozent.
4Niederösterreich: Hollensteiner Strandbad
Die Ybbs fließt durchs Strandbad in Hollenstein. Hier haben sich die Einheimischen schon vor über 100 Jahren im Sommer erfrischt, die Badeinfrastruktur entstand in den 50er Jahre, wurde Anfang der 90er Jahre erneuert und wird seitdem stetig erweitert. „Der größte Schatz unseres Bades ist sicherlich die Lage“, sagt Alex Riener, Obmann des Freizeitvereins Hollenstein, der das Bad betreibt. Ein Solgurt teilt die Ybbs in zwei Abschnitte: Oben ist das Wasser flach – „ideal für Kinder und Familien“ – unten kann man aufgrund der Tiefe (bis 2,5 Meter) schwimmen, Schnorcheln oder mit dem Sautrog durchs bis zu 24 Grad warme Wasser paddeln.
5Steiermark: Zum Steinernen Wehr
Naturnahes Baden in der Steiermark assoziiert man meist mit den Seen des Ausseerlandes im Norden der Steiermark: Schwimmen im Trinkwasser an unverbauten Seeufern. Doch gerade im Süden des Bundeslandes plätschert ein wahrer Geheimtipp: Das älteste Flussbad der Steiermark liegt in Kaindorf an der Sulm bei Leibnitz. Seit nicht ganz 100 Jahren von der Familie Pratter geführt, rauscht dort die Sulm und bildet ein natürliches Badebecken, in dem sich an heißen Tagen vom Kind bis zur Seniorin alle tummeln. Sie essen heimische und indische Küche am Buffet und liegen sonst auf der großen, vielfach schattigen Liegewiese. Mehr braucht es nicht.
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6Kärnten: Turnersee
Vor ein paar Jahren wollte man den Turnersee südlich des Klopeinersees in Südkärnten zur Landgewinnung für die Landwirtschaft trockenlegen. Die Gegend ist jedoch sumpfig und für das Vorhaben gar nicht geeignet. Gut für die Natur, denn das an den See grenzende Sablatnigmoor ist das einzige natürliche Brutbiotop für Kiebitze in Kärnten und Heimat für über 170 Vogel-, 1.700 Tier- und mehr als 300 Pflanzenarten. Das Gemeindestrandbad am nördlichen Seeufer hat eine große Liegewiese, einen schönen Spielplatz und punktet mit dem Blick auf Hochobir und die Petzen. Das Wasser des windgeschützten Sees hat Trinkwasserqualität und bekommt bis zu Badewannenwasserwarme 28 Grad.
7Oberösterreich: Gleinkersee
Der Gleinkersee am Nordrand des Toten Gebirges, nur eine Autostunde von Linz, zählt zu den Naturjuwelen Oberösterreichs und ist einer der wärmsten Bergseen des Landes (bis zu 25 Grad im Sommer). Im smaragdgrünen Wasser kann man schwimmen, darauf mit dem Boot fahren oder es gegen den Durst einfach trinken. Dazu schmecken die Gerichte des Slow Food-Gasthauses Seebauer, in dem die Familie Dutzler fast ausschließlich Biogerichte auftischt, darunter Rind und Schwein von alten Rassen aus der eigenen Zucht am See. Das reine Wasser schätzt übrigens auch der streng geschützte Edelkrebs, der im Gleinkersee eines seiner letzten Rückzugsgebiete in Österreich hat.
8Salzburg: Wallersee
Der Wallersee im Salzburger Seenland grenzt an das Wenger Moor, ein Natura 2000-Europaschutzgebiet, das Graureihern, Brachvögeln, Haubentauchern und auch Lachmöwen lieben. 2010 tauchten nach 30jähriger Abwesenheit gar wieder Biber in der Gegend auf. Im See tummeln sich die Fische – vom Aal über den Karpfen bis zum Waller. Mögen kundige Fischkenner auch vermuten, von letzterem, dem Waller (=Wels), hätte der See auch seinen Namen – sie irren. Warum der Wallersee Wallersee heißt ist ungeklärt. Ins Wallerwasser springt man jedenfalls im Strandbad in Seekirchen. Österreichisch-italienische Verpflegung schmeckt im Restaurant Il Mulino.
9Tirol: Piburger See
Baden im Naturdenkmal? Das geht allemal im Piburger See im Ötztal. Der See auf über 900 Metern ist seit 1929 ein Naturdenkmal und wie anno dazumal nur per pedes erreichbar. Wer die maximal 30 Minuten wandert, den belohnt nicht nur das kühle Nass (teilweise bis zu 24 Grad warm), sondern auch eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt: Am Ufer wachsen Pfeifengras oder Sumpf-Blutauge, im Wasser gedeiht der Fieberklee, schwimmen Saiblinge, Barsche und Rotaugen. Der Piburger See ist überdies einer der höchsten Standorte Österreichs für die Weiße Seerose. Tiroler Küche serviert die Badeanstalt am südöstlichen Seeufer. Dort kann man auch Boote ausleihen.
10Vorarlberg: Seewaldsee
Im Biosphärenpark Großes Walsertal nordöstlich von Bludenz glitzert das klare Wasser des kleinen Seewaldsees. Der Biosphärenpark ist eine Modellregion für nachhaltiges Leben und Wirtschaften in außergewöhnlichen Natur- und Kulturlandschaften – vor 16 Jahren wurde das Große Walsertal von der UNESCO als Modellregion ausgewiesen. Den Seewaldsee, das kühle Kleinod auf 1.200 Metern Seehöhe, eingebettet zwischen Blumenwiese, Wald und Berg, erreicht man in gut 30 Minuten zu Fuß. Ein kleiner Kiosk versorgt bei großem Hunger und zurück zum Parkplatz Fontanella-Säge geht’s – bei Bedarf – ganz gemütlich mit dem Bummelzug.