Der Rückgang der Almwirtschaft und die damit einhergehende Verbuschung, die Zunahme von Lawinenereignissen und Erosionen auf unbewirtschafteten Flächen bewegten den Landwirt Thomas Schranz zum Umdenken. Da ihm die regionale Landschaftspflege und die Erhaltung der alten Kulturflächen sehr am Herzen liegen, suchte er nach einer Alternative – und fand sie in der Wanderschäferei.
Hierbei werden aufgelassene Mähflächen mit „easy care“ Schafen beweidet. Die Schafe verbringen den Sommer auf diesen Flächen, welche durch gezielte Weideführung nachhaltig bewirtschaftet werden. Gleichzeitig entstehen Kooperationen mit dem Tourismusverband Tiroler Oberland und dem Wanderhotel Riederhof. Ein spezielles Augenmerk wird auch auf die Direktvermarktung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse in Zusammenarbeit mit dem Hotel Riederhof gelegt.
Unsere Vision
Das Beweidungsprojekt mit den Schafen soll nicht nur regionalen Einfluss haben, sondern als Vorzeigeprojekt im Alpenraum fungieren. Wir möchten ein Umfeld in Österreich schaffen, in dem viele weitere mutige Landwirte und andere NachahmerInnen solche Beweidungsprojekte umsetzen. Tourismus, regionale Wirtschaft, Landwirtschaft, Naturschutzvereine, Stiftungen und die öffentliche Hand arbeiten zusammen, um dies zu ermöglichen.
Konkrete Ziele im Projekt
Aufgelassene Flächen werden wieder nachhaltig beweidet, die artenreiche Kulturlandschaft so erhalten. Insbesonders auf schwer zugänglichen Flächen werden Schafe ganz bewusst als Rasenmäher eingesetzt. Sie sind geländegängig und bewahren die Flächen vor der gänzlichen Verbuschung.
Die so erzeugten landwirtschaftlichen Produkte werden regional und zu 100 % verwertet (Bündnerfleisch, Kaminwurzen, Lammfleisch und Hundefutter aus den sogenannten "Schlachtabfällen").
Das Projekt soll Vorbildfunktion für das Funktionieren einer kleinstrukturierten Landwirtschaft in den Alpen haben.
Begleitend werden Praxis-Versuche mit verschiedenen Herdenschutzmaßnahmen (Hunde, Lamas, Alpakas) durchgeführt.
Bewusstseinsbildende Maßnahmen wie geführte Wanderungen mit ausgebildeten Wander- und NaturführerInnen zu den Weideflächen (Themen zu Regionalität, Kulturlandschaft, Landwirtschaft, Ernährung, Artenvielfalt) ergänzen das Projekt.
Motivation für das Projekt
Für Thomas Schranz war die Bewirtschaftungsaufgabe von ehemaligen Mähwiesen auf den Almen im Tiroler Oberland – mit ihren Folgen wie Erosion und Rückgang der Artenvielfalt - Grund, neue Bewirtschaftungswege anzudenken.
Wen unterstützt Blühendes Österreich?
Für den Landwirt bedeutet die Umsetzung der Wanderschäferei ein neues betriebliches Standbein. Die Wanderschäferei im Tiroler Oberland ist ein in Österreich noch einzigartiges Projekt. Dabei involviert sind alle Stakeholder, die es für einen Wandel braucht: der Landwirt, der mit den Schafen die Artenvielfalt erhält, der Tourismusverband und regionale Partner, die bei lokaler Vermarktung der landwirtschaftlichen Produkte helfen.
Welche Herausforderungen werden gelöst?
Die Tiere nennen sich „easy care Schafe“ und haben kein langes Wollkleid, sondern eine Behaarung, die im jährlichen Verlauf auf der Weide gewechselt wird. Dadurch entfällt der Mehraufwand des Scherens, die abgeworfenen Harre bleiben direkt auf den Flächen als Dünger zurück und können auch von Vögeln und Kleinsäugern zum Nestbau verwendet werden. Durch das geringere Lebendgewicht (ca. 60kg bei Muttertieren) entstehen auch weniger Trittschäden im Gelände.
Die Schafe steigern durch ihre Weidetätigkeit die Artenvielfalt und festigen den Boden durch Tritt. Unverzichtbar wertvolle Aufgaben, die gerade im Zuge des Klimawandels, der im alpinen Raum durch punktuelle Starkniederschläge, Stürme und Trockenphasen besonders stark zu spüren ist, mehr und mehr an Bedeutung gewinnen.
In Punkto Herdenschutz werden verschiedene Ansätze (Lama-Hengste, Kangal-Herdenschutzhunde, …) in der Praxis erprobt.
Was ist das Besondere am Projekt?
Thomas Schranz arbeitet zukunftsweisend und hat eine Vorbildfunktion für das Funktionieren der kleinstrukturierten Landwirtschaft in den Alpen: um die heimische Artenvielfalt und Kulturlandschaften zu erhalten, werden aufgelassene Mähflächen von Schafen beweidet. Mittels geführter Wanderungen und der 100 prozentigen Verwertung der landwirtschaftlichen Produkte wird ein wichtiger Beitrag für den Erhalt der Artenvielfalt und die ökologisch nachhaltige Regionalentwicklung im Tiroler Oberland geleistet.
Welche wertvollen Lebensräume, Tiere und Pflanzen werden erhalten?
Mit der Beweidung werden vielfältige Lebensräume und kleinstrukturierte Nischen für Vögel, Kleinsäuger und Insekten wie dem Apollofalter geschaffen.
Geografie der Projektregion
Das Kaunertal ist ein Trogtal in den Ötztaler Alpen. Der Talschluss wird vom Gepatschferner, dem zweitgrößten Gletscher Österreichs, gebildet. In der Talmitte befindet sich der Gepatsch-Stausee. Die beeindruckende Landschaftskulisse des Tals wird durch die bergbäuerliche Nutzung mit zahlreichen Einzelhöfen und Almen ergänzt.
Klimatische Besonderheiten der Projektregion
Die Ötztaler Alpen gehören dem inneralpinen Trockenbereich an. Der Nordstau gilt als niederschlagsbringende Wetterlage. Die mittleren Jahressummenniederschläge sind im Vergleich gering.
Wie kannst du unseren Partner und das Projekt unterstützen?
Der Betrieb freut sich über Hilfe, etwa beim Zäunen, Umstecken der Weiden oder Beaufsichtigen der Tiere. Genussvoll kann man den Betrieb durch die Teilnahme an den geführten Wanderungen oder den Einkauf der Produkte unterstützen.