Moore haben einen schlechteren Ruf als ihnen zusteht. So glauben manche Menschen Moore seien braune, unattraktive, matschige Flächen. Dass dies nicht der Realität entspricht, beweist der Naturpark Hochmoor Schrems.
Moore sind ungewöhnliche und äußerst nützliche Lebensräume, die nur etwa drei Prozent der Erdoberfläche ausmachen. Doch in dieser geringen Fläche speichern Moore mehr Kohlenstoffe als alle Regenwälder der Welt zusammen. Im Rahmen des größten heimischen Naturschutzpreises „Die Brennnessel“ unterstützt Blühendes Österreich die Gemeinde Schrems und den Naturpark Hochmoor Schrems bei ihren Vorarbeiten für Renaturierungsmaßnahmen. Damit das Moor Menschen und Tier- und Pflanzenarten auch weiterhin als wichtiger Ökosystemdienstleister vor Ort dienen kann.
Unsere Vision
Mehrere Projekte wie das der Stadtgemeinde Schrems gemeinsam mit dem Naturparkzentrum UnterWasserReichs werden in Österreich umgesetzt. In fünf Jahren sollen bereits Erfolge des Moorschutzes sichtbar sein, wie z.B. anhand einer Wiederausbreitung moortypischer Arten, geringerem Aufwachsen von Fichten und konstanten Wasserständen. Eine Sensibilisierung für das Thema Moorschutz soll sich in der Gemeinde Schrems stärker verankern. Die Bevölkerung kann sich mit "ihrem Moor" stärker identifizieren und setzt sich für den Schutz dieses wertvollen Lebensraums ein.
Konkrete Ziele im Projekt
Ziel des Projektes ist eine klare Erkenntnis darüber, an welchen untersuchten Stellen des Naturparks Renaturierungsmaßnahmen sinnvoll sind. Ohne entsprechende Basisrecherchen können Rückstaumaßnahmen nur sehr vage stattfinden, entsprechende Erfolge wären daher nicht gesichert. Automatisierte Pegelmesser erlauben eine gute Übersicht über die Hydrologie der jeweiligen Standorte, verschiedene Parameter wie Niederschlag, Schwankungsbreite des Wasserstandes oder dessen Stabilität können Auskunft geben, ob und in welcher Form Rückstaumaßnahmen und Entbuschung den hochmoortypischen Lebensraum verbessern können.
Motivation für das Projekt
Moorschutz ist ein aktuelles Thema mit Handlungsbedarf.
Nicht nur weil Moore Refugien für besondere Tiere und Pflanzen sind, sondern auch, weil der Mensch gefordert ist, Moore nicht in die Mineralisierungsphase entgleiten zu lassen. Dadurch kommt es nämlich zu Torf-Verlust und das Klimagas CO² wird freigesetzt. Außerdem bedroht dieser Zustand die umliegenden Gemeinden rund um Schrems in Niederösterreich, da der Wasserspeichereffekt verloren geht und der Hochwasserschutz nicht mehr gegeben ist.
Der Naturpark Hochmoor Schrems liegt östlich von Schrems im Waldviertel. Im Jahr 2000 wurde das Paradies für NaturliebhaberInnen unter Naturschutz gestellt und zum 22. Naturpark Niederösterreichs gewählt.
Wen unterstützt Blühendes Österreich?
Projektpartner des Brennnessel-Siegerprojekts ist das Team UnterWasserReich, das sich um die Projektplanung und Umsetzung, sowie die Vermittlungs- und Öffentlichkeitsarbeit kümmert. Der Naturparkverein integriert Interessierte und Freiwillige im Rahmen des Projektes zB. bei Entbuschungsmaßnahmen. Das Interreg-Projekt „ConNat“ begleitet das Naturpark-Team mit ExpertInnen und steht mit BeraterInnen zur Verfügung. Außerdem wurde unter Einbeziehung aller Partner des Naturparks ein Naturpark-Konzept (Managementplan) verfasst, der weitere Moorschutzmaßnahmen beinhaltet. Natürlich werden auch Erfahrungen mit anderen Naturparken ausgetauscht, wie zB. mit den Heidenreichsteiner Moor, um Synergien zu nutzen.
Welche Herausforderungen werden gelöst?
Die größte Herausforderung ist die Abstimmung aller ExpertInnen und die Koordination eines Managements, das nicht nur kurzfristig Maßnahmen setzen will, sondern einen ganzheitlichen, möglichst nachhaltigen Plan zur Umsetzung sinnvoller Renaturierungsmaßnahmen erreichen will. Wie immer in solchen Fällen, kostet das Zeit.
Eine weitere Herausforderung stellt die Berücksichtigung der rechtlichen Rahmenbedingungen dar, da es sich beim Naturpark um ein Naturschutzgebiet handelt und entsprechend diverse Meldungen zu machen und Bewilligungen einzuholen sind. Jede Aktivität im Naturpark – selbst wenn sie unumstritten im Sinne des Naturschutzes stattfindet – bedarf einer Eingriffsbewilligung der NÖ Naturschutzabteilung – auch das kostet Zeit und einen hohen bürokratischen Aufwand.
Die Leistungsfähigkeit der automatisierten Pegelmesser ist umfassend – entsprechend komplex sind die Vorbereitungsmaßnahmen. Die einzelnen Pegel mussten nach eigens vom Interreg-Team verfasster Anleitung zusammengebaut, die Datalogger programmiert und kalibriert werden. Hierbei handelt es sich durchwegs um Systeme, die eigens für Moor-Monitoring nach Erfahrungswerten aus ausländischen vergleichbaren Projekten abgeleitet wurden. Die Vorbereitung der Pegelmesser war also eine ziemliche Herausforderung.
Was ist das Besondere am Projekt?
Es handelt sich um ein Projekt, das nicht nur einen bedrohten Lebensraum näher beleuchtet, sondern in einer Moorschutzgemeinde auch die heimische Bevölkerung betrifft. Der ehemalige Torfstich, in dem manche Schremser selbst noch Torf gestochen haben (bis in die 80er-Jahre), hat für die Menschen in der Gemeinde in der Vergangenheit seine Bedeutung verändert. Von einem Bereich, der ursprünglich der Brennmaterial-Gewinnung gedient hat, wandelte sich das Bild hin zu einem Natur-Reservoir, das den SchremserInnen nun als Naherholungsgebiet dient. Der Erhalt dieses Lebensraumes ist entsprechend im Interesse der heimischen Bevölkerung, er macht einen Teil ihrer Identität aus.
Welche wertvollen Lebensräume, Tiere und Pflanzen werden erhalten?
Das Schremser Hochmoor nennt folgende spezielle Arten ihr zu Hause: Torfmoos, Wollgras, Heidegewächse, Sonnentau, Sumpfporst, Heidelibelle und Moorfrosch. Weiters sind diverse Torfmoos-Arten bedroht. Diese Baumeister der Moore werden durch Renaturierungsmaßnahmen unterstützt. Lebende Hochmoore (Lebensraumtyp 7110 nach der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie) sind prioritär zu schützende Lebensräume. Die Sicherung und ggf. Wiederherstellung durch Verbesserung der hydrologischen Bedingungen von gestörte Hochmoore (Lebensraumtyp 7120 nach der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie), ist das prioritäre Schutzziel in Mooren.
Geografie der Projektregion
Das 119 ha große Naturparkgebiet Schremser Hochmoor liegt im Waldviertel und wird durch die Ortschaften Schrems, Langschwarza und Gebharts begrenzt. Ein Großteil wurde in früherer Zeit für die Torfgewinnung abgebaut und ist heute mit sekundären Birken- und Rotföhrenwäldern bewachsen. In alten Torfstichwannen findet man ein Mosaik aus offenen Wasserflächen, Verlandungszonen und wettvollen Hochmoor-Regenerationsstadien. Der Naturpark ist Teil des Europaschutzgebietes „Waldviertler Teich-, Heide- und Moorlandschaft“ und des Ramsarschutzgebietes „Teich-, Moor- und Flusslandschaft Waldviertel“.
Klimatische Besonderheiten der Projektregion
Die Entstehung eines Hochmoores setzt ein wasserundurchlässiges Sediment im Untergrund voraus, damit Niederschlagswasser die Hochmoorvegetation speisen kann, ohne zu versickern. Im Waldviertel handelt es sich bei diesem Sediment um den regionstypischen Granit. Hochmoore können außerdem nur bestehen, wenn die Region mehr Niederschlag als Verdunstung aufweist, auch dies ist im Waldviertel der Fall.
Wie kannst du unseren Partner und das Projekt unterstützen?
Das UnterWasserReich-Team hält Naturschutz nur in Begleitung mit Öffentlichkeitsarbeit und Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung für nachhaltig. Entsprechend findet in unserer Bildungsarbeit das Thema Moorschutz seine Bedeutung. Unterschiedliche Bildungsprogramme für sämtliche Zielgruppen begleiten den Prozess. Die Erarbeitung des Managementplanes sowie die Projektentwicklung wurden ebenso über das UnterWasserReich-Team durchgeführt.
Blutrote Heidelibelle bei der Paarung © Andreas Eichler, 2014.07.11.-13-Eilenburg Hainichen--Blutrote Heidelibelle-Paarung, CC BY-SA 4.0
Moorfrosch im Wasser © Schosse-sitzer, Moorfrosch 03, CC BY-SA 4.0