Österreichs Hochburg des Apfel-Anbaus bringt jährlich beachtliche 200.000 Tonnen Äpfel hervor. Doch das geht auf Kosten der Vielfalt. Denn die letzten artenreichen Fettwiesen, Magerwiesen und Streuobstwiesen der Region Oststeirisches Hügelland in der Oststeiermark kamen durch die Monokultur in Bedrängnis. Damit diese unentbehrlichen Habitate erhalten bleiben, ist das Naturschutzprogramm FLORA Förderung von Landwirtinnen und Landwirten und Organisationen zur Rettung unserer Artenvielfalt) von Blühendes Österreich, gemeinsam mit der Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich entwickelt, vor Ort. Das Programm unterstützt seit 2014 um die 120 landwirtschaftlichen Betriebe, Organisationen und Gemeinden bei extensiver Bewirtschaftung und Erhalt bedrohter, wertvoller Flächen. Ziel des Programms ist es, wertvollen Biotope und ökologisch orientierte Landwirtschaft zu fördern – damit auch der Muttertags-Blumenstrauß für die nächste Generation noch bunt und vielfältig bleibt.
Was macht die Region Oststeirisches Hügelland so wertvoll und schützenswert?
Frische artenreiche Fettwiesen der Tieflagen – die Heimat von Honigbienen, Wildbienen und Schmetterlingen – waren in den 1970ern und 1980ern noch allgegenwärtig. Heute sind sie mit dem Status “gefährdet” traurige Kandidaten der “Rote Liste Gefährdeter Biotoptypen”, da sie zusehends durch landwirtschaftliche Intensivierung zurückgedrängt wurden.
80 Prozent der österreichischen Apfel-Anbaufläche liegen in der Steiermark. Die wirtschaftliche Bedeutung für diese Region liegt somit auf der Hand. Die insgesamt ca. 220.000 Tonnen Äpfel kommen vorwiegend aus Plantagen und nur zu einem sehr kleinen Teil aus Streuobstwiesen. Der kommerzielle Anbau von Kernobst bedarf spezieller Einrichtungen. Die Spindeln, die i.d.R. mit Hagelnetzen versehen sind, prägen die Landschaft ebenso wie die Zäune um die Anlagen. In Kombination mit dem hohen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ist selbst im nächsten Umfeld wenig Spielraum für naturnahe Lebensräume, geschweige denn für eine reiche Biodiversität.
Die Idee zur Initiative Blühendes Österreich ist in dieser Region geboren. Im Jahr 2013 staunen BirdLife Österreich Geschäftsführer Gerald Pfiffinger und Willibald Nuster, Leiter des Qualitätsmanagements beim Obsterzeuger OPST Obst Partner Steiermark GmbH, nicht schlecht. Neben ihnen beginnt ein Landwirt einen wunderschönen alten Obstgarten zu roden, um diesen in ein Maisfeld zu verwandeln. Schlagartig sind beide überzeugt: Wenn wir uns nicht bald um den Erhalt ökologisch wertvoller Naturflächen kümmern, werden sie verschwinden.
Geografie des Oststeirischen Hügellandes
Das Oststeirische Hügelland, auch als Oststeirisches Riedelland bezeichnet, liegt im Südosten der Steiermark. Es ist Teil des Alpenvorlandes im Osten und Südosten und grenzt im Westen und Süden an die Mur und im Norden an das Grazer Bergland.
Wen unterstützt Blühendes Österreich?
Blühendes Österreich unterstützt im Oststeirischen Hügelland insgesamt 62 landwirtschaftliche Betriebe beim Erhalt ihrer kostbaren und teilweise bedrohten Naturflächen. Über das Programm stärkt Blühendes Österreich seine landwrtschaftlichen Partnerinnen langfristig. Die Betriebe gehören den Erzeugergemeinschaften OPST und EOS an.
Im Vordergrund steht die Förderung von traditionell bewirtschafteten Wiesenflächen und Streuobstgärten. Einzelne Betriebe säen auch ehemals intensiv genutzte Obstplantagen, Wiesen und Äcker mit hochwertigem Saatgut ein, um ökologisch wertvollen Lebensraum zu schaffen. Geschützt werden konkret 800 artenreiche Einzelbiotope, die sich auf 80 Hektar summieren.
Wie unterstützt Blühendes Österreich LandwirtInnen im Oststeirischen Hügelland?
Blühendes Österreich bemisst den ökologischen Wert der Flächen. Hier zählt die Qualität der Artenvielfalt. Nach diesem Kriterium bewertet, erhalten die Landwirte im Oststeirischen Hügelland finanzielle Unterstützung sowie naturschutzfachliche Betreuung von unseren Biologen bei der Pflege der Wiesen. In der Südoststeiermark handelt es sich überwiegend um Betriebe mit einem wirtschaftlichen Schwerpunkt im Intensivobstbau.
Welche wertvollen Lebensräume, Tiere und Pflanzen werden erhalten?
Artenreiche Fettwiesen der Tieflagen, aber auch basenarme und basenreiche Magerwiesen und -weiden der Tieflagen, werden von Blühendes Österreich über das Programm FLORA geschützt.
Bei den Fettwiesen sind Kräuter typisch, die früher beinahe in jedem Muttertags-Blumenstrauß zu finden waren: Wiesen-Glockenblume (Campanula patula), Wiesen-Witwenblume (Knautia arvensis), Gewöhnliche Margerite (Leucanthemum vulgare), Großer Wiesen-Bocksbart (Tragopogon orientalis), Wiesen-Storchschnabel (Geranium pratense), Wiesen-Pastinak (Pastinaca sativa), Wilde Möhre (Daucus carota), Wiesen-Pippau (Crepis biennis) und Weißes Labkraut (Galium album). Auf solchen Wiesen tummeln sich Legionen von Heuschrecken, Bienen, Schmetterlingen, Wanzen, Zikaden, Spinnen und Käfer.
Streuobstwiesen, in denen alte, löchrige Nuss- und Obstbäume stehen, sind Lebensraum für bereits sehr selten gewordene Höhlenbewohner, wie Spechte (Grün- und Buntspecht), Wiedehopf, Fledermäuse, Siebenschläfer, Hornisse oder der Eremit, ein im Mulm der Spechthöhlen lebender stark bedrohter Käfer.
Klimatische Besonderheiten der Region Oststeirisches Hügelland
Aufgrund dieser besonderen Ausprägung des Reliefs und der günstigen klimatischen Lage eignet sich die Region östlich von Graz hervorragend für den Obstbau. Die traditionell kleinräumige Landwirtschaft hat beginnend in den 1960er Jahren gerade in der Region um Puch bei Weiz, die auch als Steirische Apfelstraße bezeichnet wird, zu einer regelrechten Dominanz im Apfelbau geführt. In der Region wurde 2014 gemeinsam mit der OPST (Obst Partner Steiermark) der Grundstein der Tätigkeit der Stiftung Blühendes Österreich gelegt. Seit 2019 sind auch Betriebe der Erzeugergemeinschaft EOS Vertragspartner. Die Seehöhe der Flächen reicht von etwa 250 m bis auf 500 m.