Ein ca. 12,5 Hektar großes Überschwemmungsgebiet des Naturschutzgebietes Lainsitzniederung im Stadtgebiet der Gemeinde Gmünd wird durch die Errichtung von zwei Wasserbüffelweiden gepflegt. Der nördliche Teil erstreckt sich beidseitig des die Niederung querenden öffentlichen Weges bis zu den nächsten Mäanderschlingen der Lainsitz. Der oftmals überflutete Weg ist eine beliebte Strecke für Naherholungssuchende, die das Siedlungsgebiet Wasserfeld mit dem Naturpark Blockheide verbindet.
Extensive Tierhaltung auf Weiden steigert die Artenvielfalt und stabilisiert dadurch unsere Ökosysteme und Ernährungsgrundlage.
Die Stadtgemeinde Gmünd setzt gemeinsam mit Biolandwirt Werner Altmann eine in Österreich bis dato einzigartige Initiative um: Wasserbüffel schaffen durch das Offenhalten bisher verbrachter Überschwemmungswiesen neuen Lebensraum für Insekten und Vögel, kurbeln den Tourismus an und sichern die regionale Fleischversorgung. Blühendes Österreich prämierte die Stadtgemeinde Gmünd für das innovative Beweidungsprojekt mit der Brennnessel, dem größten heimischen Naturschutzpreis, mit € 20.000 sowie einer naturschutzfachlichen und betrieblichen Beratung.
Unsere Vision
In naher Zukunft sollen viele solcher Beweidungsprojekte in Österreich entstehen. Wir setzen Initiativen um, an denen Landwirtschaft, Gemeinden, Land und Bund, sowie Wirtschaft, NGOs und Stiftungen für eine nachhaltige Wirtschaftsweise zusammenarbeiten.
Konkrete Ziele im Projekt
Unbewirtschaftete, monotone und artenarme Brachflächen sind in regionstypische, flussbegleitende Natur- und Kulturlandschaft (v.a. artenreiche Feuchtwiesen) umgewandelt, die Struktur- und Artenvielfalt auf den Flächen ist gestiegen. Die Entwicklungen und Veränderungen im Bereich von Vegetation, Vögeln und Amphibien sind dokumentiert, Bevölkerung und Besucher sind über Projektziele, Fortschritt und aktuelle Entwicklungen informiert. Die Wasserbüffelweide leistet einen aktiven und umweltverträglichen Beitrag zum Hochwasserschutz und für den Tourismus in der Region.
Motivation für das Projekt
Trotz unterschiedlicher Bemühungen und Projekte der letzten Jahre ist festzustellen, dass speziell für stadtnahe Flächen keine Bewirtschaftung in der Managementzone des Naturschutzgebietes mehr organisiert werden konnte und, dass Bereiche hier in traditioneller Form nicht mehr oder nur sehr schwer zu bewirtschaften sind. Als Folge dieser Entwicklung haben sich monotone Brachflächen in Form artenarmer Großröhrichte, dominiert von Rohrglanzgras, Wasserschwaden und Brennnessel, etabliert. Typische Feuchtwiesengesellschaften sind verschwunden. Die Folge ist ein Verlust an zum Teil geschützten Lebensraumtypen und in weiterer Folge auch ein deutlicher Rückgang an seltenen Arten unterschiedlichster Tiergruppen (Vögel, Schmetterlinge, Amphibien).
Eine Landwirtschaft, die einen Beitrag zu Natur- und Klimaschutz leistet, kann die Artenvielfalt erhalten und der Ernährungssicherheit dienen. Das innovative Projekt leistet diesen Beitrag indem die offene Flusslandschaft, sowie zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, durch Wasserbüffelbeweidung erhalten bleiben soll. Naturvermittlungsangebote sowie touristische und gastronomische Nutzung u.a. durch Vermarktung des Büffelfleisches, runden das Bild ab.
Wasserbüffel sind genügsam, robust und perfekt an sumpfige und nasse Lebensbedingungen angepasst. Außerdem sind sie äußerst gutmütig und als eine der wenigen Tierarten für eine Beweidung derartiger Standorte einsetzbar. Eingebettet in der wertvollen Landschaft in der Lainsitzniederung nahe der Stadt Gmünd werden sie auch Naherholungssuchende anlocken und mit ihrem Fleisch die Region versorgen.
Wen unterstützt Blühendes Österreich?
Projektpartner des Siegerprojektes des größten heimischen Naturschutzpreises „Die Brennnessel“ ist die Stadtgemeinde Gmünd die die Infrastruktur zur Verfügung stellt und wichtige Drehscheibe für alle Stakeholder ist. Das Projekt involviert aber auch weitere wichtige Stakeholder, die es für einen Wandel braucht: den Landwirt der mit den Büffeln die Artenvielfalt erhält und sich durch die Vermarktung des Fleisches ein zusätzliches betriebliches Standbein schaffen kann, den Tourismusverband, der die Führungen anbieten wird, sowie die regionale Wirtschaft, u.a. in Form der Gasthäuser, welche die Büffelprodukte anbieten.
Welche Herausforderungen werden gelöst?
Durch die Beweidung mit Wasserbüffeln werden Überschwemmungsflächen und Feuchtwiesen, für die in den letzten Jahren trotz unterschiedlicher Bemühungen keine Bewirtschaftung mehr organisiert werden konnte, offen gehalten und so die Arten- und Strukturvielfalt erhöht. Zudem wird durch die Reduzierung des Aufwuchses die Funktion der stadtnahen Flächen für den Hochwasserschutz sichergestellt.
Ein weiterer Aspekt dieses Projekts ist es eine neue touristische Attraktion für Gmünd und die Region zu schaffen. Wie ähnliche Projekte zeigen ist eine Beweidung mit großen Pflanzenfressern ein Publikumsmagnet. Durch die längere Bindung der Besucher in der Region sowie durch Kooperationen mit Gasthäusern (Büffelwirte) und die Schaffung einer eigenen Werbemarke trägt das Projekt zur regionalen Wertschöpfung bei. Für den involvierten Landwirt bedeutet die Umsetzung der Beweidung bzw. die Vermarktung von entsprechenden Produkten ein neues, zusätzliches betriebliches Standbein.Speziell die Teilfläche Nord soll für Besucher im Bereich des bestehenden öffentlichen Weges zugänglich gemacht werden (Aussichtsplattformen).
Was ist das Besondere am Projekt?
Das Projekt ist österreichweit das einzige Beweidungsprojekt mit Wasserbüffeln in einem Europa- und Naturschutzgebiet.
Ökologisches bzw. optisches Alleinstellungsmerkmal für dieses Beweidungsprojekt ist sicher die faszinierende, natürliche Flusslandschaft, in der die imposantenTiere beobachtet werden können.
Um die Erlebbarkeit für Besucher zu steigern und deren Verständnis für die naturschutzfachliche Maßnahme zu erhöhen erfolgte die Erschließung der Weiden entlang des öffentlichen Weges mit zwei entsprechenden Aussichts- und Informationseinrichtungen. In dieser Form stellen die Wasserbüffelweiden eine einzigartige touristische Attraktion dar.
Zusätzlich liegt das Projektgebiet in direkter Umgebung des Naturparks Blockheide. Vielfältige Kooperationen, vor allem im Hinblick auf Vermittlungsangebote und gemeinsame Vermarktung, ermöglichen es, die vorhandenen Ressourcen bestmöglich einzusetzen.
Welche wertvollen Lebensräume, Tiere und Pflanzen werden erhalten?
Die Beweidung mit Wasserbüffeln ermöglicht die nachhaltige Nutzung bereits länger brach gefallener Überschwemmungswiesen.
Monotone Großröhrichtbestände werden dadurch in artenreichere, feuchte Grünlandstandorte umgewandelt wodurch die Biodiversität auf den Flächen steigt. Als besonders zu berücksichtigendes Schutzgut ist der Wachtelkönig anzuführen. Brutnachweise der Art waren in der Vergangenheit regelmäßig auf den Projektflächen festzustellen. Seit der Aufgabe der Bewirtschaftung sind die Vorkommen jedoch erloschen. Durch die Umwandlung von Feuchtbrachen hin zu Feuchtweiden bzw. Feuchtwiesen aufgrund des Beweidungseinflusses ist eine Wiederbesiedelung durchaus wahrscheinlich.
Andere Arten, die auf diese Lebensräume angewiesen sind und durch das Projekt positiv beeinflusst werden sind unter anderem Fischotter, Weißstorch, Großer Feuerfalter, Heller- und Dunkler Wiesenknopfameisenbläuling (FFH Anhang II Arten), Tüpfelsumpfhuhn, Wachtelkönig und Bekassine (Vogelschutzrichtlinie Anhang I Arten).
Geografie der Projektregion
Das Projektgebiet liegt im nördlichen Granit- und Gneishochland, auf einer Seehöhe von etwa 465 – 486 m. Das Gebiet ist als Naturschutzgebiet (Lainsitzniederung) sowie als Europaschutzgebiet (FFH-Gebiet Waldviertler Teich-, Heide- und Moorlandschaft, VS-Gebiet Waldviertel) und Ramsargebiet (Waldviertler Teich-, Moor- und Flusslandschaft) ausgewiesen.
Das Naturschutzgebiet umfasst eine Fläche von etwa 135 ha, im Zuge des Projekts wird davon eine Fläche von 12,5 ha mit den Büffeln beweidet. Die Überschwemmungswiesen entlang der mäandrierenden Lainsitz sind speziell im Bereich von Gmünd noch relativ kleinstrukturiert, zahlreiche Altarme („Lahnen“) prägen das Bild der Landschaft. Die Offenhaltung der Überschwemmungswiesen ist daher vor allem in diesem Bereich von besonderer Bedeutung für den naturschutzfachlichen Wert der Flächen.
Klimatische Besonderheiten der Projektregion
Das nördlichen Waldviertel ist kontinental geprägt, die jährlichen Niederschlagsmengen sind mit einem Jahresmittel zwischen 700 und 800 mm relativ gering, die relativ geringe Durchschnittstemperatur ist durch extreme Winterminima charakterisiert. Die Vegetationsperiode ist mit 200 bis 210 Tagen relativ kurz.
Wie kannst du unseren Partner und das Projekt unterstützen?
Unterstützen kann man das Projekt durch den Genuß und Weiterempfehlung der Wasserbüffelprodukte, aber auch finanzielle Unterstützung für den Ankauf weiterer Tiere.