Der Frühling ist nicht nur die hohe Zeit der Vögel, nun erwachen auch die allermeisten Insekten zu neuem Leben. Trifft sich gut! Schließlich sind sie die Hauptnahrungsquelle unserer Zugvögel und sorgen obendrein für die Bestäubung vieler aufblühender Wild- und Kulturpflanzen.
Käfer sind neben, Bienen, Schmetterlingen oder Ameisen in unserer Umwelt absolut unverzichtbar. Sie tragen zur Vermehrung der Pflanzen und zur Fruchtbarkeit des Bodens bei. In den meisten Ökosystemen spielen Käfer eine zentrale Rolle für den Fluss von Energie und Nährstoffen.
Leider sind auch die Käfer vom aktuellen Insektensterben massiv betroffen! Wie du einige heimische Arten erkennst, wie sie leben und was du zu ihrem Schutz tun kannst, erfährst du in diesem Artikel.
Blühendes Österreich stellt dir zehn wichtige Käferarten vor, die du nicht nur leicht erkennen, sondern auch im Park oder Garten finden kannst. Die meisten von ihnen benötigen heimische Laubbäume und leben in oder von Totholz. Versuche, deinen eigenen Garten naturnah zu gestalten, um sie zu schützen! Und halte die Augen offen, wenn du eine Streuobstwiese durchstreifst. In diesem Hotspot der Biodiversität leben besonders viele unserer TOP 10 der heimischen Käfer.
1Siebenpunkt-Marienkäfer (Coccinella septempunctata)
- Länge: 6-8 mm; sieben schwarze Punkte auf den orange-roten Flügeldecken
Der Siebenpunkt ist die bekannteste Art unter den vielen heimischen Marienkäfern. Er ist einer der wenigen Käfer, die bereits im Frühjahr als Erwachsene durch den Garten streifen. Durch ein besonderes Frostschutzmittel im Körper hat er den Winter überlebt. Bald werden sich die Siebenpunkt-Marienkäfer paaren, worauf die Weibchen ihre Eier an von Blatt- oder Schildläusen besiedelten Pflanzen ablegen. Die räuberischen Larven sind genauso gefräßig wie ihre Eltern und vertilgen an die 400 Blattläuse bis zur Verpuppung. Ab in die Rosen!
2Hirschkäfer (Lucanus cervus)
- Länge: bis zu 80 mm (Männchen) bzw. 50mm (Weibchen); schwarzbraune Grundfärbung; Flügeldecken und Kiefer oft rötlich
Der Hirschkäfer gehört zu den größten Käfern Europas. Zumindest die Männchen sind aufgrund ihrer zum Geweih geformten Kiefer unverwechselbar. Dieses dient vor allem der Abschreckung von Feinden und dem spektakulären Kampf mit männlichen Artgenossen, wobei der Unterlegene gepackt und kurzerhand vom „Kampfast“ geworfen wird. Die riesigen hellen Larven des Hirschkäfers entwickeln sich durchschnittlich fünf Jahre lang im Boden, an den Wurzeln und im unteren Stammbereich toter, absterbender und alter kranker Laubbäume. Durch die intensive Forstwirtschaft und Entfernung von Altbäumen aus Haftungsgründen ist der Hirschkäfer gefährdet und heute durch die europäische Gesetzgebung geschützt. Um ihm zu helfen, kannst du auch in Deinem Garten Baumstümpfe von Obstbäumen oder Eichen stehen und langsam zerfallen lassen.
3Balkenschröter (Dorcus parallelipipedus)
- Länge: 20-30 mm; mattschwarzer Körper mit breitem Kopf; Männchen mit großen Kiefern
Dass der Balkenschröter aus der gleichen Familie wir der Hirschkäfer stammt, sieht man ihm auf den ersten Blick an! Er ähnelt seinem großen Verwandten auch in der Lebensweise und ist genauso vom Mangel an Totholz betroffen. In naturnahen Obstgärten wie Streuobstwiesen ist unser schönes „Hirschkalb“ aber noch vergleichsweise häufig anzutreffen. Einige dicke morsche Äste am Boden können seinen Larven bereits genug Ressourcen zur Entwicklung schenken.
4Kleiner Eichenbock (Cerambyx scopolii)
- Länge: 17-28 mm; Fühler zumindest ebenso lang; Körper schwarz mit gekörnter Oberfläche
Bockkäfer sind besonders stark an Holz gebunden. Im Gegensatz zu einigen seiner seltenen Brüder (Alpenbock, großer Eichenbock) ist der kleine Eichenbock noch häufig zu beobachten. Während sich seine Larven unter der Rinde und im absterbenden Holz verschiedener Laubbäume ernähren, findet man die ausgewachsenen Käfer meist an Blüten beim Pollennaschen.
5Juchtenkäfer (Osmoderma eremita)
- Länge: 25-40 mm; glänzend braunschwarz; leicht metallisch schimmernd
Der auch Eremit genannte Juchtenkäfer ist ein wahrer Sonderling. Seine Larven entwickeln sich nur in mit Mulm gefüllten Höhlen alter, aber lebender Laubbäume! Diese Nester verlassen auch die erwachsenen Käfer nur ausnahmsweise. Eine geeignete Bruthöhle kann von mehreren Generationen über Jahre hinweg bewohnt werden. Unser Freund lebt also sehr zurückgezogen und obwohl die Männchen bisweilen einen an Marillen erinnernden Duft verströmen, bleibt der Eremit oft genug unbemerkt. Da die Art auf stattliche hundertjährige Brutbäume angewiesen ist, gilt sie als Bioindikator und ist durch europäische Naturschutzrichtlinien besonders streng geschützt. Auch in Österreich bemüht man sich um die Rettung des Juchtenkäfers und seines Lebensraums im Rahmen verschiedener Initiativen und eines regionalen Schutzprojekts.
6Goldglänzender Rosenkäfer (Cetonia aurata)
- Länge: 14-20 mm; oft grün, immer stark metallisch glänzend; Flügeldecken mit weißen Querrillen
Rosenkäferarten gibt es viele, unter ihnen ist der Goldglänzende eine der häufigsten. Die dicken Larven kennt man als Engerlinge und sie leben meistens in morschem Holz. Mit etwas Glück kannst Du sie aber auch in Deinem Komposthaufen finden! Sie fressen im Gegensatz zu Maikäfer-Larven, die sehr ähnlich aussehen, keine Wurzeln lebender Pflanzen! Dort sind sie jedem Gärtner nützlich und fördern die Bildung von wertvollem Humus. Die pompösen Rosenkäfer selbst lieben schmackhafte Pflanzensäfte und Blüten von Holunder, Rosen und vielen Obstbäumen.
7Feldmaikäfer (Melolontha melolontha)
- Länge: bis zu 30 mm; dunkelbraun bis schwarz mit helleren Flügeldecken; fächerförmige Fühler
Maikäfer kennt doch jedes Kind! Wirklich? Der echte Feldmaikäfer ist ein dicker Brummer und wesentlich größer als beispielsweise der Junikäfer und viele seiner ähnlich aussehenden Verwandten. Die Engerlinge wachsen am liebsten im Boden von Wiesen heran, wo sie sich von den Wurzeln der Gräser und Kräuter ernähren. Verpuppt und geschlüpft fliegen die Feldmaikäfer an Laubbäume, wo sie weiter fressen und sich neu paaren. Massenauftritte („Maikäferjahre“) ergeben sich alle drei bis vier Jahre durch den komplexen Entwicklungszyklus. Große Schäden an Kulturpflanzen verursacht der Feldmaikäfer heute bei uns nur noch selten. Doch als Nahrungsquelle für Vögel und andere Insektenfresser spielt er nach wie vor eine bedeutende Rolle!
8Bunter Kirschprachtkäfer (Anthaxia candens)
- Länge: 7-11 mm; smaragdgrün, schwarzblau und kupferrot; große goldfarbene Augen
Nomen est omen. Der Kirschprachtkäfer ist ein wahres Kleinod und vielleicht der hübscheste unter den oft bunten und wie Edelsteine schillernden europäischen Prachtkäfern. Er besiedelt warme und trockene Gebiete und ist auch im Sommer zu den heißesten Stunden aktiv. Seine Larven entwickeln sich über mehrere Jahre unter der Rinde von absterbenden Ästen von Kirschbäumen und ihren wilden Brüdern, wie zum Beispiel der Steinweichsel. Daher sollten beim Obstbaumschnitt aus ökologischen Gründen auch nicht alle Totäste ab vier Zentimeter Dicke entfernt werden oder zumindest einige Jahre in der Sonne gelagert werden, sodass sich die Käfer fertig entwickeln können.
9Großer Leuchtkäfer (Lampyris noctiluca)
- Länge: männliche Käfer; 10-12 mm; Weibchen: 15-20 mm
Wenn wir uns in Sommernächten über „Glühwürmchen“ freuen, beobachten wir meist die umherschwirrenden Männchen des Großen Leuchtkäfers (Neben ihm gibt es in Mitteleuropa noch zwei andere Käferarten die Licht produzieren.). Mit ihrem leuchtenden Hinterleib gefallen die Männchen nicht nur uns, sondern auch den flugunfähigen, larvenartigen Weibchen. Die am Boden sitzenden Damen leuchten ebenfalls, um den Männchen ihren Standort zu zeigen, diese landen mit etwas Mut auch bald zur Paarung. Großen Leuchtkäfern gefällt es am besten in naturnahen frischen Wiesen. Dort ernähren sich ihre räuberischen Larven von Nackt- und Gehäuseschnecken, die sie mit einem giftigen Biss erlegen.
10Feld-Sandlaufkäfer (Cicindela campestris)
- Länge: 10-15 mm; Körper samtig grün mit einigen gelb-weißen weißen Zeichen; Fühler, Bauch und Hinterleib rötlich; starke bezahnte Kiefer
Neben den vielen Holzbewohnern, Mulmfressern und Blütenfreunden gibt es im Reich der Käfer natürlich auch unzählige Räuber und Aasfresser. Auf sandigem Grund, an Böschungen oder am Rande des Feldweges kannst du nicht nur Wildbienen, sondern vielleicht auch Sandlaufkäfer beobachten. Ihren großen Augen entgeht kaum ein Beutetier und sie laufen fast ebenso schnell wie sie fliegen. Im Mikrokosmos der Streuobstwiese sind Feld-Sandlaufkäfer die gefürchteten Wegelagerer.
Käferwissen kompakt
„Gott scheint eine besondere Vorliebe für Käfer zu haben“, soll der englische Biologe John Haldane sinngemäß geantwortet haben, als er gefragt wurde, welche Schlüsse man aus der Schöpfung auf deren Urheber ziehen könne. Käfer sind ein Erfolgsmodell der Evolution. Weltweit wurden bislang sage und schreibe mehr als 350 000 Käferarten beschrieben! Ihre Vielfalt ist so faszinierend und unfassbar, dass die tatsächliche Zahl der Arten selbst von Experten nur grob geschätzt werden kann. Sind es 1,5 oder doch eher 5 Millionen?
Käfer haben einen dreigliedrigen Körper, sechs Beine und zwei Fühler wie alle anderen Insekten auch. Ihr besonderes Merkmal sind die sklerotisierten, also verhärteten Vorderflügel. Nur das zweite Flügelpaar, das sich darunter versteckt, kann dem Fliegen dienen.
Wie viele andere Insekten durchlaufen Käfer eine sogenannte vollständige Entwicklung. Ihre Larven ernähren sich manchmal ganz anders als die erwachsenen Tiere und leben oft mehrere Jahre in vermoderndem Holz, im Boden oder in der Streuschicht darüber. Erst nach der Verpuppung schlüpft schließlich ein fertiger Käfer, dessen meist kurzes Leben hauptsächlich der weiteren Fortpflanzung dient.
In Österreich gibt es etwa 7 500 Käferarten aus über 100 verschiedenen Familien. Von winzigen Zwergkäfern, die kaum einen Millimeter lang werden und in Pilzen leben, bis zum mächtigen Hirschkäfer, der durch die Sommernacht brummt: Käfer besiedeln auch in unserem Land so gut wie alle Lebensräume, sind wichtige Bestäuber, Zersetzer oder Räuber, die andere Insekten in Schach halten und bestechen durch ihre Vielfalt, Schönheit und Anpassung an die Umwelt.