Allgemein
In einem funktionierenden Ökosystem herrscht normalerweise ein stabiles Gleichgewicht zwischen Nützling und Schädling, welches durch das wellenförmige Räuber-Beute-Schema gekennzeichnet ist (= viele Schädlinge – Nützlinge vermehren sich gut bis Beute weniger wird – Nützlinge nehmen ab – Schädlingszahlen erholen sich wieder – usw.).
Durch den menschlichen Eingriff kann es vorkommen, dass dieses Gleichgewicht massiv gestört wird. Monokulturen beispielsweise sind sehr anfällig für Schädlinge, die sich aufgrund einer Futterpflanze, die schier ohne Ende zur Verfügung steht, rasend schnell vermehren. Bevor die ganze Ernte zunichtegemacht wird, wird vielfach auf Insektizide zurückgegriffen, die allerdings vor allem aufkommende Nützlinge schädigen. Der Grund ist einfach erklärt: Die Nützlinge fressen die mit Gift vollgepumpten Schädlinge, nehmen damit ungleich mehr Gift auf und erholen sich wesentlich langsamer, als dies die meist sehr reproduktionsfreudigen Schädlinge tun.
Gezielter Einsatz von Nützlingen:
Im Prinzip hat die Natur dafür gesorgt, dass jeder Schädling auch einen Gegenspieler hat, wobei das Zusammenspiel durchaus komplex ist. Der Einsatz von Nützlingen sowohl in der Schädlingsbekämpfung als auch im Pflanzenschutz setzt daher ein umfangreiches Wissen voraus und muss wohl überlegt sein. Hier greift der Mensch wieder in die Natur ein und bei Fehlern (z.B. Einsatz von ortsfremden Arten) kann es zu unabsehbaren, schweren ökologischen Folgewirkungen kommen. Setzt man Nützlinge aber gekonnt ein, kann dies tatsächlich zu bemerkenswerten Erfolgen und vor allem zu einem gänzlichen Verzicht auf Insektizide führen, womit sich langfristig wieder ein ökologisches Gleichgewicht einstellen kann.
Nützlingsarten für den biologischen Pflanzenschutz:
Die hier aufgezählten Nützlinge sind nur eine kleine Auswahl und beschränken sich auf jene, die v.a. für den biologischen Pflanzenschutz relevant sind :
Marienkäfer, Florfliegen, Schwebfliegen, Raupenfliegen, Raubwanzen, Laufkäfer, Kurzflügler, Weichkäfer, Ohrwürmer/Ohrenschlürfer, Raupenfliegen, Schlupfwespen, Gallmücken, Hornissen u.v.m.
Zahlen & Fakten
Der Marienkäfer ist praktisch Symbol für die biologische Schädlingsbekämpfung. Vor allem Blattläuse stehen auf seinem Menüplan – und das nicht wenige: bis zu 70 Läuse kann er am Tag vertilgen. Obwohl man auch schon früher um die besonderen Hilfeleistungen von Nützlingen Bescheid wusste, wurde der biologischen Schädlingsbekämpfung erst Ende des 19. Jahrhunderts richtig viel Aufmerksam geschenkt: Damals bedrohte eine Schildlausart ganze Citrusplantagen in Australien und viele Bauern standen vor dem Aus. Erst mit dem Import einer Marienkäferart gelang es, die Schildläuse einzudämmen.
Als es dann 1986 auch noch nachweislich gelang, mit einer Schlupfwespenart, die den Schädling Weiße Fliege, die so genannte Gewächshausmottenschildlaus, effizient eindämmt, war der Durchbruch in der biologischen Schädlingsbekämpfung geschafft.
Heute gibt es bis zu 60 verschiedene Nützlinge, die man über bestimmte Firmen erwerben kann. Viele davon sind vor allem für den Einsatz in Gewächshäusern bestimmt, ein paar wenige finden auch im Freiland Anwendung, wie etwa Nematoden (=Fadenwürmer), die gegen den Maiswurzelbohrer eingesetzt werden.
Im Biolandbau wird vor allem auf die „Nützlingsförderung“ gesetzt. Bodengesundheit, Mischkulturen, Brachen, Fruchtfolgen, eine hohe Biodiversität und natürlich der Verzicht auf chemische Düngemittel, Pestizide und Insektizide fördern die Nützlinge und es kann sich wieder ein natürliches Gleichgewicht einstellen.
Auch im eigenen Garten kann man Nützlinge gezielt fördern, indem man in einigen Bereichen des Gartens ein wenig Wildnis zulässt. Verkehrt aufgehängte Blumentöpfe mit Stroh werden gern von Ohrenschlürfern bewohnt. Für Florfliegen gibt es eigene Überwinterungsquartiere: Holzkästen, mit Stroh gefüllt und mindestens 30 cm breit sollten sie sein.