Allgemein
Die Bäuerinnen und Bauern leben also nicht vom Milchertrag, sondern vom Verkauf der aufgezogenen Kälber, meist als Jungrindfleisch. Daher werden in der Mutterkuhhaltung vorwiegend Rinderrassen eingesetzt, die „ordentlich Fleisch ansetzen“. Also: Nicht wundern, wenn ein Bauer zwar Kühe besitzt, aber trotzdem Milch zukaufen muss…
Lebensweise
Anders als bei Milchkühen bleibt das Kalb in der Mutterkuhhaltung nach der Geburt bei seiner Mutter. Meist leben mehrere Kühe und Kälber zusammen in einer Herde, gewöhnlich mit einem Stier. Durch viel Auslauf auf Weide oder Alm gewinnt das Fleisch an Qualität. Säugt die Kuh nicht nur ihr eigenes Kalb, sondern (ein) weitere(s), spricht man von Ammenkuhhaltung.
Kälber
Die Kälber ernähren sich zuerst hauptsächlich von Muttermilch, später dann mehr und mehr von Gras oder Heu. Sie leben etwa 10 Monate bei der Mutterkuh. Dann erhält die Kuh eine kurze „Pause“ vom Milchgeben (= „Trockenstellzeit“), bevor sie das nächste Kalb bekommt. Das Jungrind wird entweder geschlachtet, als Kalbin weiter aufgezogen (wenn es später selbst Kälber bekommen soll) oder als „Einsteller“ weiterverkauft (d. h. es lebt in einem anderen Betrieb weiter).
Bedeutung
Mutterkuhhaltung passt gut zur ökologischen Grünlandnutzung und zu ertragsschwachen Standorten, die für Milchvieh zu wenig Futter liefern würden. Nicht zuletzt deshalb werden rd. 80 % der heimischen Mutterkühe im Berggebiet gehalten. Und zwar vorwiegend auf klein strukturierten Betrieben: Im Schnitt gibt es nur sechs bis sieben Mutterkühe pro Betrieb. Das mag auch daran liegen, dass Mutterkuhhaltung insbesondere für NebenerwerbslandwirtInnen interessant ist. Denn diese sind – im Vergleich mit der Milchviehhaltung – weniger an fixe Anwesenheitszeiten gebunden, wie z. B. zum Melken oder Milchabliefern. Außerdem fällt weniger Arbeit im Stall an.
Zahlen & Fakten
2018 wurden in Österreich 1,94 Mio. Rinder auf 58.600 Betrieben gehalten. Davon waren 202.000 Mutterkühe (entspricht knapp 38 % der Kühe) und 538.000 Milchkühe. Die restlichen Rinder sind Kälber, Jungvieh und Stiere. Die meisten Rinder gab es 2018 in Oberösterreich (567.000), gefolgt von Niederösterreich (436.000) und der Steiermark (320.000). 38 % der Mutterkühe stehen in Bio-Betrieben. Bei den Milchkühen sind es nur 20 %.
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