Allgemein
Vorkommen
Der Mutterkornpilz befällt vor allem Getreide und Gräser. Besonders häufig betroffen ist Roggen, insbesondere bei feuchtem Wetter während der Roggenblüte.
Giftigkeit
Der Mutterkornpilz erzeugt hochgiftige Stoffe („Mutterkornalkaloide“), die selbst in geringsten Mengen gefährlich für Mensch und Tier sind. Beim Menschen lösen sie u. a. Halluzinationen, Atemlähmung und Kreislaufversagen aus. Die tödliche Dosis beim erwachsenen Menschen liegt zwischen 5 und 10 Gramm.
Verwendung
Mutterkornalkaloide und deren synthetische „Nachbauten“ dienen als Arzneimittel. Sie lösen z. B. Kontraktionen der Gebärmutter aus und werden daher zur Geburtseinleitung verwendet. Der Name Mutterkorn wird vielfach auf diesen Effekt zurückgeführt, es gibt aber auch andere Namensherleitungen. Mutterkornalkaloide sind auch Bestandteil verschiedener synthetischer Drogen, z. B. LSD (Lysergsäurediethylamid).
Zahlen & Fakten
Gegenmaßnahmen
Wegen seiner Giftigkeit ist Mutterkorn in Lebensmitteln klarerweise unerwünscht. Durch verunreinigtes Brotgetreide traten früher immer wieder massenhafte Vergiftungen (= „Antoniusfeuer“) auf. Heutzutage können sie in Österreich beim Menschen praktisch ausgeschlossen werden. Einerseits wegen neuer, pollenreicher Roggensorten. Andererseits wird in Mühlen das Mutterkorn vor der Getreideverarbeitung effektiv entfernt, etwa durch Siebe oder Scanner. Das bedeutet allerdings einigen Aufwand bei 333.000 ha Brotgetreide-Anbaufläche in Österreich (davon 34.000 ha Roggen) bzw. rd. 840.000 Tonnen Brotgetreide (Hartweizen, Weichweizen, Dinkel, Roggen), die in heimischen Getreidemühlen vermahlen werden (Stand: jeweils 2017). In einem Kilo unverarbeitetem Getreide dürfen in Österreich maximal 0,5 g Mutterkorn enthalten sein.
Da Mutterkorn auch auf Gräsern vorkommt (v. a. nach der Blüte), ist es auch für Nutztiere gefährlich (Pferde, Wiederkäuer). Daher sollten auch frisches Grünfutter, Heu und Silage auf Mutterkornbefall kontrolliert werden. Mutterkornvergiftungen sind bei Silage wahrscheinlicher als bei Heu, weil bei letzterem während der Heubearbeitung und -ernte mehr Mutterkörner „verloren gehen“.