Beim Melken wird aus dem Euter eines Nutztieres (z. B. Kuh, Schaf, Ziege) Milch gewonnen. Es erfolgt heute vielfach nicht mehr per Hand, sondern ganz überwiegend mit sogenannten Melkmaschinen oder Melkrobotern.
Allgemein
Jene Milch, die in Österreich produziert wird, stammt zum allergrößten Teil von Kühen. Deshalb beziehen sich die folgenden Ausführungen in erster Linie auf diese Tiere.
Wann gibt eine Kuh Milch?
Nur, wenn sie ein Kalb geboren hat – wie bei allen Säugetieren. Damit eine Kuh konstant Milch liefert, muss sie also in regelmäßigen Abständen Nachwuchs bekommen, normalerweise einmal im Jahr, nach neun Monaten Tragezeit.
Was passiert mit dem Kalb?
Bei Milchkühen erhält das Kalb von der Mutter nur die gelblich-dickflüssige „Erstmilch“ (= Biestmilch, = Kolostrum). Sie hilft ihm u. a., sein Immunsystem aufzubauen. Nach etwa einer Woche produziert die Kuh dann jene Milch, die für den menschlichen Verzehr geeignet ist. Bald danach wird das Kalb von der Mutter getrennt. Es wird entweder geschlachtet oder weiter aufgezogen (zur Milch- oder Fleischproduktion). Die Kuh gibt weiterhin Milch, Abnehmer ist nun aber der Mensch.
Nur bei der Mutterkuhhaltung bleibt das Kalb länger bei der Mutter. Die Milch bekommt hier das Kalb, nicht der Mensch. Die Bäuerinnen und Bauern leben bei der Mutterkuhhaltung daher nicht vom Milchertrag, sondern vom Fleischverkauf.
Warum fließt Milch beim Melken?
Weil das Melken das Saugen des Kalbes am Euter simuliert. Das regt die Milchabgabe an.
Wie oft wird gemolken?
In der Regel zwei Mal täglich – in der Früh und am Abend. Nur beim Melkroboter (siehe unten) entscheiden die Kühe selbst (in gewissen Grenzen), wann und wie oft sie gemolken werden.
Wie wird gemolken?
- Händisch:
Erfordert einige Übung und Feingefühl. Bauer oder Bäuerin sitzen seitlich der Kuh auf einem Melkschemel. Indem sie die Finger zusammendrücken und nach unten schieben, pressen sie die Milch aus den Zitzen des Euters. Sie wird in einem Melkeimer aufgefangen. - Melkmaschine:
Bei diesem elektrischen Melkgerät stülpt der Bauer bzw. die Bäuerin sogenannte Melkbecher über jede Zitze. In diesen „Gummisaugern“ erzeugt anschließend eine Pumpe einen pulsierenden Unterdruck. „Pulsierend“ heißt, Saugen und Entlasten wechseln sich ab – in etwa im Rhythmus eines trinkenden Kalbes. Die Milch wird abgesaugt, über Schläuche zu einem Auffangbehälter geleitet und gekühlt. Melkmaschinen sollen v. a. bei größeren Kuhherden den Melkaufwand verringern. Es existieren tragbare Systeme und fix eingebaute (= Melkstand). - Melkroboter (= automatisiertes Melksystem, AMS)
Nachdem die Kuh mit Futter angelockt wurde, wird sie im Melkroboter eingeschlossen. Dieser legt den Tieren automatisch das Melkgeschirr an, melkt sie und reinigt das Euter. Danach „entlässt“ der Roboter die Kuh wieder.
Wie lange dauert das händische Melken?
Die milchfördernde Stimulation beim Melken dauert nur maximal 10 Minuten an, deshalb sollte man in dieser Zeit fertig sein. Mit Vor- und Nachbereitung muss man etwa eine Viertelstunde Melkzeit pro Kuh rechnen.
Was muss man sonst beim Melken beachten?
Vor allem die Hygiene. Die Euter, das Melkzeug, aber auch die eigenen Hände müssen regelmäßig gereinigt werden. Bei mangelnder Pflege können Euterinfektionen auftreten und Krankheitserreger leicht an andere, bislang noch gesunde Tiere weitergegeben werden.
Was bedeutet „vormelken“?
Die ersten zwei, drei Strahlen pro Zitze sind unter Umständen mit Krankheitserregern belastet. Diese Milch wird daher nicht als Lebensmittel verwendet, sondern separat im sogenannten „Vormelkbecher“ aufgefangen. So gelangen keine Keime in die Milch oder auf den Boden (von wo sie mit den Klauen verschleppt werden könnten). Mit der Milch im Vormelkbecher wird die Qualität der Milch geprüft (Aussehen, Geruch). Gleichzeitig regt das Vormelken das Einschießen der Milch an.
Wie viel Milch gibt eine Kuh pro Tag?
Heutzutage, je nach Milchkuh-Rasse, 20 bis 40 Liter, bei „Hochleistungskühen“ sogar 50 Liter. Macht 10.000 bis 12.000 Liter jährlich, manchmal sogar bis zu 16.000 Liter. Das ist das Zwei- bis Dreifache als in den 1950er Jahren. Mit „normalem“ Wiesen-Grünfutter sind solche Zuwachsraten kaum mehr zu erzielen. Deswegen bekommen Hochleistungs-Milchkühe heutzutage zusätzlich energiereiches (aber artfremdes) „Kraftfutter“ (z. B. Weizen, Hafer, Gerste, Mais, Soja). In Österreich werden auf rd. 50 % der Äcker keine Lebensmittel mehr für den Menschen angebaut, sondern Futter für die intensive Tierhaltung.
Wie lange gibt eine Kuh Milch?
Bis zu 10 Monate nach Geburt des Kalbes, also etwa 300 Tage. Danach wird die Kuh rund zwei Monate „trockengestellt“. Das heißt, sie produziert dann keine Milch. Anschließend folgt die Geburt des nächsten Kalbes. Dieser Zyklus aus Milchproduktion und kurzer Pause wird etwa fünf Jahre lang beibehalten.
Warum gibt es auf Milchviehbetrieben kaum Stiere?
Weil Stiere keine Milch geben – und reine Milchviehbetriebe daher wenig mit ihnen anfangen können. Und weil Kühe heutzutage überwiegend künstlich befruchtet werden. Dabei lassen sich mithilfe eines Floureszenz-Verfahrens gewissermaßen jene Spermien „herausfiltern“, die mit ziemlicher Sicherheit den erwünschten weiblichen Nachwuchs ergeben werden.
Zahlen & Fakten
Milchkühe & Milchmenge:
2018 erzeugten 538.000 Milchkühe in Österreich rd. 3,8 Mio. Tonnen Rohmilch (durchschnittlich gut 7.000 kg pro Tier). 89 % (3,39 Mio. Tonnen) davon gehen an die Molkereien, der Rest wird am Bauernhof verbraucht (für Mensch und Tier). Der Bioanteil bei Milch beträgt rund 18 %. Vom Anteil her liegt Österreich damit EU-weit an der Spitze.
Weiters produzierten 28.400 Schafe rd. 12.700 t Rohmilch (knapp 450 kg pro Tier). 38.600 Ziegen erzeugen 26.100 t Rohmilch (rd. 670 kg pro Tier).
Milchkonsum:
Herr und Frau Österreicher konsumieren rd. 80 kg Trinkmilch pro Jahr (inkl. Joghurt und Sauermilch). Insgesamt lässt sich der Milchbedarf in Österreich leicht abdecken, denn hierzulande wird mehr Milch erzeugt als benötigt wird (Selbstversorgungsgrad bei Konsummilch: 166 %).
Milchviehbetriebe & Molkereien:
In Österreich liefern ca. 29.000 landwirtschaftliche Betriebe Milch an Molkereien ab. Insgesamt sind die milcherzeugenden Betriebe seit dem Jahr 1980 um fast drei Viertel zurückgegangen. Ein Drittel der heimischen Milch kommt aus Oberösterreich, den höchsten Bioanteil hat Salzburg. Schätzungen zufolge besitzen etwa 800 Milchbetriebe (knapp 3 %) Melkroboter.
Im Jahr 2018 gab es in Österreich 84 Milchverarbeitungsunternehmen (Molkereien bzw. Käsereien) mit rd. 5.000 ArbeitnehmerInnen an 107 Standorten.