Allgemein
Entstehung, Bodentrocknung, Ernte
Das Herstellen von Heu als Winterfutter geht wohl bis ins Mittelalter zurück. Dazu wird Gras gemäht und dann zur Trocknung bei möglichst niederschlagfreiem Wetter großflächig verteilt am Boden liegen gelassen (= Bodentrocknung), meist drei bis vier Tage lang. Währenddessen wird das Gras mehrfach bearbeitet – früher mit Heurechen, Heugabel und Heuwagen, heutzutage meist mit dem Traktor und speziellen Maschinen: Das gemähte Gras wird mehrmals gewendet („gezettet“), damit es besser trocknen kann. Jeden Abend recht man das Heu zu Zeilen (= „Schwaden“) zusammen, damit es möglichst wenig nächtliche Luftfeuchtigkeit aufnimmt. Das sorgfältige Trocknen ist wichtig, weil nasses Heu schimmeln oder sich später im Heulager am Bauernhof sogar von selbst entzünden könnte.
Ist das Heu trocken, wird es eingesammelt und zu Ballen gepresst, die am Bauernhof eingelagert werden: entweder kleinere, rechteckige Ballen, die man noch tragen kann, oder große Rundballen, die mehrere hundert Kilo wiegen können. Frisches Heu darf erst nach ca. 2 Monaten gefüttert werden (nach der sogenannten Schwitzphase). Sonst kann es insbesondere bei Pferden zu gefährlichen Verdauungsstörungen kommen.
Gerüsttrocknung, Nachtrocknung
Selten wird Heu noch auf Holzgestellen getrocknet (= Gerüsttrocknung). Je nach Form, Bauweise und Region in Österreich heißen diese Gerüste „Reuter“, Harpfen“, „Heinzen“, „Hiefler“ oder „Heumandl“. Diese Form der Trocknung erfordert viel Handarbeit. Auf manchen Bauernhöfen kann das Heu vergleichsweise feucht eingebracht werden, weil es im Heulager mit Belüftungsanlagen nachgetrocknet wird.
Heubringen, Heuziehen
Früher wurde das Heu von Bergwiesen oft in Heustadeln bis zum Winter zwischengelagert, weil es auf Schnee leichter ins Tal gebracht werden konnte. Der Abtransport der großen, oft mehrere hundert Kilo schweren Heuballen (das „Heubringen“ oder „Heuziehen“) erfolgte mit speziellen Heuschlitten oder mit menschlichen „Bremsern“, die sich gegen das Gewicht der Heuballen stemmten. Heute ist diese gefährliche Winterarbeit kaum mehr nötig, weil das Heu durch bessere Zufahrtsmöglichkeiten meist schon im Sommer mit Fahrzeugen abtransportiert werden kann.
Heu & Grummet
Der erste Wiesenschnitt im Jahr wird Heumahd genannt. Er erfolgt im Frühsommer. Es entsteht dabei das Heu im engeren Sinn. Die getrockneten Pflanzen des zweiten Wiesenschnittes heißen „Grummet“ (in manchen Regionen auch „Groamat“ oder „Ohmad“). Das Grummet enthält mehr Kräuter und Nährstoffe als der erste Schnitt. Weitere Schnitte können folgen. Sie heißen entweder ebenso Grummet oder haben eigene Bezeichnungen (z. B. „Woad“ für den dritten Schnitt).
Zahlen & Fakten
In Österreich werden allein für Pferde rd. 350.000 Tonnen Heu benötigt. Viel Heu wird auch zu Rot- und Rehwildfütterungen gebracht. Insgesamt ist die Heuproduktion heute aber weitgehend von der Silage-Herstellung verdrängt worden. Während 1970 nur 20 % der österreichischen Landwirte Silofutter verwendeten, waren es 2010 schon 85 %. Silage hat ein deutlich geringeres Wetterrisiko, da das Gras nicht so lange zum Trocknen auf der Wiese liegen muss wie bei der Heuherstellung. Allerdings besitzt die Silage auch Nachteile, etwa aus Sicht des Naturschutzes, der Artenvielfalt und der Nahrungsmittelsicherheit (Käseproduktion).
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