Allgemein
Als Herdenschutzhunde werden normalerweise große, kräftige Hunderassen eingesetzt, z. B. der „Maremmano-Abruzzese“ aus Italien oder der französische Pyrenäen-Berghund. Unter gewissen Voraussetzungen können sie Eindringlinge recht effektiv vertreiben.
Herdenschutzhunde leben im Idealfall von Geburt an mit „ihrer“ Herde zusammen und verteidigen sie zeitlebens gegen „Eindringlinge“. Sie tun das sehr eigenständig, oft ohne einen zusätzlichen Hirten. Das unterscheidet sie von den kleineren und wendigeren Hütehunden (wie etwa Border Collie oder Australian Shepherd). Letztere sind stärker auf Anweisungen eines Menschen angewiesen, können die Herde besser zusammenhalten, jedoch kaum gegen große Raubtiere verteidigen.
Zahlen & Fakten
In Österreich kehren gerade Großraubtiere in die Kulturlandschaft zurück. Dort reißen sie manchmal auch Nutztiere. Am stärksten gefährdet sind Schafe und Ziegen in entlegenen Gebieten und auf Almen. Und zwar am ehesten durch den Wolf, teilweise auch durch Bären. Der Luchs dagegen wird nur in Ausnahmefällen Nutztiere erbeuten. Die zugewanderten – und unter Naturschutz stehenden – Raubtiere stellen Österreichs LandwirtInnen vor große Herausforderungen. Denn die Tradition der Behirtung ist weitgehend verloren gegangen – sie ist schlicht nicht mehr rentabel. Schaf & Co verbringen den Sommer daher normalerweise ungeschützt und unbeaufsichtigt auf Österreichs Almen. Einzäunen erscheint unter diesen Voraussetzungen in weitläufigen Bergregionen ebenso unrealistisch.
In dieser Situation könnten Herdenschutzhunde einen Beitrag zum Vorbeugen von Nutztierrissen leisten. Allerdings ist ihr Einsatz aufwändig. Er braucht viel Vorlaufzeit (Zucht, Ausbildung, Gewöhnen an die Herde). Zeit, die Nebenerwerbslandwirte häufig nicht haben. Und er ist teuer. Ein Modellprojekt in Kals (Osttirol) hat gezeigt, dass sich Herdenschutzhunde nur bei großen Herden rechnen (wenn möglich über 500 Tiere). Die typische Nutztierherde auf Österreichs Almen ist jedoch deutlich kleiner. Außerdem verteilt sie sich oft über ein großes Gebiet, was ihren Schutz zusätzlich erschwert. Bislang werden Herdenschutzhunde in Österreich noch kaum eingesetzt. Anders in der Schweiz: Dort sind etwa 200 anerkannte Herdenschutzhunde im Einsatz – insbesondere in Risikozonen, wo Nutztiere bereits von Wolf, Bär oder Luchs gerissen wurden, oder auch als kurzfristige „Wolfsfeuerwehr“ in Akutsituationen (mobiler Herdenschutz).
Blühendes Österreich-Artikel:
Wolf - Interview mit einer Jägerin
Schaf als Nutztier, das wollige Multitalent
Sarplaniacs als Herdenschutzhunde im Kososvo © Nedih Limani, Murgjo Sharr Mountain Dog Nedi Limani, CC BY-SA 3.0
Nedih Limani, Murgjo Sharr Mountain Dog Nedi Limani, CC BY-SA 3.0
Der Pyrenäenberghund, Chien de Montagne des Pyrénées oder Patou wird als Herdenschutzhund und Hütehund eingesetzt. © Don DeBold, Great Pyrenees Sheep Dog Guarding the Flock (5113678413), CC BY 2.0
Sarplaniacs als Herdenschutzhunde im Kososvo © Nedih Limani, Murgjo Sharr Mountain Dog Nedi Limani, CC BY-SA 3.0
Nedih Limani, Murgjo Sharr Mountain Dog Nedi Limani, CC BY-SA 3.0
Der Pyrenäenberghund, Chien de Montagne des Pyrénées oder Patou wird als Herdenschutzhund und Hütehund eingesetzt. © Don DeBold, Great Pyrenees Sheep Dog Guarding the Flock (5113678413), CC BY 2.0