Allgemein
Herkunft:
Auf das Schwein gekommen ist der Mensch in der Jungsteinzeit. Vor etwa 9.000 Jahren begann er, Wildschweine als Haustiere zu halten. Nach allem, was man weiß, erfolgte dies an mehreren Orten mehr oder weniger zeitgleich und unabhängig voneinander (z. B. Anatolien, Naher Osten, China).
Schweinerassen:
Im Laufe der Zeit entstand durch Züchtung eine Vielzahl von Schweinerassen. Mastschweine beispielsweise werden heute vor allem auf extrem raschen und starken Fleischzuwachs hin gezüchtet. Andere Hausschweinrassen, die nicht mit diesen „Hochleistungsschweinen“ für die Massentierhaltung mithalten können, sind dagegen selten geworden oder vom Aussterben bedroht. Ein Beispiel dafür ist das Mangalitza-Schwein (Wollschwein). Neben den domestizierten Rassen existiert auch immer noch ihr Urahn, das Wildschwein.
Ferkel, Sau, Eber:
„Schweine“ dient als Oberbegriff. Je nach Geschlecht und Alter unterscheidet man:
- Ferkel: Jungtier, männlich oder weiblich.
Eine Sonderform ist das Spanferkel: Es ist so jung, dass es noch an der Zitze (= „Span“) saugt. - Sau: erwachsenes weibliches Tier
- Eber: erwachsenes männliches Tier
Nutzung:
Schweine werden fast nur zu einem Zweck gehalten: Zur Produktion von Fleisch oder weiterverarbeiteten Produkten (Speck, Wurst, etc.). Zuchtbetriebe liefern ständig Nachwuchs, in Mastbetrieben legen die Schweine Fleisch zu.
Fortpflanzung:
Ab dem neunten Lebensmonat werden Hausschweine geschlechtsreif. Grundsätzlich können Sauen das ganze Jahr über trächtig werden. Heutzutage erfolgt dies fast ausschließlich über künstliche Befruchtung, meist zweimal im Jahr. Nach etwa 113 Tagen Tragezeit bringt die Muttersau um die zehn Ferkel zur Welt (jeweils etwa ein Kilogramm schwer). Der Geburtsvorgang wird „abferkeln“ (oder „ferkeln“) genannt.
Sinnesleistungen:
Das wichtigste Sinnesorgan des Hausschweins ist sein Rüssel. Mit ihm kann es gut tasten. Vor allem aber sitzt dort der hervorragende Geruchssinn. Er ist ähnlich fein wieder jener von Hunden und wird u. a. verwendet, um mit Schweinen unterirdische Trüffel aufzuspüren.
Schweine hören auch recht gut, dafür sehen sie umso schlechter. Außerdem sind die Paarhufer hochintelligent und neugierig. Experimente legen nahe, dass sie u. a. ein Zeitverständnis haben, dass sie zählen, sich ihren Namen merken und sich selbst im Spiegel erkennen können.
Eines jedoch können Schweine nicht: schwitzen. Sie besitzen keine Schweißdrüsen. Um sich vor Hitze und Sonnenbrand zu schützen, suchen sie daher schattige Plätze auf. Oder sie suhlen sich im Schlamm. Reibt das Schwein die getrocknete „Dreckkruste“ später wieder ab, wird Ungeziefer gleich mitentfernt.
Ernährung:
Hausschweine sind Allesfresser mit großem Appetit. Sie vertilgen fast alles, was ihnen vor den Rüssel kommt: Eicheln, Kastanien, Wurzeln, Knollen, Pilze, Insekten, Würmer, Obst, Gemüse. Auf vielen Bauernhöfen verwerteten Schweine früher auch Speisereste oder andere organische Abfälle. Im Sommer nahm man sie sogar mit auf die Alm, wo sie sich von u. a von Resten aus der Milchverarbeitung ernährten (Molke). In natürlicher Umgebung verbringen Schweine etwa sieben Stunden pro Tag mit Nahrungssuche und Fressen – u. a., indem sie mit ihrem Rüssel in der Erde wühlen.
Heute ist bei Mastschweinen allerdings Massentierhaltung üblich. Dort füttert man die Tiere v. a. mit „Kraftfutter“ (z. B. Gerste, Soja, Weizen, Mais), damit sie möglichst rasch an Gewicht zulegen.
Lebensweise, Haltung:
Schweine sind hochsoziale und sehr gesellige Tiere. Unter natürlichen Bedingungen halten sie sich viel im Freien auf und leben gerne in Gruppen von 20 bis 30 Tieren („Rotten“). Diese Gruppen setzen sich aus Säuen und ihrem Nachwuchs zusammen. Die männlichen Tiere verlassen nach der Geschlechtsreife die Rotte und bilden eigene Junggesellengruppen. Ältere Eber leben meist als Einzelgänger.
In großen Mastbetrieben werden Schweine hingegen nicht selten zu hunderten gehalten, auf engem Raum, oft ohne Auslauf ins Freie. Ferkel und Säue werden dort häufig voneinander getrennt, die Gruppen sind viel zu groß und werden ständig „neu durchmischt“. All das entspricht nicht den natürlichen Bedürfnissen der sehr geselligen Schweine. Und es verhindert, dass sich klare Rangordnungen ausbilden können. Oder dass sich Schweine auch einmal aus dem Weg gehen können, wenn es von der Rangordnung her geboten wäre. Die Konsequenz: Dauerstress, psychische Störungen, aggressives Verhalten, Verletzungen, manchmal Kannibalismus. Enge, wenig Körperpflege- und Bewegungsmöglichkeiten sowie Stress machen Intensiv-Mastschweine aber auch anfällig für Krankheiten. Darauf wird mit hohem und häufigem Medikamenteneinsatz reagiert (z. B. Antibiotika).
Lebensdauer:
Grundsätzlich können Hausschweine 8 bis 12 Jahre alt werden. In der Intensivtierhaltung werden sie üblicherweise aber viel früher geschlachtet: nach etwa acht bis neun Monaten. In dieser kurzen Zeit hat ein „Hochleistungs-Mastferkel“ sein ideales Schlachtgewicht von etwa 110 kg erreicht. Ein Weiterfüttern wäre aus rein ökonomischen Gesichtspunkten nicht mehr rentabel, weil bei hohem Futtereinsatz nur mehr ein geringer Massezuwachs erreicht wird. Und weil das Fleisch immer fettreicher würde, was die KonsumentInnen nicht schätzen.
Zahlen & Fakten
Weltweit wird etwa 1 Milliarde Schweine gehalten, allein die Hälfte davon in China. In Österreich sind es 2,77 Millionen (Stand 2019). Davon entfallen 1,37 Mio. auf Ferkel/Jungschweine, 234.000 auf Zuchtschweine und 1,17 Mio. auf Mastschweine. Fast 94 % aller österreichischen Schweine leben in einem der drei Bundesländer Oberösterreich, Niederösterreich oder Steiermark. Insgesamt gibt es 24.000 Betriebe mit Schweinehaltung in Österreich (Stand 2017) – mit durchschnittlich mehr als 110 Schweinen pro Hof. 1995 waren es noch 35 Tiere pro Betrieb. Der Bio-Anteil bei österreichischen Schweinen steigt zwar, lag 2019 aber nach wie vor auf niedrigem Niveau: bei 3 %.
In Österreich werden jährlich 5,15 Mio. Schweine geschlachtet (entspricht 14.100 täglich). Sie liefern 510.000 Tonnen Fleisch (Stand jeweils 2018). Das entspricht grob der Hälfte Gesamt-Fleischproduktion in Österreich. Herr und Frau Österreicher konsumierten im Jahr 2019 jeweils 37 Kilo Schweinefleisch. Das sind 0,7 kg pro Person und Woche. Damit ist Schweinefleisch die am häufigsten konsumierteste Fleischsorte. Von ihr wird dreimal so viel verzehrt wie von der zweitbeliebtesten Fleischquelle: Hühnern.